Ich rieche am liebsten Ölfarben, frisch gesägtes Holz und staubige Dachböden. Als ich sehr klein war, stand meinem Vater ein sehr kleiner Dachboden über unserer Wohnung in der Römerstraße zur Verfügung. Dort gab es mehr Gemälde, als ich mit 5 Jahren zählen konnte und es roch immer nach Öl und Acryl. So lernte ich schon im Kindergarten, was eine Leinwand ist und wie man einen Spachtel benutzt. Auf dem nächsten Dachboden, in der Heckfeldstraße (dieser war etwas größer), blätterten wir gemeinsam durch unzählige Bildbände und ich lernte René Magritte, Keith Haring, Frida Kahlo und Dalí kennen. Ich durfte mir alles ansehen und wurde für nichts für zu klein erklärt und dafür bin ich sehr dankbar. Ich mochte viele der Bilder in den Büchern und nahm mir auch einige zum Vorbild, aber am besten gefielen mir die Gemälde meines Vaters. Viel größer als ich,
blickten sie von den Wänden oder wuchsen auf der großen Staffelei in der Mitte des Raums heran. Wenn ich meinen Vater heute treffe, sitzen wir wieder auf einem Dachboden, diesmal in der Lorsbeckerstraße. Die Bilder sind noch immer unzählig und groß und zu fast jedem Künstler, den ich erwähne, kramt mein Vater den passenden Bildband hervor.
Unzählige Gemälde, unzählige Bildbände, und trotzdem könnte ich keinen Künstler nennen, dessen Gemälde denen meines Vaters ähneln. Sie alle sind etwas merkwürdig und hatten schon immer ein bisschen mit Aua zu tun.
SOPHIE: Findest du, in der Kunst muss immer etwas weh tun?
Peter: Auf jeden Fall muss Kunst weh tun und verstörend sein, nur so fällt sie auf und prägt sich ein. In welchem Maß es weh tut, variiert natürlich in der Wahrnehmung des Schaffenden und des Betrachters.
Außerdem gehen mir die wenigsten Bilder leicht von der Hand. Es ist ein Kampf, den ich gewinnen will, bis es perfekt ist. Und das kann manchmal auch weh tun.
Sophie: Die meisten deiner Bilder sind sehr groß, was gefällt dir an diesem Format?
Peter: Ich stelle mir immer vor, wie ein Bild in einem weißen Raum wirkt. Ein kleines Bild kann genau so wirkungsstark sein wie ein Großes. Aber der Vorteil bei den Großen ist: Man kann nicht so schnell davor weglaufen.
Sophie: Du hast schon immer in Jülich gewohnt. Da finden sich doch sicher Züge einiger Jülicher in deinen Bildern, oder?
Peter: Das ließ sich leider nicht vermeiden. Ich male häufig Gesichter, die ich interessant finde. Das können Nachbarn oder Arbeitskollegen sein, aber auch Prominente oder Menschen von alten Fotos, die ich gar nicht kenne.
Sophie: Was zeichnet deine Gemälde besonders aus?
Peter: Diese Antwort überlasse ich anderen. Meine Idee: Das ist eine schwierige Frage. Aus meiner Sicht sind sie die Produkte meiner künstlerischen Auseinandersetzung mit einem Thema. Was sie aus der Sicht des Betrachters auszeichnet, das liegt beim Betrachter und dort ist es gut aufgehoben…
Sophie: Was beeinflusst dich beim Malen am meisten?
Peter: Unterschiedlich, manchmal sind es
Geschichten aus meinem eigenen Leben oder die Musik aber auch Film und Literatur. Beispielsweise bei meinem Gemälde „Boxer“, inspiriert hat mich da der Simon and Garfunkel Song „The
Boxer“, welchen ich beim Malen dieses Bildes rauf und runter hörte.
Sophie: Hast du da auch besondere Rituale?
Peter: Ja, aber die verrate ich nicht. (Er lacht) Du kannst ja jetzt nicht rauchen da rein schreiben…
Sophie: Bist du jemand der seine Arbeiten von Anfang an durchplant?
Peter: Nein. Das Bild entwickelt sich durch Zufälle und ich lasse mich dadurch leiten. Wenn ich zu sehr plane befriedigt mich das Ergebnis nicht. Ich male zum Beispiel und schleife das Bild zwischendurch ab. Ich zerstöre und baue wieder auf. Dadurch entstehen Flecke und Risse, so verändert der Zufall das Ergebnis. Nichts ist vorbestimmt.
Am Ende des Gesprächs sind wir uns einig: das Malen ist nicht das Herstellen von Bildern, nicht nur das Erschaffen von Werken. Es ist etwas, wozu der Körper einen treibt.
„Wenn man mich einsperren würde, würde ich trotzdem weiter malen. Oft sagen mir Leute, meine Bilder machen ihnen Angst oder seien zu direkt. Aber ich kann ja nicht anders, ich kann nur ein Bild malen das mich selbst auch beeindruckt.“