Das Dutzend ist voll. Zum 12. Mal startete die NRW Radtour und die Veranstalter hatten sich diesmal als Startpunkt das Herz des Strukturwandels ausgesucht: Jülich. Es war ein beeindruckendes Bild: 1100 Zweiräder in einem Areal, in dem Radfahren grundsätzlich verboten ist und lauter strahlende Gesichter. Die meisten übrigens unter einem Helm zu sehen, die dazu – wie auch manches Fahrrad – herrlich geschmückt waren. Gern genommen: Maskottchen von Giraffe über Bär bis Frosch, die wie auch immer auf den Kopfbedeckungen befestigt wurden. Mitten in dem bunten Treiben: Hajo Bülles, Prokurist der Brückenkopf-Park GmbH, dessen Gesicht neben einem staunenden Lächeln auch einige Bedenkensfalten zeigten: „Das sind so viele, das können wir gar nicht mehr kontrollieren“, sagte er achselzuckend und war letztlich glücklich, als alle Fahrerinnen und Fahrer sich auf den Weg machten.
Armin Lechermann war einer von denen, die ganz weit vorne waren. Platziert mit seinem Rad im vorderen Drittel der Gruppe, wie auch als Teilnehmer. Stolz zeigte er auf der Teilnehmerkarte sein Konterfei: Zu sehen ist ein Radlertross aus den Vorjahren, in dem auch er mitradelt. Der Senior ist bereits seit 2012 jedes Mal am Start. „Das Gemeinschaftserlebnis und die Städte kennenzulernen, in die man sonst nicht so kommt“, ist eine der Motivationen und lachend erzählt er von den Übernachtungen in Turnhallen. „Manche sagen auch Sägewerk dazu“ grinst er breit. Mit zu seinem „Team“ gehört Ralf Durben, der das vierte Mal mitfährt. Nach einer kleiner Runde durch den Brückenkopf-Park hat Durben sich jetzt schon vorgenommen, auf dem Rückweg genauer hinzugucken. Auch Lechermann ist angetan: „Es lädt ein, Eindrücke zu sammeln und in Ruhe noch einmal zurückzukommen.“
Die beiden brauchte Axel Fuchs, der als radfahrender Bürgermeister bestens bekannt ist, und in seiner Eröffnungsrede einen „Werbeblock“ für Jülich einbaute, gar nicht mehr zu motivieren. Fuchs hob zunächst die Fahrradfreundlichkeit Jülichs heraus – mit der Einschränkung „wir wollen da noch besser werden“, – und lobte dann die Sehenswürdigkeiten wie die napoleonische Festung Brückenkopf, „die einzige französische Festungsanlage außerhalb Frankreichs“. „Finanziell war es für Napoleon ein Desaster, militärisch auch, aber sie ist sehr schön geworden. Wenn Sie dann noch Zeit haben, fahren Sie in die Innenstadt!“, rief er den abfahrbereiten Radlern zu, da gäbe es die große Festungsanlage der Zitadelle zu sehen, ein Museum „und dann werden Sie noch viele Dinge finden, die in Jülich ganz toll sind. Es würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen, den Werbeblock noch weiter auszuführen“, legte Fuchs sich schmunzelnd eine Selbstbeschränkung auf. Wer nicht genügend gehört hatte, konnte sich am Stand des städtischen Stadtmarketing in der Muschel mit Material versorgen und auch Mobilitätsmanagerin Claudia Tonic-Cober war vor Ort. Sie war mit den mitgebrachten Lastenrädern bei den zweiradaffinen Gästen ein echter Magnet.
Nach La-Ola-Welle und etlichen Countdowns schlug Bürgermeister Fuchs gemeinsam mit der stellvertretenden Landrätin Astrid Hohn und dem Vertreter von West-Lotto, der NRW-Stiftung und WDR 4 das viertägige Event für Freizeitradler „die Klappe“, die den Start markierte.
Die Tour führt nach zwei Jahren Pause in diesem Jahr entlang von Erft, Wurm und Rur sowie durch das Dreiländereck. Etappenziele sind Mönchengladbach und gleich zwei Mal Aachen. Nach insgesamt 245 Kilometern wird das Ziel am Sonntag, 10. Juli, erneut Jülich sein.
Film: Ariane Schenk https://www.youtube.com/watch?v=EdI1rIeOsmk