Warum ist ein „Aktionstag der inklusiven Begegnung“ wichtig?
Die beteiligten Mitgliedsorganisationen im AKI wollten deutlich machen, dass Menschen mit Handicap gleichberechtigt in der Gesellschaft wahrgenommen werden wollen und dass es ihr Wunsch ist, nicht ausschließlich über ihr individuelles Handicap definiert zu werden, sondern als Menschen mit all seinen Facetten. Begegnung schafft Verständnis füreinander.
Deutschland hat bereits 2009 die UN-Behindertenrechtskonvention unterzeichnet. Inklusion ist Menschenrecht.
Wie war die Resonanz der Besucher?
Das Interesse der Besucherinnen und Besucher war insgesamt sehr gut. Das Team des LVR-Mobils der Begegnung, die schon auf Stadtfesten mit dem Mobil für Inklusion geworben haben, zeigte sich sehr zufrieden mit der Qualität der Kontakte und dem Interesse für ihren Stand. Auch freute man sich, dass sich insbesondere auch jüngere Menschen an der Inklusion interessiert zeigten.
Besucherinnen und Besucher aller Altersgruppen schauten sich interessiert die Stände der Mitgliedsorganisationen des AKI an. Das Stammhaus bot selbst getöpferte Friedenstauben zum Verkauf an, die blau-gelb glasiert waren und der Erlös soll den Jükrainern für die Ukrainehilfsaktion übergeben werden. Alle 20 Friedenstauben gingen weg wie „frische Semmeln“ und auch noch weitere getöpferte Dekorationen fanden gute Abnahme.
Der Waffelstand der Schirmerschule lockte schon von Weitem mit dem Duft frisch gebackener Waffeln und auch fair gehandelter Kaffee aus dem Weltladen konnte dort gekauft werden.
Bürgermeister Fuchs machte eine Runde im Rollstuhl sitzend über den Wochenmarkt und nahm diesen aus der Perspektive der auf den Rollstuhl angewiesenen Menschen wahr. Der Rollstuhlparcour wurde auch von Stadtratspolitikern ausprobiert, denn nebenan in der Kölnstr. waren zeitgleich die Wahlinfostände zur Landtagswahl aufgebaut. So konnten sich einige von ihnen einfühlen in die Hürden, die ein Mensch mit Mobilitätseinschränkung im Alltag zu überwinden hat.
Welche Angebote waren „besonders“ und kamen „besonders gut“ an?
Eine Besonderheit war an diesem Aktionstag das „Mobil der Begegnung“ des Landschaftsverband Rheinland. Das „Mobil der Begegnung“ ist eine mobile und auch für Menschen im Rollstuhl zugängliche Aktionsfläche mit Bühne in Form eines ausklappbaren Anhängers. Mit seinem Mobil schickt der LVR Mitmachangebote und somit auch die Idee des „Tags der Begegnung“ auf die Reise durch das Rheinland: Hier erfahren die Gäste, wie man mit und ohne Behinderung zusammenleben und auch Spaß haben kann. Das Mobil ermöglicht unkompliziert Einblicke in verschiedene Lebenswelten. Ein besonderes Anliegen des LVR ist es, viel Raum für die Begegnung von Menschen mit und ohne Behinderung zu schaffen. Das „Mobil der Begegnung“, das seit 2018 durch das Rheinland tourt, vermittelt, wie Inklusion funktionieren kann. Besucherinnen und Besucher vom Kind bis zum Erwachsenen ließen sich auf das Experiment ein, eine 3-D-Simulationsbrille aufzusetzen, mit der man wie in einem virtuellen Echtzeitfilm eine Fahrt als Rollstuhlfahrer durch Köln simuliert bekam und so sehr eindringlich erleben konnte, mit welchen Hindernissen ein Mensch im Rollstuhl zu kämpfen hat.
Das Europäische Kompetenzzentrum für Barrierefreiheit e.V (EUKOBA) aus Linnich war ebenfalls mit einem Stand vertreten. Hier konnten Besucherinnen und Besucher mit Hilfe verschiedener Hilfsmittel selbst spüren und erleben, wie sich der Alltag eines Menschen mit Handicap gestaltet und wurden somit sensibilisiert für das Thema Inklusion. So konnte man eine Beinprothese umschnallen und versuchen, mit dieser zu gehen. Besonders anspruchsvoll war die Überwindung eines Hindernisparcours, der für ungeübte Prothesenträger kaum alleine zu bewältigen war. Eine andere Besucherin schlüpfte in einen Anzug, der Adipositas simulierte und merkte, wie mühselig und ermüdend die Fortbewegung mit dem zusätzlichen Körpergewicht ist.
Verschiedene Simulationsbrillen lagen zum Ausprobieren aus und gaben den Trägerinnen und Trägern einen Eindruck davon, wie eingeschränkt Menschen mit Sehbehinderung ihr Umwelt wahrnehmen. Da wurde schnell deutlich, dass man mit einer Sehbehinderung zwingend auf sinnvolle Leitlinienführung im öffentlichen Raum angewiesen ist.
War der Aktionstag eine Eintagsfliege oder gibt es eine Neuauflage 2023 – auch in Bezug auf die Special Olympics?
Der AKI hat bereits in den vergangenen 10 Jahren immer wieder ein „Fest der Inklusion“ als Veranstaltung in der Innenstadt durchgeführt. Für den Besuch der Delegation der Athletinnen und Athleten in unserer Stadt im Rahmen des Host Town Programs der Special Olympics World Games 2023 in Berlin ist ein Begegnungsfest geplant. Wir hoffen natürlich, dass der Fackellauf des olympischen Feuers auch durch die Host Town Jülich ziehen wird und ein Highlight des Festes für Inklusion wird.
Ihr Fazit?
Nina Czeczatka und Christoph Beckers und Annette Görgens als Sprecherteam des AKI zeigten sich sehr zufrieden mit dem Besucherinteresse an dieser Veranstaltung. Die Stimmung war gut, das Wetter spielte mit und es konnten viele gute Gespräche geführt werden über die Arbeit des Inklusionsbeirates und darüber, dass Inklusion ein Menschenrecht ist.
Ich habe mich sehr über die Resonanz und die Besucherzahl gefreut. Die Stadt Jülich steht vor einigen großen Umgestaltungsmaßnahmen in den nächsten Jahren und wir freuen uns, dass wir nun gemeinsam die große Chance haben, unsere Stadt so zu gestalten, dass alle Menschen, egal welcher individueller Voraussetzungen, sich hier willkommen und wohl fühlen können und vor allem Jülich als Einkaufsstadt und Erlebnisort genießen werden und die Diskussion einzelner Interessensgruppen zum Thema „barrierefreies Leitlinienführungssystem für den Marktplatz“ zeigt uns immer wieder, dass hier noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten ist. Dafür ist ein solcher Aktionstag wichtig und es gab viele gute Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern zum besseren Verständnis der Inklusion.