„Die wirtschaftlichen Folgen des Krieges in der Ukraine trüben die Geschäftserwartungen der regionalen Unternehmen ein, es zeichnen sich düstere Wolken am Horizont ab“, sagt Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen. 4 von 10 Befragten sind mit ihrer gegenwärtigen Situation noch zufrieden, jeder neunte Betrieb ist es nicht. „In der Industrie und im Baugewerbe sind die Lage-Bewertungen inzwischen deutlich niedriger als noch zum Jahreswechsel“, vergleicht Bayer. Die Ertragslage blieb über alle Branchen hinweg in den zurückliegenden Monaten stabil.
Die Unternehmen rechnen in allen Wirtschaftssektoren damit, dass sich ihre Situation deutlich verschlechtern wird. Am besten sind die Aussichten noch im Dienstleistungssektor und in der Industrie. Besonders negativ sind die Prognosen im Baugewerbe. Dementsprechend sind die Betriebe auch bei ihren Investitionsplänen zurückhaltender als zum Jahresbeginn. In Summe rechnet die Mehrzahl der Befragten trotz des schwierigen Umfelds allerdings noch mit einem Anstieg ihrer Investitionen.
Als mögliche Hürde für die weitere wirtschaftliche Entwicklung wird in der IHK-Umfrage mit deutlichem Abstand ein Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise genannt. „83 Prozent sehen Preissteigerungen als größte Gefahr für die Konjunktur. Das ist der höchste Wert bei der Bewertung von Wirtschaftsrisiken seit Erhebung unserer Daten“, führt Bayer aus. 8 von 10 Betrieben melden sowohl höhere Einkaufspreise für bezogene Waren als auch höhere Energiepreise. Die Hälfte aller Befragten hat diese Kostenerhöhungen bereits an ihre Kundschaft weitergegeben, weitere 30 Prozent planen das noch.
Die trüben Aussichten für die weitere Entwicklung beeinflussen noch nicht die Personalplanungen der Unternehmerinnen und Unternehmer. Gesucht werden weiterhin insbesondere Mitarbeitende mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung sowie mit akademischen Abschlüssen. Rund ein Drittel der Befragten möchte Stellen auch mit Menschen ohne Berufsausbildung besetzen.
Die Arbeitslosenquote in der Region Aachen ist seit Jahresbeginn geringfügig um 0,1 Prozentpunkte auf 6,2 Prozent gestiegen. Sie liegt somit weiter unter der Quote des Landes Nordrhein-Westfalen (6,6 Prozent), aber über der des Bundes (5,0 Prozent).
Der deutliche Anstieg der Rohstoff- und Energiepreise seit Jahresbeginn hat die Industriebetriebe in der Region Aachen überdurchschnittlich stark getroffen. Dennoch berichtet die Mehrzahl der Befragten noch von guten Geschäften. 4 von 10 Unternehmen bewertet ihre aktuelle Lage positiv, jeder achte Befragte ist unzufrieden. Die Umsätze sind erneut bei einer deutlichen Mehrzahl der Unternehmen gestiegen. Fast alle Betriebe geben jedoch an, dass die Einkaufspreise für Waren gestiegen sind: 9 von 10 Befragten melden gestiegene Energiepreise. Die Auslastung der Produktionskapazitäten stieg um 2 Prozentpunkte auf 84 Prozent und liegt damit über dem langjährigen Durchschnitt von 80,8 Prozent.
Die gute Situation im Dienstleistungssektor hat sich seit Jahresbeginn kaum verändert. 4 von 10 Unternehmen berichten von guten Geschäften, jeder elfte Betrieb von schlechten. Fast jeder zweite Befragte meldet gestiegene Umsätze in den zurückliegenden Monaten, bei jedem siebten sind sie gesunken.
Auch im Handel hat sich die wirtschaftliche Situation seit Jahresbeginn kaum verändert. 43 Prozent der Befragten sind mit ihrer aktuellen Lage zufrieden, 7 Prozent melden schlechte Geschäfte. Dabei ist die Situation im Großhandel deutlich besser als im Einzelhandel. 51 Prozent der Großhändler sind aktuell zufrieden, nur 1 Prozent ist es nicht. Im Einzelhandel hat sich die Lage seit Beginn des Jahres verbessert – nicht zuletzt durch den weitgehenden Wegfall von Corona-Beschränkungen. 43 Prozent der Befragten sind mit ihrer aktuellen Situation zufrieden, 7 Prozent sind unzufrieden.
Im Baugewerbe melden deutlich weniger Unternehmen gute Geschäfte. 35 Prozent der Befragten sind mit ihrer momentanen Lage zufrieden, 11 Prozent melden schlechte Geschäfte. Das Auslandsgeschäft ist in den zurückliegenden Monaten positiv geblieben. Fast jeder zweite Industriebetrieb berichtet von gestiegenen Umsätzen, bei 20 Prozent sind sie gesunken. Die Auftragseingänge haben nur noch eine leicht steigende Tendenz. 3 von 10 Betrieben melden eine höhere Nachfrage, rund ein Viertel berichtet von Rückgängen. Der Saldo sank um -20 auf +6 Punkte, bleibt aber noch positiv. Allerdings rechnen die Unternehmen nicht mehr mit zusätzlichen Impulsen vom Export. Ein Viertel der Befragten rechnet mit einem Anstieg der Auslandsnachfrage, etwas mehr mit einem Rückgang.
Der deutliche Anstieg der Inflation hat bisher noch keine Einflüsse auf die Ertragslage der Unternehmen in der Region Aachen. Bei 3 von 10 Befragten sind die Erträge gestiegen, bei geringfügig weniger Unternehmen sind sie gesunken.
Nachdem die Investitionsabsichten der Betriebe in der Region zum Jahreswechsel einen neuen Rekordwert erreicht haben, sind die Werte nun zurückgegangen. 28 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer werden in den kommenden Monaten ihre Investitionsausgaben erhöhen, 10 Prozent wollen sparen. Dabei muss abgewartet werden, ob es sich bei den gestiegenen Investitionsplänen nicht nur um Budgetanpassungen aufgrund gestiegener Preise bei Rohstoffen handelt.
Trotz der schlechten Konjunkturaussichten haben sich die Personalplanungen der Unternehmerinnen und Unternehmer seit Jahresbeginn kaum verändert. Ein Drittel der Befragten beabsichtigt, die Beschäftigtenzahl zu erhöhen, 13 Prozent gehen von einem Rückgang aus.
Bei der aktuellen Konjunkturumfrage hat die IHK Aachen mit den Vereinigten Industrieverbänden von Düren, Jülich, Euskirchen und Umgebung e. V. (VIV) kooperiert und Unternehmerinnen und Unternehmer gemeinsam befragt. Der Konjunkturbericht ist auf der Internetseite der IHK Aachen unter www.ihk.de/aachen/konjunkturbericht zu finden.
Im Kreis Düren bleibt die Geschäftslage auf hohem Niveau. 47 Prozent der Befragten berichten von guten Geschäften, 12 Prozent sind unzufrieden. Gut ist die Situation vor allem im Großhandel (Saldo: +64) und bei den Dienstleistern (Saldo: +52). Die Erwartungen sind auf einem deutlich niedrigeren Niveau als zum Jahresbeginn. 17 Prozent der Befragten gehen von besseren Geschäften aus, 28 Prozent sind zurückhaltend. Am besten sind die Aussichten im Einzelhandel (Saldo: +10). Im Großhandel (Saldo: 0) rechnen die Befragten nicht mit Veränderungen in den kommenden Monaten.