Wie kann man als Verein selbst nachhaltiger werden? Mit dem Thema beschäftigte sich der Workshop zum Abschluss der Inklusiven und Fairen Sportwoche, an dem ein paar Vertreter lokaler Sportvereine teilnahmen.
Dieser Aufgabe folgte auch der Workshop „Der nachhaltige Sportverein der Zukunft“. Anton Klischewski von „Sport handelt fair“ und dem Verein „FC Internationale Berlin“, dem ersten als nachhaltig zertifizierten Amateurverein Deutschlands, berichtete von potenziellen Herangehensweisen und Möglichkeiten. Und das aus gutem Grund, denn zwar seien laut Umfragen 57 Prozent der Sporttreibenden bereit, mehr Geld auszugeben, wenn die Produkte nachhaltig und fair produziert würden – gleichzeitig aber würden unter einem Prozent der angebotenen Produkte dem tatsächlich entsprechen.
Nachhaltigkeit ist erstmal blanke Theorie, soviel wurde deutlich: Es bedeute nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch und sozial nachhaltig zu denken. Konflikte seien vorprogrammiert und darum sei es wichtig, die Mitgliederbasis zu sensibilisieren. Nachhaltigkeit wäre ein Weg und ein Prozess, der immer weiter gehe, aber wohl nicht zu 100 Prozent realisierbar sei. Vorteilhaft findet Anton Klischewski die Einstellung eines Hauptamtlichen, der das Ehrenamt bündeln kann, verschweigt aber auch das Risiko nicht. Seiner Überzeugung nach würde sich die Stelle aber schnell auszahlen. Ebenso müssten Talente und motivierte Menschen im und außerhalb der Vereine gefunden und genutzt werden. Nachhaltigkeit könne auch Werbung sein. Hierzu bräuchte es eine gute Kommunikation nach außen, da „Nachhaltigkeit“ schon stark und oft negativ besetzt sei. „Fairness“ träfe es hier vielleicht besser. Ein faires Leitbild für einen Verein, selbst wenn er als Hauptaufgabe Sport habe und sich das nicht ändern solle, könne positiv wirken. „Fairness“ könne sogar Teil der Satzung sein. Anton Klischewski meint, dass es auch mehr Unterstützung von Landesverbänden und Politik bedürfe, die den immer höheren Ansprüchen an Vereine und der Auswirkungen der etwa 90.000 Amateurvereine in Deutschland gerecht würden.
Fairness in die Vereinssatzung
Stefanie Reichenbach, Koordinatorin für kommunale Entwicklungspolitik der Stadt und neben Beatrix Lenzen Initiatorin der Bewerbung Jülichs als HOST-Town, merkte an, dass viele Vereine Probleme hätten junge Mitglieder zu gewinnen. Einfacher sei es, sie projektbezogen zu engagieren, selbst wenn sie keine Vereinsmitglieder seien. Hier pflichtete Klischewski bei, dass besonders junge motivierte Menschen in dieser Form für Vereine wichtig sein könnten.
Emily Willkomm-Laufs, welche für Bündnis90 / Die Grünen im Stadtrat sitzt, befand den angeregten Leitfaden, den Klischewski entwickelt hat, eine gute Idee. Voraussetzung sei, dass er gut aufbereitet sei. Außerdem könne man den Vereinen spielerisch das Thema Nachhaltigkeit näher bringen. Für ein Spielfest, Nachwuchsprobleme oder ähnliches könne die Politik eine Plattform anbieten, möglicherweise auch durch eine Erweiterung einer Förderung durch einen Nachhaltigkeitsaspekt. Jugend, die sich in Vereinen engagiert würde wichtige Präventionsarbeit leisten Zudem wäre es möglich, den Vereinen vor Augen zu führen, wie viel sie bereits tun würden, das in das Thema „Fair“ oder Nachhaltigkeit fällt.
Die konkrete Umsetzung für Jülicher Vereine wurde allerdings nicht ganz klar. Kreativität sei das Wichtigste für Nachhaltigkeitsentwicklung. Die Ansätze fand Kai-Uwe Faber-Buhr vom Jülicher Wassersportverein für seinen Verein allerdings schwer umsetzbar. Man bemühe sich sehr um die Zusammenarbeit mit lokalen Anbietern, etwa Sporteinzelhändlern. Online nachhaltiger zu bestellen wäre somit nicht gewollte, da man die kleinen Händler unterstützen wolle. Außerdem wären die Konditionen der lokalen Anbieter nicht verbesserbar. Bei einem Kleinstadt-Verein mit etwa 300 Mitgliedern, bei dem jedes selbst für seine eigene Ausrüstung aufkommen würde, sei es schwierig, die Verhältnisse aus Berlin anzulegen. Schließlich gebe es keine Fan-Basis über den Verein hinaus, für die sich etwa Merchandise-Einkäufe lohnen würden, selbst wenn sie mit anderen Vereinen zusammen getätigt würden. Hier wurde angeregt, mit den Händlern über faire Produktlinien zu reden oder Sponsoren für teurere nachhaltige Ausgaben zu suchen, schließlich sei das Thema immer präsenter.
Ähnlich gelagert sind die Probleme beim TTC indeland, wie Güngör Önal berichtete: Die Tischtennisbälle aus Plastik kämen halt aus China und hierzu gebe es auch keine Alternative. Klischewski gab zu, dass einige Produkte zumindest aktuell nicht nachhaltig umsetzbar seien, hier könne aber die nachhaltige Handlung sein, regelmäßig nachzuschauen, ob Alternativen verfügbar sind. Diese müssten aber auch für die Aktiven in den Sportvereinen passen: Wenn etwa ein Oberteil zwar nachhaltig sei, aber beim Sport unpraktisch zu tragen, dann sei nicht geholfen. Klischweksi regte an, Betriebe ebenso wie Vorstände in den Findungsprozess einzubeziehen. Wichtig regte an in jedem Vereineine „AG Nachhaltigkeit“ zu initiieren und möglichst divers zu halten, um verschiedene Expertisen einzubeziehen.
Abschließend regte Beatrix Lenzen, bei der Stadt Jülich für den Fachbereich für Sozialplanung, Demografie, Inklusion und Integration zuständig, an, im kommenden Jahr ebenso wie im Bereich der Inklusion eine gemeinsame Arbeitsgruppe der Vereine als Informations- und Austauschrunde anzustrengen. Der Vortragende bekräftigte, dass Vernetzung immer helfe. Stefanie Reichenbach ergänzte, dass bereits ein lokaler Einkaufsratgeber im Rahmen der FairTrade-Town Jülich und des Kreises Düren in Entwicklung sei. Zwar sei dieser eigentlich für Lebensmittel gedacht, könne aber auch erweitert werden. Außerdem könne die Stadt den Vereinen aushelfen, etwa indem sie sie sensibilisiere und beispielsweise Siegel oder Produkte recherchiere und prüfe.