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Immer am Ball

Urgestein, Amateurmeisterschaftsgewinner, Hausmeister a.D., Trainer, Erfinder des Zehner-Fußballcamps und des Stadiongottesdienstes – Peter Kosprd kann viele Titel tragen. Heute wird er 75 Jahre alt.

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Peter Kosprd. Foto: Dorothée Schenk
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Sportlich adrett, so kennen ihn die Jülicher. Das gilt für den Alltag wie für das Leben auf dem „Platz“. Meist trägt er dazu ein etwas amüsiertes Lächeln in den Mundwinkeln und einen markig-ironischen Spruch auf den Lippen. Peter Kosprd ist kein Glattgebügelter, er ist kantig, rau, emotional und einer, an dem sich mancher reibt, aber der das „Herz auf dem rechten Fleck“ hat, wie man sprichwörtlich sagt. Die wichtigsten Komponenten in seinem Leben bis zum heutigen Tag sind sicher die Integration, der Fußball und der liebe Gott. Er ist bekennender Katholik. Als Freund der klaren Worte antwortete er auf die Frage eines Bekannten, warum er in die Kirche gehe, so: „Der eine geht in die Apotheke und holt sich Pharmazeutika, der andere geht zum Psychologen, der Dritte trinkt vielleicht, und ich gehe sonntags in die Kirche und in der Woche bete ich. Dann brauche ich alles andere nicht. Was ist gesünder?“ Pragmatisch, klar, einfach. Katholisch geprägt hat ihn sein Elternhaus in Huchem-Stammeln und hier vor allem seine Mutter, über die er mit einem augenzwinkernden Lächeln sagt: „Sie war der Chef.“

Der Ball ist rund und darum drehte sich von Kindesbeinen an die Welt von Peter Kosprd. Karl Knipprath holte den gelernten Metalltuchweber und leidenschaftlichen Fußballer nach Jülich. Vor 14.000 Menschen siegte er mit den „Zehnern“ im Endspiel gegen die Spielvereinigung Erkenschwick. Mit der Rückennummer 10 bereitete Kosprd das entscheidende Tor zum 2:1 mit vor und damit den Amateurmeisterschaftsgewinn. Zeitgenossen beschrieben es wie folgt: „Kosprd versetzte in der 28. Minute Anders, bediente Henseler, dieser lenkte das Leder weiter zu Hoss, der Oertel aus dem Tor lockte und weich in Richtung Tor schoss. Hier hatte Zander wieder einmal die richtige ,Nase‘ und drückte den Ball seelenruhig rein.“ Gemeinsam mit Heinz Osenberg kreierte Peter Kosprd den modernen Abwehrfußball. Weitere Stationen seiner Fußballerzeit waren der Bonner SC, Düren 99 und dann wieder SC Jülich 1910.

Peter Kosprd war seit 1978 Hausmeister der Nordschule. Foto: Dorothée Schenk
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Der Mentor Knipprath sorgte dafür, dass neben dem sportlichen auch der berufliche Werdegang gelang. Im damaligen Gymnasium an der Neusser Straße fand der Dürener Peter Kosprd sein erstes Wirkungsfeld, bis er 1978 an die Nordschule wechselte. Dort fand er bis zu seinem Ruhestand Wohn- und Arbeitsstatt. Mit dem damaligen Schulleiter Hilgers rodete Kosprd das Teilstück hinter der Schule, um Raum für Kinderspiele zu schaffen. Der Nordschul-Haushahn Kasimir und Kosprd, der als Vater Lorenz ein paar Gänse vom Ei bis zum Kochtopf begleitete, gehören zu den Anekdoten des langgedienten Nordschul-Hausmeisters. Hier wurde auch die Idee zum ersten Fußballcamp geboren im schon damals internationalen Viertel. Die Grundidee: Integration durch Sport und eine sinnvolle Freizeitgestaltung für den Nachwuchs.

Peter Kosprd im Karl-Knipprath-Stadion in Aktion. Foto: Dorothée Schenk

Peter Kosprd absolvierte eine „typische“ Spielerkarriere: Nach der aktiven Zeit auf dem Feld folgte die Zeit auf der Trainerbank. Hier galt nach Kosprds eigenem Bekunden das Handschlagprinzip: „Ich habe in 30 Jahren Trainertätigkeit nie einen Vertrag unterschrieben. Wenn es nicht mehr stimmt, geht man auseinander. Für keine Seite besteht irgendeine Verpflichtung.“ Die erste Station absolvierte er bei der Germania aus Kirchberg, damals B-Ligist. Nach einem kurzen dreimonatigen Gastspiel bei Frankonia Broich ging es zu Düren 99, dann nach Schwarz-Weiß Düren. Über den GFC kehrte er 2002 als Trainer für zwölf Jahre zu den „Zehnern“ zurück. Zum ersten Mal wurde 2014 getitelt: „Ein Urgestein geht vom Platz.“ Für sein langjähriges Engagement beim SC Jülich 1910/97 trug ihm der Vorstand die Ehrentrainer-Würde an und das Amt des Sportmanagers. Auf Peter Kosprd passt allerdings auch der Spruch: „Er kann’s nicht lassen.“ Bis zum gestrigen Tag war Peter Kosprd weiter für die Zehner im übertragenen Sinne „am Ball“. Gestern gab er offiziell das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden ab und hatte schon im Sommer angekündigt, mit dem 20. Fußballcamp auch dort einen Schlussstrich zu ziehen. So ganz glauben mag man es nicht. Und so hat Michael Lingnau als wiedergewählter Vorsitzender seines SC Jülich 1910/97 bereits gesagt, dass der neue Vorstand nicht auf die Freundschaft und Expertise von Peter Kosprd verzichten möchte – als Bestätigung erhielt er eine eigens gestaltete Auszeichnung. Denn eins ist wie immer beim Fußball sicher: Das Spiel ist erst zu Ende, wenn der Schiedsrichter abpfeift.

In diesem Sinne wünscht die Redaktion Peter Kosprd einen wunderbaren Geburtstag im Kreis seiner Familie und sagt: Herzlichen Glückwunsch.

Peter Kosprd im Einsatz bei Soccer-Turnier der Kleinen Hände. Foto: Dorothée Schenk
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Dorothée Schenk
HERZOGin mit Leib und Seele. Mein HERZ schlägt Muttkrat, Redakteurin gelernt bei der Westdeutschen Zeitung in Neuss, Krefeld, Mönchengladbach und Magistra Atrium der Kunstgeschichte mit Abschluss in Würzburg. Versehen mit sauerländer Dickkopf und rheinischem Frohsinn.

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