Nachdem die Wellen im vergangenen Jahr bei der Wohnungsbaugenossenschaft (WoGe) durch Misswirtschaft des ausgeschiedenen Vorstandes um Reinhard Steiner hoch geschlagen waren und sich zusätzlich „nicht benötigten Wirtschaftsgüter“ auftauchten, dabei handelte sich etwa um zwei Oldtimer, scheint jetzt die Genossenschaft wieder auf einem guten Weg. Auf der Mitgliederversammlung im November 2021 war die Wende eingeleitet worden. Gelungen ist die „Sanierung“ wohl unter anderem auch durch die Veräußerung der Immobilie in der Römerstraße. Ohne Stillen Reserven baut die WoGe derzeit auf 18 Millionen Anlagevermögen. Mitgeteilt wurde, dass die Eigenkapitalquote bei 35 Prozent liege, und „bei solidem wirtschaften“ mit weiterem Wachstum zu rechnen ist. Um weiter Kosten zu senken, soll die WoGe jetzt auch in „angemessene Büroräume“ umziehen, so Vorstand Felix Gloßner. Gespart wird natürlich auch, weil hohe Vorstandsgehälter eingespart werden. Die Personalkosten von einer Millionen Euro 2020 sind um über 300.000 Euro gesenkt worden. Mit Steiner hatte man einen Ausstiegsvertrag verhandelt, der keine weitere Ansprüche – auch nicht für die Altervorsorge – beinhaltet.
Wie tief die Wunden sitzen, war ist in der Versammlung zu spüren und vor allem auch dem Abstimmungsergebnis abzulesen: Bis auf die amtierenden Vorstandsmitglieder Florian Gloßner und Bernd W. Liebeskind, die nach November 2021 im Amt blieben, wurde dem ausgeschiedenen Vorstand die Entlastung verweigert. Das gilt für Reinhard Steiner, gegen den laut Jürgen Kreutzer derzeit ein Ermittlungsverfahren bei der Staatsanwaltschaft Aachen wegen des Verdachts der Untreue anhängig ist, wie für Kurt Kamps. Ebenso entschied sich die Mitgliederversammlung nur für eine Entlastung der aktuellen Aufsichtsratsmitglieder Ulf Kamburg, Hermann Heuser und Thomas Mülheims. Keine Entlastung erhielten Entlastung die ausgeschiedenen Aufsichtsräte Franz-Arnold Jansen, Aggi Hentrich und Thomas Prell.
Gute Noten bekam die WoGe von Astrid Busch, Vorstand beim genossenschaftlichen Prüfungsverband für Dienstleistung, Immoblien und Handesl DHV, die das Prüfergebnis vortrug. Die Förderzweck seien erfüllt, nach dem Gremiumwechsel im November und der Abschaffung des Beirates seien die Mängel komplett ausgeräumt. Eine satzungsgemäße Buchführung wurde ebenso bestätigt wie die Selbsteinschätzung von der Vermögenslage der Genossenschaft. Die Chancen und Risiken seien zutreffend dargestellt, so Busch. Beanstandungen gegenüber der Tochterfirma „Rurbau“ seien mit dem Wechsel ausgeräumt. Der Aufsichtsrat erfülle seine Überwachungsaufgabe.
Mit einem „kleinen Verlust“, so schilderte es Vorstand Florian A. Gloßner der Mitgliederversammlung im Kulturbahnhof, habe die Wohngenossenschaft (WoGe) das schwierige Jahr 2021 abgeschlossen und sagte wörtlich: „Es muss sich keiner Sorge um die Woge machen.“ Das Ziel sei aber nicht nur, Gewinne zu machen, sondern „ohne Verkäufe“ eine gute Bilanz einzufahren. Trennen wolle man sich von „Vermögensdingen“ – Autos sowie Baugründstücke, die nicht in Jülich liegen, „leerstehende oder verbrannte Grundstücke“ und „Dinge, die der WoGe und Rurbau nicht dienen“. Das gilt auch für Immoblien. Dabei betonte Gloßner: „Wir werden kein Haus, keine Wohnung verkaufen, wenn einer unserer Mieter da wohnt. Es sei denn, der Mieter selbst möchte sie kaufen.“ Zum Verkauf steht auch der „Kaiserhof“. „Woge und Rurbau sind keine Hotelbetreiber“, sagte Gloßner. Der Vertrag ist wohl noch noch nicht perfekt, aber kurz vor der Unterzeichnung.
Das erste Ziel müsse aber sein, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und in den Bestand zu investieren. Gerade in der Instandhaltung ist offenbar in den vergangenen Jahren ein Sanierungsstau entstanden. „Unterproportional“ nannte Felix Gloßner die Aufwendungen der WoGe in diesem Bereich. „Um das aufzuholen – das ist hier keine Märchenstunde“, sagte er wörtlich, „ werden wir Jahre brauchen.“ Begrenztes Kapital, Material und Handwerkerkapazitäten tun ihr übrigens. Zu den aufgelaufenen Sanierungen kommen jetzt notwendige Schadensbehebungen hinzu, die durch das Hochwasser verursacht worden sind. Vermieden werden sollen weitere Mieterhöhungen. 2021 lag die Durschnittsmiete in den derzeit rund 600 Wohnungen bei 4,93 Euro. Ob Steigerungen vermieden werden können ist angesichts der wirtschaftlichen und politischen Lage ungewissen, solle aber „mit Augenmaß“ erfolgen.
Zu beschließen hatte die Mitgliederversammlung außerdem eine neue Satzung. Hier wurde Kritik laut, weil die Synapse – also die Gegenüberstellung der alten und neuen Textfassungen fehlte. Dennoch stimmte die Versammlung schließlich nach Fürsprache von Astrid Busch über die Satzung als Ganzes ab. Neu ist beispielsweise die Vergütung der Aufsichtsräte, die bislang „pro bono“ – für umsonst, wie der Rheinländer sagen würde – ihr Amt ausgeübt haben. Letztlich handelt es sich um einen symbolischen Betrag von 300 Euro im Monat.
Eine weitere wichtige Änderung ist, dass künftig nur noch zehn Anteile pro Person erworben werden können, „weil Missbrauch damit getrieben worden ist.“