Worum geht es in dem im Februar mit dem Goldenen Berliner Bären bedachten Film „Alcarràs“ von Carla Simón? Die Drei-Generationen-Familie Solé verbringt jeden Sommer damit, Pfirsiche zu ihrem Lebensunterhalt aus ihrer Plantage zu pflücken, in Alcarràs, einem kleinen katalonischen Dorf in Spanien. Aber die diesjährige Ernte könnte ihre letzte sein, da ihnen die Räumung droht. Die neuen Pläne für das Land beinhalten das Fällen der Pfirsichbäume und die Installation von Sonnenkollektoren, was zu einem Riss innerhalb der großen, eng verbundenen Familie führt. Zum ersten Mal steht die Familie vor einer ungewissen Zukunft und riskiert, mehr als ihr Zuhause zu verlieren. In einem der ersten Bilder spielen Kinder in einer verlassenen „Ente“, einem Citroen 2CV, die mitten in der Gegend rostet. Es sind keine Häuser zu sehen. Sie spielen ausgelassen und freudig. Sie haben eine schöne Kindheit, eingebettet in den Schoß der Großfamilie. Doch die Idylle währt nicht lange …
Schon in „Fridas (ein 6jähriges Waisenkind) Sommer“, 2018 hat Carla Simón ihr Herz und Augenmerk auf wunderbare Kinderdarstellungen gelegt. Auch bei „Alcarràs” handelt es sich eigentlich auch wieder um einen Spielfilm, aber alles wirkt sehr dokumentarisch. Die Darsteller sind keine gelernten Schauspieler/innen und kommen aus dieser Gegend, kennen das dortige Leben und die Arbeit aus eigener Erfahrung. In den Szenen rund um ein großes Fest, komme ich mir vor, als säße ich mit am Tisch. „Der Film hat ja gar keine richtige Geschichte“, musste ich mir anhören. Doch, er erzählt die authentische Geschichte vom Ende einer Ära und das auf eine sehr eindringliche, die Charaktere illustrierende, zum Mitgefühl anregende Weise.
Selbst Goldene Bären brauchen eine ganze Weile, bis sie es in die Kinos schaffen. Die Vorfreude muss bis zum 11. August an- und aushalten. Und bis Cornel ihn für das Kuba-Kino bekommt, fließt auch noch ein wenig Wasser den Rhein runter. Sitzen wir es aus! Wir dürfen Im Kuba ja jetzt wieder Kissen benutzen.