Bestens vertraut ist das Paar den Jülichern durch das Traditionsunternehmen Elektro Bücher, später Bücher-Bunterbruch, durch ihr Engagement im und für den „Fastelovend“, in der Ulk-Familie und dem Muttkrate-Club und Heino Bücher – wie ihn bis auf seine Angetraute Freunde und Bekannte nennen – für seinen Einsatz für die „Muttersproch“. Er ist eine echte Muttkrat, sie eine „eingeheiratete“ Muttkrat aus Hambach, wo heute vor 60 Jahren auch die kirchliche Trauung gefeiert wurde.
Wer sagt, dass es Liebe auf den ersten Blick nicht gibt, der sieht sich eines besseren belehrt. Auf die Frage, wo und wie er seine Herzdame „erobert“ hat, grinst Heino Bücher verschmitzt und hebt an: „Ja…“ Mutter Nussbaum war mit ihren zwei Töchtern nach langer Evakuierung im Harz in den Heimatort Hambach zurückgekehrt. „Da musste das Häuschen bisschen saniert werden“, erzählt der heutige Elektromeister in Rente. Auf Empfehlung erhielt die Jülicher Firma Bücher den Auftrag und nach Abschluss der Arbeiten wollte der Junior Heinz-Gerd die Rechnung persönlich abgeben. Statt der Mutter öffnete Annemie. „Als ich sie sah, wusste ich: Dat isse!“ Und auch sie war offenbar beeindruckt, denn als er sich auf dem Weg zum Auto noch einmal umsah, spinxte sie hinter den Gardinen vor. Das war kurz vor St. Martin, als sich die beiden zum ersten „Date“ wie man heute sagt, trafen. Er holte sie vom Bus zur Kirmes ab – nach Dienstschluss, versteht sich, also im Dunkeln. Trotzdem trug er eine Sonnenbrille. Die Diamantbraut erinnert sich: „Ich steig aus dem Bus und denk ,der kann ja nicht gescheit sein‘!“ War er aber doch, er litt an Bindehautentzündung und wollte seine geschwollenen Augen kaschieren.
Anfangs war es Annemie mit ihrem „jecken“ Heinz-Gerd gar nicht so leicht, da floss auch schon mal ein Tränchen, wenn er sich unters Volk mischte, wenn man zu Karneval die Bälle in Haus Hesselmann besuchte und er so gar keinen Blick für sie hatte. Eine Freundin nahm sie beiseite, erinnert sie sich und meinte: „Annemie, du kennst em noch net, dat is ene Fastelovends-Jeck, da musste Dich dran jewöhnen.“ Und offenbar ist es gelungen, denn „nur durch ihn bin ich auch zu so einem Jeck geworden.“
Dreimal zog das Paar um. „Jedes Mal, wenn wir umgezogen sind, kam ein Kind auf die Welt“, erzählt das Jubelpaar lachend und Heino ergänzt schmunzelnd „Darum sind wir auch hier wohnen geblieben.“ Hier, das ist „der Schwemmplatz“ direkt an der Rur und natürlich gibt es auch zu diesem Umzug eine besondere Anekdote zu erzählen: 1969 zog das Paar an dem Tag um, als Jülich zum ersten Mal deutscher Amateurmeister wurde. Das Spiel gegen Erkenschwick. Also frühmorgens Das Spiel gegen Erkenschwick. Also frühmorgens „die Möbel geladen, von hinten in den Innenhof gefahren, abgeladen, Schränke aufgebaut und um 1 Uhr war alles fertig – und ab zum Fußball“, lacht Heino Bücher bei der Erinnerung, während sie gespielt verstimmt meint:„Und ich saß mit den Kindern hier – und Messjö war… sssssst“. Dann lächelt sie ihren Diamantbräutigam an: „Ich hab et ihm jejönnt – die fuhren alle mit. Ich hab dat all mitjemacht.“ Naja, doch nicht immer immer. Denn da gibt es noch die Geschichte, in der sie ihn aus der Viktoriastube holte in einem etwas desolaten Zustand. Da ging es dann mit Nachdruck und mit samt Anzug unter die Dusche. Grinst er: „Den nannten wir danach nur noch den ,leichten Bieranzug’.“
Viel Arbeit, viel Vergnügen, Geselligkeit und viel in Bewegung – so könnte es in Kurzformel zusammengefasst werden. Während Heino Bücher nach eigenem Bekunden fast jeden Abend als Obermeister und stellvertretende Kreishandwerksmeister unterwegs war, managte Ehefrau Annemie das Unternehmen Familie. Den Ausgleich fand das Paar in Radtouren von Passau nach Wien, bei Bergwanderungen mit der Clique in Obersdorf oder Kärnten, und den Wochenenden mit der Familie im Wochenenddomizil in Mützenich in der Eifel, wo jeden Samstag 3500 Quadratmeter Rasenpflege anstand, aber auch Freunde willkommene Gäste waren.
Apropos Familie: Die wuchs und gedieh in den 60 Jahren und tut es immer noch. Ein stets offenes Haus pflegen die Büchers und so sind inzwischen die Anverliebten der nächsten Generation gern gesehene Gäste am Mittagstisch, den die Ü80-Jubilarin immer noch jeden Dienstag für die Großfamilie deckt. „Ich habe das angefangen, weil ich weiß, dass es schön ist, wenn sie nach Hause kommen und was zu Essen haben – meine Mutter hat immer für uns gekocht.“ Das wunderbare sei, so Heino Bücher, dass sich alle so gut verstehen würden. Ein Geschenk.
Wie die Diamanthochzeit gefeiert blieb das Geheimnis der drei Söhne. Aber eins ist klar, grinst Annemie Bücher und sagt in gespieltem Ernst: „Wenn wir keine Einladung bekommen, gehen wir auch nicht hin.“