Start featured Ein Kreis von und für Menschen

Ein Kreis von und für Menschen

„In einer Zeit, in der geflüchtete Menschen ökonomisiert werden, eine „Krise“ Europa erfasst hat, macht Ihr deutlich, dass es weiterhin um das Menschliche geht. Ihr begegnet dem Menschen; nicht dem Syrer oder der Kosovarin, nicht demjenigen, der das Bruttosozialprodukt steigert oder derjenigen, für die kein Platz mehr in einer städtischen Unterkunft ist; Ihr begegnet dem Menschen.“ Mit dem Blick auf das Wesentliche brachte es Freya Lüdeke in ihrer Laudatio zum 30-Jährigen im September 2015 auf den Punkt. So lange schon stellt sich der Arbeitskreis Asyl bereits in den Dienst von geflüchteten Einzelpersonen und Familien.

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Foto: AK Asyl
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„Ihr seid da im alltäglichen Leben, Ihr helft dort, wo Unterstützung gebraucht wird, seid Ansprechpartnerinnen“, fügte Freya Lüdeke hinzu. Sie kennt den Arbeitskreis ganz genau, zu dem sie einen engen Kontakt pflegt, seitdem sie 2013 als Flüchtlingsberaterin zum Diakonischen Werk des Kirchenkreises Jülich gekommen ist. „Seit dem Gründungsjahr 1985 bis 2015 unterstützte der Arbeitskreis Asyl Jülich e.V. geflüchtete Einzelpersonen und Familien, indem er in die Sammelunterkünfte bzw. Wohnungen kam“, beschreibt es Susanne Schlüter, die den Arbeitskreis aktuell leitet. In den ersten 30 Jahren hatte insbesondere Rosi Schröder das Engagement des AK geprägt, ehe sie 2016 starb. Derzeit sind neben Susanne Schlüter auch Karin Bittmann und Marita Stäbler-Hackhausen für die Geschicke des AK Asyls verantwortlich.

Das Engagement des Arbeitskreises äußert sich in völlig unterschiedlichen Aktivitäten. So wurden Hilfeleistungen in Form von Begleitung zum Ausländeramt oder zu Arztbesuchen gegeben, aber ebenso Nachhilfe beim Erwerb der deutschen Sprache, Organisation von Haushaltsgegenständen sowie Kleidung, Fahrräder und Kinderwagen als auch Beratung bei Problemen des täglichen Lebens. Eine Herzensangelegenheit des Arbeitskreises war es zudem stets, Freude und Abwechslung in den Alltag der Geflüchteten zu bringen, bekräftigt Susanne Schlüter. Dazu hat der Kreis oftmals Spielenachmittage und Ausflüge in die nähere Umgebung organisiert.

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Das Erlernen und Anwenden der deutschen Sprache für den Alltag steht dabei stets im Vordergrund. So bietet der AK Asyl wöchentlich in drei verschiedenen Sprachniveaus Deutschunterricht mit Kinderbetreuung an. Dieses Angebot wird unter anderem gerne von jungen Müttern angenommen. Zur Begleitung und Qualifizierung der Ehrenamtler findet einmal monatlich eine Teamsitzung mit Unterstützung von Mitarbeitern der Wohlfahrtsverbände in Jülich statt. In den Schulferien veranstaltet der AK Asyl zudem Ausflüge für zugewanderte Familien mit Kindern zur Orientierung in Jülich und der Region.

Natürlich gehört auch die Öffentlichkeitsarbeit zu den notwendigen Tätigkeiten. Hierzu zählen auch Gespräche mit den Bürgern und die Vermittlung von Information rund um das Thema Flucht / Asylbewerber, um in der Bevölkerung Vorurteile abbauen zu helfen. Dazu organisiert der AK Asyl im jährlichen Rhythmus einen Infostand in der Stadt. Daneben ist der Arbeitskreis in vielen sozialen Gremien der Stadt vertreten.

Infolge der verstärkten Migration von Flüchtlingen unter anderem wegen des Bürgerkriegs in Syrien kamen Anfang 2015 auch vermehrt Menschen aus anderen Ländern nach Jülich. Um diesen eine zentrale Anlaufstelle zu bieten, richtete der AK Asyl bereits im Februar 2015 das Café Contact in den Räumlichkeiten der Evangelischen Kirchengemeinde in Jülich ein. Hier erhalten Betroffene zweimal monatlich die Gelegenheit zum Kontakt zu anderen Menschen aus Jülich, Beratung zu Problemen des alltäglichen Leben, Unterstützung bei Familienzusammenzug und Familiennachzug, dem Ausfüllen von Formularen, und darüber hinaus Kinderbetreuung, Dolmetscherdienste, (Sprach-Patenschaften) sowie Hilfestellung im Gesundheitswesen in Form von Vorträgen etwa zu Geburt und Kindergesundheit.

„Wir möchten sicherstellen, dass den Neubürgern weiterhin eine humanitäre Aufnahme, eine erste Integration und ein Verbleib mit Perspektive angeboten wird“, erklärt Susanne Schlüter. „Unser Engagement soll auch in Zukunft die Gesellschaft und die Politik überzeugen, dass eine humanitär geprägte Aufnahme von Geflüchteten mehr Erfolg hat als das Konzept der Integrierten Rückkehr, die aktuelle Rückführungspolitik von Bund und Ländern.“ Dabei habe die Umsetzung der Asylverfahren sowie des Schutzrechtes von Geflüchteten oberste Priorität. „Wir möchten weiterhin öffentliche Diskurse für eine Wir-Kultur und gegen ausgrenzendes Nebeneinander führen.

Das starke Engagement zeigt gute Früchte, und das nicht nur bei denjenigen, die Hilfe benötigen. Auch von externer Seite wird die Arbeit honoriert. So wurde der persönliche und ehrenamtlich engagierte Einsatz des Arbeitskreises 2018 mit dem Bürgerpreis „Klippe“ der örtlichen SPD geehrt. Und ganz aktuell gehört der Arbeitskreis Asyl Jülich e.V. zu den Nominierten für den Deutschen Engagement Preis, dem unter anderem vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unterstützten Dachpreis für bürgerschaftliches Engagement in Deutschland.

„Mit Eurem Tun setzt Ihr ein Zeichen! Ein bitter-nötiges Zeichen für Akzeptanz und Inklusion. Ihr macht deutlich, dass man die Welt nicht so lassen muss, wie sie ist, sondern wir alle uns aktiv einmischen und in unserem Rahmen gestalten können“, unterstrich Freya Lüdeke bereits zur Verleihung der Klippe. „Euer alltägliches Tun, auch wenn es im Kleinen passiert, ist somit hochpolitisch. Denn Ihr tretet ein für die Rechte von Menschen, denen es an Lobby fehlt und deren Rechte nach wie vor eingeschränkt werden. Ihr ermöglicht Ihnen Teilnahme und Teilhabe an der Gesellschaft.“


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