Eine idyllische Ruhe herrscht im Garten von Jutta Koch aus Jülich, in dem viele Pflanzen wachsen. Und doch werden die Blicke sofort weitergelenkt auf viele bunte Stelen, die mehr oder weniger geordnet ihren passenden Platz dazwischen gefunden haben. Entstanden sind die Exponate aus der Hand von Jutta Koch, die sich seit der Beendigung ihres Berufslebens nun ganz auf ihr über viele Jahre als Nebenbeschäftigung ausgeführtes Kunsthandwerk konzentrieren kann.
Schon im Kunststudium hatte sie als junge Frau den Schwerpunkt der Bildhauerei gewählt. „Etwas mit den Händen zu erschaffen war schon immer mein Wunsch“. Als Lehrerin ging das allerdings nur bedingt. Nicht nur die Berufsausübung, auch die Kindererziehung, der Haushalt und der Hausbau in Barmen sorgten dafür, dass für diese gestalterische Ader in ihr viele Jahre lang weder Zeit noch Raum blieben. Im Jahr 2013 allerdings, als die Kinder weitestgehend groß und das Haus fertiggestellt war, brach diese Kreativität wieder durch und Jutta Koch besuchte zur Inspiration einen Workshop in der Langerweher Töpferei. „Und dann hat es mich wieder wie Fieber gepackt. Es war so herrlich, wieder Kunst zu machen, mit den Händen zu arbeiten und Ton zu modellieren“.
Da just zu dieser Zeit das heimische Treppengeländer aus Edelstahl gebaut wurde – „ein Material das ich haptisch faszinierend fand“ – war sofort die Idee geboren, „das doch irgendwie zusammenbringen zu können. Stelen mit farbigen Rundkörpern sind schön, aber ich wollte diese nicht auf rostige Stäbe spießen, sondern den Edelstahl mitwirken lassen. Ich wollte, dass man auch etwas sieht von dem Stab. Der Einsatz von witterungsbeständigen Kautschukringen, die die Elemente sicher an ihrem Platz halten, war eine gute Idee, um die einzelnen Teile mit ausreichend Abstand voneinander zu platzieren und den Edelstahl dazwischen als Teil des Ensembles mit einzubeziehen“, beschreibt die Kunsthandwerkerin die Grundidee zur Erstellung ihrer Werke. Diese sind alle nach demselben Prinzip aufgebaut, gleichen sich aber niemals – zu groß ist die mögliche Anzahl der Variationen in Größen, Farben und Mustern. Zudem wird jede der einzelnen Tonkugeln als Unikat von ihr in der heimischen Werkstatt selber gebrannt und glasiert.
Die ersten Ergebnisse sind im heimischen Garten gelandet, danach wurden Freunde und Bekannte beschenkt. „Überall standen Teile rum und gefielen. Immer wieder wurde ich von den Beschenkten ermutigt, damit doch auf Kunsthandwerkermärkte zu gehen. Und so habe ich mich beworben – mit Erfolg“, freut sich Jutta Koch, dass sie bereits vor Jahren erstmals beim Jülicher Kunsthandwerkerinnenmarkt dabei sein durfte. „Das war schon ein großes Erlebnis, kannte ich den Markt doch schon seit vielen Jahren als Besucherin, die dort viele schöne und edle Kunstwerke bestaunt und gekauft hat. Ich habe immer geträumt, da auch einmal zu stehen – nun war ich selber dabei – ein Heimspiel!“
Und Jutta Koch wollte keine halben Sachen machen und bereitete sich akribisch vor. Zunächst musste reichlich angeschafft werden: ein Ofen für die Produktion einer ausreichenden Menge Keramiken, ein Anhänger für den Transport zu den Märkten, Flyer, Werbung, ein stabiles Zelt – „da kam schon einiges zusammen, was erst einmal investiert werden musste“, so Jutta Koch. Stets bekam sie Rückendeckung von ihrem Mann, der ihr die Werkstatt baute und beim Aufbau auf den Märkten im Raum Köln und Mönchengladbach hilft. „Das lief mehrere Jahre parallel zum Berufsleben. Das war manchmal stressig, aber es sorgte dafür, dass ich vor zwei Jahren, als ich aus gesundheitlichen Gründen in den Vorruhestand gehen musste, nicht in ein Loch gefallen bin.“
Seitdem hat sie zwar mehr Zeit für die Werkstatt, aber die Auswahl der Märkte, an denen sie teilnimmt, ist – wie sie sagt – gut dosiert. „Aber für den Jülicher Markt schiebe ich alles beiseite!“ Und so ist sie derzeit im Endspurt, um die bis zu 30.000 erwarteten Besucher mit einer großen Auswahl ihrer Stelen erfreuen und zum Kauf anbieten zu können. Bis zu zehn Stunden Arbeit steckt in jeder dieser Kugeln – ebenso groß ist die Anzahl der erforderlichen Arbeitsschritte vom Tonklumpen bis zur letzten der drei Glasuraufträge. „Ich habe so gelernt, Geduld zu haben. Bezahlt habe ich anfangs mit unzähligen geplatzten Kugeln, weil ich den Prozess beschleunigen wollte“, erinnert sie sich schmunzelnd. „Ich habe am meisten gelernt durch wiederholtes Ausprobieren.“
Und so vergehen Wochen von der ersten Idee bis zum fertigen Objekt. Nur selten nutzt die Kundschaft das Angebot, die einzelnen Objekte selber zusammenstellen zu können – auf die Wirkung der Unikate – von der Kunsthandwerkerin in Kenntnis von Proportionen, Mustern und Farblehre harmonisch und stilsicher zusammengestellt – kann man sich verlassen.
Die dreidimensionalen Arbeiten haben ein Gewicht von rund 30 Kilogramm. „Meistens kommen die Menschen im Anschluss an die Märkte nach Jülich in meine Werkstatt, um sich ihre Kunstwerke abzuholen – oder sie kaufen erst dann, weil sie von der bunten Vielfalt, die sich dort bietet, begeistert sind.“ Mit Bodenankern, in die das Edelstahlrohr gesteckt und verschraubt werden, können die Stelen an jedem beliebigen Ort aufgestellt werden. „Zieht man das alles in Betracht, sind meine relativ hohen Preise für die Kunstwerke gerechtfertigt – es ist eine langlebige Investition in Kunst, die jeden Garten aufwertet“, so die Künstlerin, die derzeit auch mit Lieferschwierigkeiten und erhöhten Material- bis hin zu Strompreisen zu kämpfen hat.
Derzeit kämpft sie jedoch vor allem gegen die Zeit – denn „erfahrungsgemäß sind die vielen Besuchenden des Kunsthandwerkerinnenmarktes sehr kauffreudig und ich möchte ja niemanden enttäuschen“. Sie freut sich nicht nur auf den Verkauf, sondern auch auf die vielen inspirierenden Gespräche, die sie an ihrem Stand führt. Immer mit dabei hat sie ihr Fotobuch, in dem eine große Produktpalette abgebildet ist – „denn ich kann ja immer nur eine begrenzte Zahl mit auf die Märkte nehmen“.
Während des pandemiebedingten Lockdowns hat sie sich vor zwei Jahren einen Shop in einem Internetportal eingerichtet, so dass viele ihrer kleineren Objekte wie Vasen oder Schalen mittlerweile in ganz Europa von Österreich bis Irland ausgeliefert wurden. Der weiteste Weg, den eine ihrer großen Stelen zurückgelegt hat, führte bis nach Verona in Italien, aber auch deutsche Gärten in Hamburg oder Dresden zieren ihre bunten Stelen aus Jülich – und am 17. und 18. September auch – an ihrem Stand – den Stadtgarten im Brückenkopf-Park Jülich beim 28. Kunsthandwerkerinnenmarkt.