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Kühe gegen unerwünschte Gewächse

Wer in den letzten Wochen zwischen Barmen und Tetz entlang der Rur spazieren gegangen ist, konnte mit Erstaunen feststellen, dass wieder Rinder auf dem Driesch weiden. Dies ist Teil des LaNTD-Projektes, welches sich zum Ziel gesetzt hat, die Flora und Fauna der Barmer Allmende, dem zu Barmen gehörendem nutzbaren Land, zu erhalten.

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Foto: Linda Schmitz
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Seit den 1970ern gab es auf dem Barmer Driesch kein Vieh mehr. Wo früher Pappeln in großer Zahl gepflanzt wurden und noch wenig Unkraut die Allmende bewucherte, seien neben Kühen und Rindern auch Schafe, Pferde und Gänse zuhause gewesen, schreibt Dieter Dahmen in seinem Aufsatz über den Driesch, welcher in „Neue Beiträge zur Jülicher Geschichte“, Band XXXI, S.139ff im Jahr 2018 erschien. Dieses Bild einer von Nutztieren bewohnten Weide entlang der Rur gehört jedoch schon seit vielen Jahrzehnten der Vergangenheit an. Trotzdem ist der Wunsch nach der Erhaltung der Natur durch Beweidung in der Bevölkerung nie ganz aufgegeben worden. Dies beweist das Engagement der LaNTD-AG, welche sich mit den Themen Landwirtschaft, Naturschutz und Tourismus auseinandersetzt, um die alte Pracht des Barmer Drieschs wieder neu aufblühen zu lassen.

Die Idee der Beweidung des Drieschs sei von Thomas Muckenheim gekommen, erklärt Alexander Holz, Pressesprecher des Projektes. Dieser sei auf Stephanie Heidner von der RWTH Aachen aufmerksam geworden, welche in ihrer Masterarbeit den Einfluss des Roten Höhenviehs auf verschiedene Neophytenpopulationen erforscht habe. Dabei wurde festgestellt, dass die Tiere Unkraut wie Herkulesstauden und japanischen Knöterich fressen, wodurch schließlich eine umweltfreundlichere Alternative zum Bespritzen der Grünflächen auf den Plan trat. „Damit könnte man dem Neophyten-Unglück Herr werden“, hofft Holz. Das Rote Höhenvieh ist auch in anderer Hinsicht geeignet. Die sieben seit Anfang April auf dem Driesch lebenden Tiere sind an das Schwemmgebiet der Rur angepasst, sie sind anspruchslos in der Nahrung, haben ein freundliches Gemüt und brauchen nicht zwingend einen Unterstand. Bei starken Überschwemmungen und im Winter wird die Herde in einen Unterstand gebracht.

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Das Besondere an diesem Herzens-Projekt: „Es haben sich Leute zusammengefunden, die noch nie mit Tieren gearbeitet haben“, erzählt Holz stolz. „Sie haben sich alles selbst angelernt“. Das Team besteht aus engagierten Barmener Bürgern, wobei auch ein Mitglied von außerhalb sich für das Projekt begeistern ließ. Darunter auch Landwirte, die mit Knowhow unterstützen.

Auch in der Bevölkerung genießt die Idee einer Beweidung des Drieschs einen breiten Rückhalt. Den Ursprung fand das Projekt durch eine Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2018, in welcher viele Jülicher Bürger den Plan der LaNTD-AG befürworteten. Als Grund dafür sehe Holz vor allem die Nostalgie. So war auch seine euphorische Reaktion: „Wir haben wieder Tiere auf dem Driesch!“ Zudem ist das Projekt nachhaltig, „eigentlich eine grüne Idee“ und nicht zuletzt sind die Kühe ein richtiger Hingucker. Unterstützt wird das Vorhaben unter anderem vom LEADER-Projekt, dem Kultur- und Verkehrsverein Barmen und der Stadt Jülich.

Nun ist bereits ein großer Schritt in Richtung Neuerblühung des Drieschs getan und die Entwicklung der Herde, sowie die Wirksamkeit gegen die Neophyten wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Trotzdem ist das Ziel damit noch nicht erreicht. „Um zu funktionieren, muss das Projekt Nachahmer finden“, so Holz, da das Problem fast überall entlang der Rur bestehe.

Auf die von Dieter Dahmen im Fazit seines Artikels zurecht aufgestellte Frage „woher das Vieh für den Schweidgang kommen und wer die Tiere artgerecht halten soll“, gibt es nun eine klare Antwort: Das LaNDT-Projekt.


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