Auf Initiative des Broicher Bürgerforums – oder genauer: einer Gruppe von fünf, sechs Leuten innerhalb des Forums, wie Arno Küpper erläutert – ist ein Förderantrag an das Land Nordrhein-Westfalen gestellt worden, um das historische Bollwerk „Schwedenschanze“ mitsamt seinem Kreuzweg in Stand zu setzen. In einer Eilentscheidung hatte der jüngsten Haupt- und Finanzausschuss durch die Freigabe von Mittel den Start möglich gemacht, damit die Maßnahme fristgerecht bis 15. Oktober abgewickelt sein kann. Erste Gespräche mit Bürgermeister Axel Fuchs habe es bereits letztes Jahr im Frühjahr gegeben, berichtet Arno Küpper. „Herr Fuchs möchte auch gerne eine entsprechende Beschilderung am Rurufer-Radweg zur Schanze und zu unserem Schloss“, freut sich der engagierte Broicher. Erklärtes Ziel der Broicher Bürgerinitiative Bürgerforum ist es in jedem Fall, dass die Schanze „nett hergerichtet“ wird und auf entsprechenden Schildern die geschichtlichen Informationen dazu bereitgestellt werden.
Eine erste urkundliche Erwähnung der Schwedenschanze stammt aus dem Jahr 1622, berichtet Arno Küpper weiter. Das Bauwerk war damals Teil eines Befestigungswalls und wurde auch im Zweiten Weltkrieg entsprechend genutzt – was wenig verwundert, denn von dort habe man einen guten Blick übers Rurtal. Was in der Vergangenheit aus militärischen Erwägungen von Vorteil war, kann und soll heute von Spaziergängern und Fahrradfahrern genossen werden. Und neben dem schönen Ausblick bietet die einstige Befestigungsanlage noch mehr zu entdecken: ein zurzeit recht verwitterter Kreuzweg lädt dort seit dem 19. Jahrhundert zu Gebet und Besinnung ein. Überhaupt sind Verwilderung und Verwitterung ein Problem, mit dem die Schwedenschanze wohl schon länger zu kämpfen hat. In einem Beitrag für das Kreisjahrbuch schrieb Detlef Braun 2019, die Schwedenschanze sei „ein Hügel bei Broich am rechtsseitigen Abhang zum Rurtal, heute zugewachsen und annähernd verwildert.“ Weiter kritisiert Braun in seinem Artikel, dass Bäume, Sträucher und Wurzelwerk sowohl den Graben als auch den sternförmigen Erdwall längst überwuchert hätten und die Konturen der Festungsanlage unscharf geworden seien. Dabei, so der Autor weiter, dürfte diese sogenannte „Feldverschanzung“, die ihren Namen zwar den schwedischen Besatzungstruppen aus der Zeit der napoleonischen Kriege (19 Jh.) zu verdanken hat, aber weit älter ist, ein „ziemlich einmaliges“ Denkmal der Befestigungstechnik sein.
Ein ähnliches Schicksal hat den Kreuzweg ereilt. Vierzehn aus Backstein gemauerte Bildstöcke, darauf die Passion Christi in gebranntem Ton dargestellt, formen einen Kreis rund um ein großes graues Steinkreuz, ein sogenanntes Feldkreuz. Betreten werden darf die gesamte Anlage seit etwa vier Jahren nicht mehr. Denn viele der dort wachsenden Bäume sind von der Rußrindenkrankheit befallen. Eine Pilzerkrankung, deren Sporen zum einen ungesund für Menschen sind, und die darüber hinaus dazu führt, dass die Bäume absterben und brüchig werden. Grund genug für die Pfarrgemeinde ein Betretungsverbot auszusprechen, erklärt Mirjam Klein. Neben ihrem Engagement im Gemeinderat ist die Broicherin auch im Bürgerforum aktiv und hat den Antrag auf Förderung durch das LEADER-Projekt der Landesregierung mit voran getrieben. Dazu wurden zunächst die Eigentumsrechte von der Kirchengemeinde an die Stadt Jülich übertragen, bevor nach „vielen, vielen Stunden Arbeit“, so Klein, eine erste Projektvorstellung bei der LEADER-Region „Rheinisches Revier an Inde und Rur“ erfolgte. Von dort kam grünes Licht, der offiziellen Bewerbung um Fördermittel ans Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW stand nichts mehr im Weg. „Wir haben alles vorbereitet, unterschrieben hat Axel Fuchs für die Stadt Jülich“, berichtet Mirjam Klein. Zwei dicke Ordner voller Unterlagen seien am Ende dabei zusammengekommen, lacht sie.
Lohn der Mühe ist die Zusage über 140.000 Euro – davon sind 49.000 Euro Eigenanteil der Stadt. Das Geld wird also fließen, wie geht es nun weiter? Der Plan steht, Angebote sind eingeholt und die ersten Aufträge sind vergeben. In einem ersten Schritt werden sämtliche befallenen Bäume gefällt, bevor dann die Bildstöcke des Kreuzwegs restauriert werden. Sie erhalten ein neues Dach, das Klinkerwerk muss ebenfalls in Stand gesetzt werden, erzählt Arno Küpper. Daran anschließend soll der einstige Weg wiederhergestellt werden: kreisrund wird er entlang der vierzehn Bildstöcke führen. Danach werden mehrere Sitzgelegenheiten geschaffen, Bänke mit Tischen und zwei sogenannte Waldsofas sollen es sein. „Hier war früher ein beliebter Treffpunkt“, berichtet Mirjam Klein. Und genau das soll es wieder werden, sind sich Klein und Küpper einig, der sich gerne daran erinnert, als Kind hier oben gespielt zu haben. Abschließend wird dann die Baumbepflanzung im Innenkreis des Kreuzweges „eins zu eins“ wieder hergestellt. Um die Schwedenschanze herum soll die Natur sich frei entfalten, die jungen Schösslinge und Triebe dürfen dort ungestört weiterwachsen. Und der Kreuzweg kann dann vielleicht sogar wieder „liturgischen Zwecken“ dienen, hofft Arno Küpper. Platz für einen Altar neben dem mächtigen grauen Feldkreuz wird es jedenfalls auch geben.