Ja, alle wollten den bekannten Comedian aus dem Ruhrpott sehen, der „mit Pferdeschwanz, Wollmütze, Brille und langen Haaren“ mit seinem aktuellen Programm auch hier die Leute mitriss und tief ins ruhrpöttische Fußball-Kneipen Milieu entführte – und das nicht immer so flach, wie es zunächst wirkte. Spätestens zur zweiten „Halbzeit“ des Abends war dann für Markus Krebs klar: „Jülich ist ein Hexenkessel“.
Allerdings mussten die Jülicher auch Nehmerqualitäten zeigen, denn bei Krebs Lieblingsthema Fußball, war Jülich dann seiner Duisburger Ruhrpott Heimat deutlich unterlegen: In welcher Liga spielt Jülich 10? In der Kreisliga? Bei uns sind die Plätze rechteckig, schießt Krebs aus der Hüfte und schnell wird klar, dass das Niveau seiner Comedy mal über und öfter auch mal unter der Gürtellinie ist. Und diese Linie ging im Laufe des Abends dann stetig nach unten: Sein Anspruch: Das Niveau von „FSK 18“ zu erreichen, schaffte er tatsächlich punktuell, was schließlich die bange Frage aufwarf: „Sind Leute unter 16 hier?“
Bei allen im Publikum hallte der Humor oft noch nach und es war nicht klar, wer jetzt über seinen aktuellen Witzes lachte und wer gerade erst den vorletzten verstanden hat. Es hagelte Pointen, aber das ist ja bei Krebs Programm. Auch Aachen bekam beim Thema Fußball sein Fett weg: „Die Stadt Aachen hatte auch eine Riesenidee: Komm wir bauen ein tolles Stadium, aber wir investieren nicht in die Mannschaft“, frotzelte Krebs, der sich ansonsten am liebsten mit Freund Nocki in seiner Hobby-Mannschaft rumtreibt, wo die Spielerfrauen alle dieselbe Gucci-Tasche vom letzten Türkei-Urlaub tragen. Dass er auf einem Auge blind ist, erfuhr das Publikum durch sein Auspark-Manöver aus der Garage. Da habe er manchmal diesen eingeschränkten Blick: „Von links kommt ein Schalker, und rechts ist auch frei“, teilt er dann seiner Freundin mit. Ja, hier lachten fast alle begeistert mit – je nach fußballerischer Orientierung natürlich – mal hier und mal da.
Aber nicht nur Männer und Fußball-Klischees, auch Frauen nahm er gerne aufs Korn: „Die Frau mit Crocks (eine Art geschlossene Asilette), hat sich aufgegeben“, weiß er. Besonders die, wo auch noch Hornhaut dran ist, heizt er das Kopfkino an. Es gebe keinen Porno, in dem Crocks mitspielten. Gesteigert werde das nur noch durch einen Dutt im Haar, findet der Mann, der seiner Freundin abends gerne zuflüstert: „Ich drehe mich schon mal auf die Seite, du weißt ja wo alles ist.“
Und dann kennt er noch die beiden Frauen, die sich darüber unterhalten, dass sie ihren Männern nicht vertrauen können, weil sie nicht mal sicher seien, ob die Kinder auch wirklich von denen seien. Nicht zu vergessen die Frau, die mit ihren zehn Kindern zum Sozialamt kommt, und die alle Sascha heißen. Doch unterschieden könne man sie natürlich am Nachnamen.
Aber Fußball ist einfach der „Gott“ seiner Witze und die Weltmeisterschaft sein Lebenselexier: „Für Korea hatten wir morgens um 7.00 das erste Bier auf“, erinnert sich Krebs. „Spielvorbereitung“. Und in seiner Hochzeitsnacht, das weiß er noch genau, „da war Schweden gegen Kamerun“. Anders als versprochen, wird der Fußballfan dann auch kurz politisch: Was die WM in Katar betrifft, macht er schnell klar: „Was da läuft ist scheiße, aber ich will Fußball gucken.“ Sein Credo: „Den Tag genießen, die Leute an der Theke genießen.“ „Ich will nicht belehren, ich will unterhalten“, sagt er.
Ein besonderes Faible hat Krebs für Vornamen. Er weiß einfach schon anhand des Namens, wo jemand arbeitet und Eltern hätten so bereits das Schicksal ihrer Kinder in der Hand: „Eine Uschi kann nur hinter der Theke arbeiten“, weiß er. Ein Andreas nur im Büro. En Karlheinz klebe sogar eine Briefmarke aufs Fax. „Ich habe Angst, dass ein Kevin mal meinen Bypass operiert“, haut er raus. Und er versucht sein heiteres Beruferaten dann auch beim Publikum – hier allerdings nicht sehr erfolgreich.
Am besten kennt Krebs eben immer noch seinen Freund Raul, den er ordentlich aufs Korn nimmt und der immer nach einer frisch geöffneten Packung Frikadellen riecht. Doch er empfiehlt den jungen Leuten im Publikum: „Lern Witze, mach ne Karriere draus. Andere gehen arbeiten.“ Das schafft aber nicht jeder so wie der Meister des „alten flachen Witzes“, den er so gerne erzählt. Schnörkellos und „auf die Fresse“.
Im Publikum gab es viel Beifall dafür. Der Trend: Männer schienen etwas mehr auf ihre Kosten gekommen zu sein, als die weiblichen Besucher, auch wenn die wohl die Karten gekauft hätten, ist sich Krebs sicher. Der Jülicher Udo Becker fand die Show „super geil aus der Hüfte geschossen. Parodie auf Kumpel Niveau“, findet er. Frau Sylvia ist zwischen vielen gelachten Tränen auch mal weggedriftet. Das ist bei so vielen Pointen auch verständlich. Vor allen Dingen, weil das Kopfkino die größte Herausforderung ans Publikum stellt, und sicher bei vielen auch noch nachgewirkt hat – und das war definitiv nicht immer ganz jugendfrei.