Das Museum Zitadelle Jülich zeigt bis zum 18. Dezember 2016 die Ausstellung „Das preußische Jahrhundert. Jülich, Opladen und das Rheinland zwischen 1815 und 1914“. Die Ausstellung ist Teil des gleichnamigen Projekts des Jülicher Geschichtsvereins 1923 e.V. und des Opladener Geschichtsvereins von 1979 e.V. Leverkusen (www.preussisches-jahrhundert.de). In sechs Themenfeldern verfolgt die Ausstellung die Entwicklung der Stadt Jülich unter Einfluss der preußischen Herrschaft. Jedem Thema sind zeitgenössische „Stimmen“ zugeordnet, die über die kostenlose App izi.TRAVEL abgerufen werden können (https://izi.travel/de/94fb-das-preussische-jahrhundert-stimmen-der-vergangenheit/de). Die „Stimmen der Vergangenheit“ geben einen facettenreichen Einblick in die Geschichte Jülichs im „langen“ 19. Jahrhundert. Ein Beispiel sei im Folgenden zitiert.
Der Arzt und königliche Kreisphysikus Carl Brockmüller (1783–1845) verfasste 1839 mit dem „Entwurf einer historisch-, statistisch-, medizinischen Topographie der Stadt und des Kreises Jülich“ eine erste Stadtgeschichte. Hierin beschreibt er ausführlich die Bewohner von Stadt und Kreis Jülich:
„Der Körperbau der hiesigen Einwohner ist durchgehend normal und einer gesunden langen Lebensdauer entsprechend, welches wohl daraus hervorgeht, dass es in und bei Jülich sehr alte Leute von 80 bis 90 Jahren und darüber giebt, trotz des in den letzten Jahren hier einheimisch gewordenen Wechselfiebers, welches denn auch wohl Ursache seyn mag, daß mehrere Einwohner nicht mehr ihre ehemalige gesunde Gesichtsfarbe haben. Die Statur der Einwohner ist ziemlich groß, stark und regelmäßig, besonders beim weiblichen Geschlecht, vielfältig von schöner Bildung, das Gesicht meist voll und rundlich, die Augen und Haare meist dunkel. In der frühesten Jugend sind letztere bei vielen braun oder blond. In der Regel ist die Brust gut gebaut, daher die Stimmen nicht zu schwach, und zur musikalischen Ausbildung geeignet. Krüppel sind hier selten; der Körper verträgt im mannbaren Alter anhaltende Beschwerden ohne Nachtheil, und läßt sich leicht gegen die schädlichen Einflüsse des unbeständigen Klimas abhärten. Der Charakter der Einwohner ist vorherrschend sanguinisch, mit phlegmatischer Beimischung. Die gewöhnliche Mundart ist ein weiches, gezogenes Plattdeutsch, im ganzen Kreise durchgehend dasselbe, und der holländischen Sprache in etwa ähnlich. – Auch der gebildete Eingeborne liebt diesen Dialekt, besonders in geselligen Kreisen, wo er die Unterhaltung sehr zuträglich und gemütlich macht.“