Vor einem Jahr wurde das GHO digitale Schule und ist damit Vorreiter im Jülicher Land. In der achten Klasse wird jetzt jedes Kind im GHO mit einem iPad ausgestattet, so finanziert von den Eltern, dass es alle stemmen könnten. Auch zwei Förderprogramme des Landes NRW seien genutzt worden für das Pilotprojekt „Digitalisierung“, erläutert Schuldirektor Thorsten Vogelsang. Aufgrund der positiven Erfahrungen aller Beteiligten – Schüler, Lehrer und Eltern – hat die Schulkonferenz die Unterrichtsgestaltung mit iPads seit Jahresanfang dann fest ins Schulprogramm aufgenommen. Vogelsang spricht gerne über seine Erfahrungen mit dieser neuen Lernform: „Die Zufriedenheit aller Beteiligten ist hoch“, das iPad ermögliche vernetztes Lernen und schaffe außerdem den Trend hin zum individualisierten Lernen.
Besonders die Eltern hätten das Thema „leichtere Schultaschen“ als wichtigen Vorteil für ihre Kinder genannt, als es Anfang des Jahres konkret an die Bewertung der iPad Einführung ging. Und diese Bedeutung ist nicht von der Hand zu weisen, denn trotz moderner, physiologisch optimierter Tornister für die Schule, lohnt hin und wieder zu prüfen, ob das Gewicht der Tasche auch zum Kind passt: „Schulranzen sollten nicht mehr als fünfzehn Prozent des Körpergewichtes des Kindes wiegen und zur Größe des Kindes passen“, empfiehlt Guido Klughardt, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde in Jülich allen, die noch mit den herkömmlichen Materialen ausgestattet sind. Und er hat auch noch ein paar weitere Tipps zum Schulbeginn: „Sie sollten in jedem Fall bis zum unteren Rücken reichen, oben nicht das Kind überragen, breite Tragegurte für eine gute Druckverteilung haben sowie einen Bauchgurt, damit das Gewicht des Ranzens auf dem Beckenring lastet.“ Ein Wechsel des Ranzens im Wachstum sei sinnvoll und Eltern sollten nicht „auf Vorrat zum Reinwachsen“ kaufen. Natürlich sei es gut, gleich alles in der Schule zu lassen, was nicht benötigt werde. Auch mit iPad sollten Eltern natürlich weiterhin auf eine aufrechte Sitzposition achten.
Das iPad leistet in diesem Zusammenhang natürlich nur da einen positiven Beitrag, wo das digitale Konzept auch über den gesamten Unterricht konsequent eingehalten wird. Sonst wird das Gerät schnell zur Zusatzbelastung im Schulranzen. Aber nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch die seelische Verfassung wird im Schüleralltag immer wichtiger und ist spätestens seit dem Corona-Lockdown in die öffentliche Diskussion gerückt.
Auch hier gebe es Einiges zu beachten, wenn ein iPad eingeführt wird, weiß Vogelsang zu berichten. Der Zugriff auf Inhalte, die nichts mit der Schule und dem Lernen zu tun haben, sollten vom Gerät verbannt sein. Hier verweist Vogelsang auf die sogenannte „Overbacher Käseglocke“ und meint damit einen speziellen Schutzfilter: Was das ist, erläutert er anhand eines Beispiels: Viele Kinder seien durch Spiele, Anrufe, Videos und andere Anwendungen abgelenkt gewesen, während des Corona-Lockdowns, dem Startpunkt des Online-Lernens in allen Schulen. Das war nicht so bei der iPad Klasse am GHO: Die Geräte dieser Klasse würden, anders als bei den heimischen Geräten, ausschließlich von der Schule administriert. Damit werden nicht nur Störungen durch andere Anwendungen, sondern sogar jugendgefährdende Inhalte ausgeschlossen, erläutert Vogelsang einen Aspekt der immer wichtiger werdenden seelischen Schülergesundheit. Deshalb habe die iPad Klasse auch während des Lockdowns bereits effizienter arbeiten können. Insgesamt sei Corona natürlich ein „Brandbeschleuniger“ bei der Digitalisierung gewesen. Aber es hat auch Risiken offenbart, die es von Anfang an zu beherrschen gelte, so Vogelsang.
Insgesamt sieht er positive Effekte beim iPad Lernen: Die Schüler seien motivierter und könnten durch digitale Ablage besser Ordnung halten. Judith aus der neunten Klasse findet nicht nur, dass das iPad etwas „Cooles“ sei, sondern sieht auch einen klaren Lernvorteil: „Ich schreibe eine Vokabel und kann sie mir dann so oft anhören, wie ich möchte“. Jakob könne nun digital besser Ordnung halten, nutzt das Gerät aber nur für die Schule und beschäftigt sich in seiner Freizeit lieber mit Sport und Holzdrechseln. Auch das ist ein wichtiger Aspekt: Das Verhältnis online – Zeit und Freizeit am Nachmittag.
Entwicklungspotenzial sieht Vogelsang bei den digitalen Lehrbüchern. So wünscht er sich, dass zum Beispiel, dass ein digitales Physik Buch mit Parametern gefüttert werden könne, so dass ein interaktives Arbeitsblatt entstehe. Noch sei hier der Buchcharakter vorherrschend. Das Potenzial sei ein „schlafender Riese“ und er weist damit in die Zukunft.
Und wie könnte die seiner Meinung nach aussehen? „Was ich nicht hoffe ist, dass die persönliche Begegnung wegfällt.“ Das Gemeinschaftsgefühl sei auch gerade unter dem Aspekt der Schülergesundheit ganz besonders wichtig. Aber das gemeinsame Bearbeiten digitaler Inhalte – auch aus der Ferne – das sei sicher in der heutigen Zeit ein wichtiger Schritt, der ganz andere Möglichkeiten schaffe. Aufgaben im Team erledigen, auch gemeinsam erarbeitete Inhalten präsentieren mit diversen Online-Anwendungen, all das ist jetzt Teil des digitalen Unterrichts.
„Für mich geht es dabei nicht um digitale Bildung, sondern Bildung für eine digitale Welt“, erläutert Vogelsang seinen Ansatz, der nicht nur auf das Medium fokussiert, sondern auch auf der Vermittlung von Werten fußt. Denn neben dem Schutz der wichtigen, körperlichen Gesundheit der Schüler durch leichtes Schulgepäck, gewinnt in dieser Welt auch die seelische Gesundheit der Mädchen und Jungen ein immer stärkeres Gewicht – auch und gerade im digitalen Klassenzimmer.