Es gibt einige Museen, die sich mit Glaskunst beschäftigen, aber es ist das einzige „Deutsche Glasmalerei-Museum“. Das Deutsche Glasmalerei-Museum Linnich wurde am 29. November 1997 im Beisein von Ministerpräsident Johannes Rau eröffnet und wird somit in diesem Jahr 25 Jahre alt. Ein Blick über den kulturellen Tellerrand in die Nachbarkommune Linnich und eine ziemlich besondere Sammlung.
Alles fing mit einer Schenkung an: 100 Zweitausführungen von Werken bedeutender Glaskünstler wie Wilhelm Buschulte, Hermann Gottfried, Joachim Klos, Jochem Poensgen, Ludwig Schaffrath, Johannes Schreiter, Hubert Spierling und Gottfried von Stockhausen stifteten die damaligen Geschäftsführer der ältesten Glasmalereiwerkstatt Deutschlands, die Brüder Ludowiko und Fritz Oidtmann aus Linnich.
Diese Sammlung bildete 1997 das Fundament des „Deutschen Glasmalerei-Museums Linnich“. Stetig gewachsen ist es, auch weil viele Künstler sich entschieden haben, dem Museum Werke zu überlassen. Spektakulär war die Schenkung von Markus Lüpertz 2016. Und die Anerkennung des Hauses setzt sich fort: Im Januar 2018 ist auch die Dauerleihgabe des „Musikfensters“ (1984) von Johannes Schreiter Teil der Sammlung. Im 20. Jahr seines Bestehens erhielt das Museum die jüngste Schenkung: zwei kleine Arbeiten von Johann Thorn-Prikker.
Es ist weniger ein Kreis, der sich schließt, als eine Spirale, die nach oben offen ist. Einem Haus, dessen Ankaufsetat seit der Eröffnung „gegen Null tendiert“, ist es wichtig zu zeigen, „welche Werte sich hier mittlerweile versammeln, aber auch wie viel Vertrauen sich das Haus erarbeitet hat“, hatte Dr. Myriam Wierschowski als Museumsleiterin und Vorgängerin von Lucia Schlösser zum 20-jährigen Bestehen formuliert.
Schwer zu kämpfen hatte das Museum in den vergangenen Jahren nicht nur coronabedingt, sondern auch weil es wegen der Baustelle vor der Museumshaustür ein wenig von den Kunstliebhabern „abgeschnitten“ war.
Natürlich hat ein Museumsneubau eine Vorgeschichte und viele „Architekten“ aus Stadt, Land, Stiftern, Unterstützern und auch Unternehmern – allen voran die Linnicher PKL, heute SIG Combibloc. Die passende Form zum Inhalt fanden die Initiatoren in der kurfürstlichen Getreidemühle Weitz, die bis in die 1960er Jahre betrieben wurde und die seit 1983 im Besitz der Stadt Linnich war. Äußerlich weitgehend erhalten – so fließt immer noch der mühlenantreibende Bach unter dem Gebäude hindurch – wurden die Innenräume auf die Bedürfnisse eines Museums zugeschnitten. Dafür erhielt das Deutsche Glasmalerei-Museum Linnich im Jahr 2000 die „Auszeichnung vorbildlicher Bauten“ des Landes Nordrhein-Westfalen und der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen (AKNW). Bei aller Auszeichnung hat das Haus auch seine Mängel: Aus Kostengründen sparten sich die Bauherren einen Anbau. Die Planer sorgten weder für eine Werkstatt im Haus noch ein Depot. Räume, die kostenintensiv angemietet werden müssen. Ein stetes Werben ist nötig, weil das „Museum in der Provinz“ keine optimale Verkehrsanbindung hat.
Im Jubiläumsjahr präsentiert sich die Sammlung mit einer glaskünstlerischen Zeitreise von Kopien aus dem 19. Jahrhundert mit Abbildungen des Mittelalters sowie der Neuzeit, Werken des Historismus, der klassischen Moderne, der autonomen und architekturbezogenen Avantgarde bis hin zu den zeitgenössischen Tendenzen. Die Sammlungsausstellung „Glanzlichter einer strahlenden Kunst“ wird bis Sonntag, 22. Januar 2023, zu sehen sein.
Anlässlich des Jubiläums wird die Stiftung Deutsches Glasmalerei-Museum die Glaskunst sichtbar in den Alltag der Menschen bringen, aber auch mit der Glaskunst ein gesellschaftlich verbindendes Zeichen setzen: Die im Außenbereich des Museums installierte „Stele der Toleranz“ wird feierlich am 6. November eröffnet. Die renommierten Künstler Karl Martin Hartmann und Kerstin Jeckel riefen das Projekt ins Leben, um ein einzigartiges und universelles Symbol mit gesellschaftsrelevanter Bedeutung für Toleranz zu kreieren. Heute steht das Projekt unter der Schirmherrschaft des Europäischen Parlaments. Karl Martin Hartmann transformierte die Toleranz in ein Symbol, das im Alltag der Menschen präsent sein soll: Glas-Kunst als ein positives, Farbe, Licht und Perspektiven spendendes Zeichen verbindet Menschen. Derzeit stehen die „Stelen der Toleranz“ in zwölf deutschen Städten und insgesamt acht Ländern.
Programm im Juli
Sonntag, 3. Juli und 17. Juli, 11.30 Uhr
Öffentliche Führung: Das Museum im Überblick
Gebühr: 2 Euro zusätzlich zum Eintrittspreis. Größere Gruppen werden gebeten sich vorher anzumelden. Einzelpersonen müssen sich nicht anmelden. Bitte erkundigen Sie sich einige Tage vorher telefonisch, ob die Führung stattfindet.
Mittwoch, 6. Juli, 12 bis 16:30 Uhr
Workshop für Jugendliche und Erwachsene: Glasverschmelzung – Glas und Farbe
erkzeuge können im Kurs entliehen oder erworben werden. Falls vorhanden, bitte mitbringen: Glasschneider, wasserlöslicher Filzschreiber, Zeichenpapier, Putztuch. Das Verschmelzen und Formen der Kursarbeiten erfolgt in den Tagen nach dem Kurs. Ein Abholtermin zum Empfang der fertigen Glasarbeiten wird mit den Teilnehmern im Kurs vereinbart.
Gebühr: 50 Euro zzgl. Material (60 € Euro pro kg Glas, je nach Verbrauch)
Donnerstag, 7. Juli, 10 bis 12 Uhr
Sommerferien-Workshop für Kinder ab 10 Jahren: Wie die Zeit vergeht …
Schillernde Wanduhren werden aus einem Uhren-Rohling und bunten Glastücken gestaltet.
Gebühr: 14 Euro inkl. Material
Mittwoch, 13. Juli, 10 bis 12 Uhr
Sommerferien-Workshop für Kinder ab 10 Jahren: Es glitzert und funkelt
Glasschmuck (Ketten, Ringe oder Armbänder) werden aus vielfarbigen und glitzernden Glasperlen und -steinen hergestellt.
Gebühr: 7 Euro zzgl. Material (ab 5 Euro, je nach Verbrauch)
Donnerstag, 14. Juli, 14:30 bis 16:30 Uhr
Sommerferien-Workshop für Kinder von 6 bis 10 Jahren: Schillernde Schmetterlinge
Hier entstehen Schmetterling mit Glasstücken auf einer Leinwand.
Gebühr: 14 Euro inkl. Material
Sonntag, 17. Juli, 11 bis 16:30 Uhr
Fotoworkshop für Jugendliche und Erwachsene: Selfie mal anders – Kreative Portraits und Selbstportraits im und um das Glasmalerei-Museum
In diesem Workshop geht es ums Fotografieren im und rund um das Glasmalerei-Museum herum. Die zahlreichen Kunstwerke, Skulpturen und Bilder aus Glas bieten hervorragende Möglichkeiten sich selbst, die anderen Teilnehmer oder auch die Werke selbst in Szene zu setzen. Ob mit eigener Kamera oder auch mit dem Smartphone, unter fachkundiger Anleitung des erfahrenen Dozenten tauchen die Teilnehmer ein in eine völlig neue und eigene Bilderwelt. Verpflegung für eine kleine Pause und ein Speichermedium (z.B. USB-Stick) sollten mitgebracht werden.
Gebühr: 60 Euro.
Freitag, 22. Juli, 10 bis 12 Uhr
Sommerferien-Workshop für Kinder ab 8 Jahren: Ein Hauch von Orient …
Gestaltet wird ein orientalisches Windlicht.
Gebühr: 14 Euro inkl. Material
Anmeldung für die Kurse sind möglich unter Telefon: 02462-9917-0 oder per E-Mail an: [email protected]