Weithin sichtbar leuchtet das große roten Zelt, dessen Aufbau ungefähr viereinhalb Stunden gedauert habe, berichtet der Direktor der Nordschule, Heinz Rombach. Er hatte selbst mit Hand angelegt.
Direkt beim Eintreten in das Zelt merkt man die freundliche Stimmung im Raum. Man blickt in glänzende Kinderaugen, die man über der Maske erkennen kann und die in die Manege blicken, während andere Schülerinnen am Trapez zusammen mit Henry Brumbach ihre Nummer üben. Der Trainer lobt jedes Kind nach ihrem Auftritt und hilft, falls Schwierigkeiten aufkommen. Es werden spektakuläre Stunts geübt, bei denen einige Mütter vermutlich den Atem anhalten, doch alle Personen vom Zirkus wissen, was sie tun und man merkt, mit was einer Ruhe sie an die Sache herangehen. Es sei witzig, die Trainer super nett und man würde sich gegenseitig Spitznamen geben, erzählen fünf Schüler. „Angst ist dein größter Feind“ sagt Pia (8), die die dritte Klasse der Nordschule besucht und meint, sie würde seitdem mutiger durchs Leben gehen und sich mehr trauen. „Es ist mal eine Abwechslung zur Schule“, erzählt Clara (9), die in die vierte Klasse geht. Linus (7), Emely (6) und Paul (8) sagen, dass dieses Projekt die Gemeinschaft stärkt und man die Kinder der Schule in Welldorf besser kennenlernt. Für dieses Projekt kommen nämlich die Kinder aus dem zweiten Standort der Schule in Welldorf mit den Kindern aus Jülich zusammen.
Daher werden die Corona-Maßnahmen besonders ernst genommen. Die Schüler müssen drinnen und draußen eine Maske tragen und werden alle zwei Tage getestet. Heinz Rombach berichtet, wie unsicher er sich war: „Wir haben echt bis zum Wochenende davor überlegt, ob wir den Zirkus wirklich kommen lassen sollen.“ Auch während den Aufführungen herrscht 3G+ und auch geboosterte Personen müssen sich testen. Außerdem gibt es eine Maskenpflicht für alle Zuschauer. Dieses Jahr können 100 Personen weniger die Aktion in der Manege beobachten und es stehen pro Kind nur drei Eintrittskarten zur Verfügung. Doch dafür werden von allen Auftritten DVDs gebrannt, die man im Nachhinein erwerben kann.
Der gesamte Zirkus ist ein Familienbetrieb und wird von Generation zu Generation weitergegeben, wie der Trainer Diego Brumbach berichtet, während er zusammen mit seinem Bruder Henry Brumbach die Kinder am Trapez trainiert. „Sicherheit ist besonders wichtig“, erwähnt Diego, „deshalb machen wir viel Krafttraining, damit wir die Kinder halten können.“ Schon seit acht Jahren hilft er aktiv im Zirkus mit. „Man kommt viel rum. Neue Stadt, neue Kinder“ erzählt er. Dabei gefällt dem 15-Jährigen die Arbeit mit den Kindern am besten: „Man erzählt sich viele Witze und es wird immer viel Blödsinn gemacht.“
Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass der Zirkus zusammen mit den Trainern, den Kindern eine Erfahrung bringt, die sie nicht so schnell vergessen werden. Es bringt den jungen Schülerinnen und Schülern neuen Mut, Erfolgserlebnisse und nach der Pandemie wieder eine Abwechslung in den normalen Schulalltag.
Die Kinder hätten sich selbst aussuchen können in welche Gruppe sie gerne wollten, erzählte Schulleiter Rombach. Zur Verfügung standen hierbei Trapez, Trampolin, Zauberer, zweierlei Akrobaten, Clowns, Feuerschlucker und Jongleure. Einige Nummern bringen einen gewissen Schwierigkeitsgrad mit sich, deshalb trainieren die Kinder, zusammen mit den Trainern des Zirkus, täglich.
Seit 2012 kommt der Zirkus alle vier Jahre zur Schule in der Berliner Straße. Dort bleibt er zwei Wochen und bringt den Schülerinnen und Schülern alle möglichen Kunststücke bei. Finanziert wird das Projekt durch die Einnahmen, die die Kinder durch einen Spendenlauf rund um die Schule eingenommen haben. Dazu kommen die Eintrittskarten, die die Eltern für vier Euro erwerben konnten.
Anmerkung: Die Schulleitung hat die Redaktion gebeten, den Beitrag erst nach der Aufführung zu veröffentlichen, um die Überraschung für die Eltern perfekt zu machen. Dieser Bitte ist die Redaktion gerne nachgekommen.
Bilder vom Probenbesuch von Volker Goebels
Bilder von der Aufführung von Volker Goebels