Ein gut gelaunter Pepe Schmitz führte durch die Sitzung und wenn er seinem Narrenvolk zurief „Denn so ein Dörfchen an der Rur…“ schallte es im Chor zurück „… wie Barmen gibt es einmal nur.“ So dominierte die Freude und – in Unkenntnis der Umstände vermutlich – blieb die Träne im Knopfloch aus. In Ermangelung eines „sandhasigen“ Literaten, so war zu hören, hatte das Team um Präsident Pepe selbst das Programm „gezaubert“ und das verleitete zu Lachsalven. „Ne bonte Pitter“ besuchte im kleinen Grenzverkehr Barmen und amüsierte unter anderem mit seinen Wortverdrehern zu politisch korrekter Sprache (Altweiberbsommer heißt nun feminine Jahreszeit ohne Zyklusunterbrechung), „Ne Schwadlapp“, mit dem Charme des 50-er-Jahre Ehegeplänkels („Meine Frau liebt mich nicht mehr“ – Publikum: „Oooohhh“) und dem Bauchredner-„Paar“ Werner & Dodo, der schließlich Präsident Pepe und Steffi Mackedanz als „Assistenten“ auf die Bühne bat, die sich dort im besten Sinne zu Witzfiguren machen lassen mussten. Ein großer Spaß und großen Respekt vor den Akteuren, die bereitwillig mitgemacht haben. Begeisterung – auch stimmlich – erzeugte der „Landmetzger“, der herrlich ironisch von seiner Kundschaft berichtete, zu der ulkiger Weise neben Karl Lauterbach auch Joe Locker und Herbert Grönemeyer zu gehören scheinen.
Darüber hinaus stehen die „Bärmer“ vor allem für ihre Tanzkultur. Es ging hoch her und die „kleine“ Bühne in der Schützenhalle, die jede Jahr zur fünften Jahreszeit zur närrischen Hochburg mutiert. Fast zu klein war sie beim Aufmarsch der Fidele Kölsch, die „Mutter Colonia“ mitgebracht hatten und im besten Sinne zur Zeitreise durch den Karneval und seine Figuren einlud. Ein besonderer Moment war sicher auch der Aufmarsch der „Eschweiler Scharwache 1882“, einer der ältesten Gesellschaften der Region.
Grundsätzlich präsentierten sich die „Sandhasen“ da am stärksten, wo sie zu Hause sind: Bei ihren Eigengewächsen. Herrlich die Minis und das Nachwuchs-Mariechen Leonie, die einstimmten, ehe „die Großen“ randurften. Ganz großartig, was die „Black Illusion“, die in dieser Session auch erfolgreich in Wettbewerben stellten, mit ihrer Harry-Potter-Adaption auf die Bühne brachten. Nicht weniger imposant waren die Lady’s, denen großer Respekt gebührt für ihre Hochleistung rund um das Thema „Frankreich“ von „ZaZ“ bis zu Jacques Offenbachs „Cancan“. Dass „Krankenhaus“ ein Thema ist, dass auch Barmener beschäftigt zeigte die Männerballetttruppe „Drieschboys“. Und danach war es immer noch nicht genug. Weil die Band „Kölschraum“ sich etwas verspäteten, ging „d’r Zoch“ in der Schützenhalle schon mal vorab los, und die meisten Tänzer stiegen mit ein. Gemeinsam sangen sie den Partyhit „Der Zug hat keine Bremse“ von Mia Julia, Lorenz Büffel und Malle Anja – und mittendrin als „Schaffner“ natürlich Präsident Pepe. Ein sehenswertes Finale!
Seit 22.11.22, so war auf Nachfrage zu hören, wissen die Sandhasen, dass Präsident Pepe seine Narrenkappe ab Aschermittwoch zumindest als Frontmann der Gesellschaft an den berühmten Nagel hängt. Als Gründe nennt er zunehmende berufliche Belastungen und auch gesundheitliche Probleme, die ihn zu dem Schritt bewogen haben. „Sechs Stunden Stehen – danach bin ich fertig“, gibt Burkhard Schmitz unumwunden zu. 2014 hat er das Präsidentenamt angetreten, seit 2015 – „in Ermangelung von Alternativen – war er in Doppelfunktion auch Vereinsvorsitzender. „Ich bin ja nicht der geborene Karnevalist“, räumt Pepe ein, aber als 2014 der Umbruch kam, weil Helmut Pelzer das Amt aufgab, sei die Aufgabe aus dem Männerballett heraus an ihn herangetragen worden. Der Zug durch die „Gemeinde“ mit den Tanzgruppen habe besonders viel Freude gemacht: Besuche bei befreundeten Gesellschaften aber auch im Krankenhaus, Altenheimen und eben am 11.11. die Rathauserstürmung in Jülich.
Seit Sommer 2022 hat Claudia Stroh die Nachfolge von Burkhard Schmitz als Vorsitzende angetreten. Über einen Nachfolger am Präsidentenamt ist noch nichts laut geworden. „Da ist meiner Kenntnis nach auf weiter Flur nix zu sehen“, sagt der scheidende Präsident, zuckt die Schultern und meint: „Aber ich sag immer: Jeder ist ersetzbar.“ Der HERZOG wird berichten.
Fotos Dorothée Schenk und Nicola Wenzl