Etwa 70 Prozent aller Alzheimer-Patienten sind weiblich. Das liegt nicht nur daran, dass Frauen im Allgemeinen eine höhere Lebenserwartung haben als Männer. Bislang ist jedoch unklar, welche Faktoren genau zu dem höheren Erkrankungsrisiko führen. Gérard Nisal Bischof vermutet, dass es bei der Ablagerung des Tau-Proteins geschlechtsspezifische Unterschiede geben könnte. Diese Ablagerungen zu sogenannten Fibrillenbündeln sind neben Plaques aus Beta-Amyloid charakteristisch für die Alzheimer-Krankheit. Zudem korrelieren die Tau-Ablagerungen stark mit den klinischen Symptomen der Erkrankung.
Um dies zu untersuchen, wird Bischof die Daten von aktuell laufenden klinischen Studien mit Alzheimer-Patienten auf geschlechtsspezifische Unterschiede hin auswerten. In den Studien wurden durch das bildgebende Verfahren PET (Positronen-Emissions-Tomographie) besonders die Regionen im Gehirn betrachtet, in denen sich Tau typischerweise zu Fibrillen ablagert. Außerdem wird die gesamte Tau-Belastung der Patienten untersucht.
In einem weiteren Schritt wird der Bildungsgrad des Probanden hinzugezogen um auch hier einen möglichen Zusammenhang zur Tau-Belastung zu erkennen – denn Menschen mit einer höheren Bildung können im Falle einer Alzheimer-Erkrankung länger die Auswirkungen auf die Gedächtnisleitung kompensieren.
Mit seiner Arbeit hofft Bischof neue Erkenntnisse zu gewinnen, die zu einer geschlechtsspezifischen und damit gezielteren Alzheimer-Therapie führen können: „Die Alzheimer-Erkrankung stellt ein großes gesamtgesellschaftliches Problem dar, dessen ursächliche Erforschung uns die Möglichkeit gibt, dem langsamen Verschwinden der eigenen Biographie eines Menschen, Einhalt zu gebieten.“
Über den Kurt-Kaufmann-Preis
Der Kurt Kaufmann-Preis wird alle zwei Jahre ausgeschrieben. Die Ausschreibung bezieht sich auf wechselnde Schwerpunkte im Gesamtbereich der Alzheimer-Forschung. 2017 ist er dem Thema „Geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Alzheimer-Krankheit“ gewidmet. Die thematische Ausrichtung dient dazu, Impulse zu geben und das Forschungsgebiet weiter zu fördern.
Der Namensgeber des Preises, Kurt Kaufmann, war an Alzheimer erkrankt. Seine Ehefrau Gertrud Maria Kaufmann hatte die AFI in ihrem Testament bedacht, um die Alzheimer-Forschung zu unterstützen und zugleich ihres Mannes zu gedenken. Dies geschieht in Form des Kurt Kaufmann-Preises.