Bundesweit waren Oberbürgermeister, Bürgermeister und Fachleute nach Bremen gereist um dort gemeinsam zwei Tage lang zu diskutieren, was Kommunen dafür tun müssen, damit Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen gut versorgt sind und möglichst umfassend am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Viele gute Praxisbeispiele aus Kommunen wurden vorgestellt. So berichtete Dr. Henning Scherf, Bürgermeister a.D. der Freien Hansestadt Bremen, sehr lebendig über seine mehr als 30 Jahre andauernden Erfahrungen mit dem Leben in einer Wohngemeinschaft für Seniorinnen und Senioren in einem Mehrgenerationenhaus. Sabine Tietjen, bekannte Fernsehmoderatorin, führte durch das Konferenzprogramm und moderierte die Podiumsgespräche. In fünf Fachforen stellten Experten ihre Visionen und Handlungsempfehlungen zu den Themen „Sozialraum für Menschen mit Demenz gestalten“, „Stadtplanung und Umweltgestaltung“, „Ländliche Räume“, „Vernetzung – Kommune und Land als Drehscheibe“ und „Sensibilisierung und Partizipation – Bildungsangebote und Engagementmöglichkeiten“ immer unter dem Aspekt der Daseinsfürsorge für demenziell veränderte Menschen dar.
Auf Einladung des Bundesministeriums nahm Bürgermeister Axel Fuchs als Experte am Forum „Sozialraum für Menschen mit Demenz gestalten“ teil. Bereits seit 2010 widmet sich die Stadt Jülich intensiv der Verbesserung der Lebenssituation von Demenz Betroffener und ihrer Familien. Im Rahmen des von 2014 bis 2016 durch das Bundesfamilienministerium geförderte Projekt „Lokale Allianz für eine demenzfreundliche Stadt Jülich“ wurde ein Aktionsbündnis der Akteure aus Medizin, Pflege, Ehrenamt, Selbsthilfe und Beratung vor Ort aufgebaut. Insbesondere die Sensibilisierung der Öffentlichkeit und aller Bürgerinnen und Bürger Jülichs für das Thema „Demenz“ und für die gleichberechtigte und respektvolle Begegnung mit demenziell veränderten Menschen waren und sind ein wichtiges Anliegen der Kommune. Es wurden in Jülich bereits viele verschiedene Berufsgruppen zum Thema „Kommunikation und Umgang bei Demenz“ geschult. Auch die städtischen Verwaltungsmitarbeiter wurden sensibilisiert für einen verständnisvollen Umgang mit demenziell veränderten Bürgerinnen und Bürgern. Von Demenz Betroffene und ihre Angehörigen finden in Jülich umfassende Beratungsangebote vor. So ist auch das städtische Projekt „Ehrenamtliche Demenzlotsen der Stadt Jülich“ ein Erfolgsmodell in der Beratungslandschaft.
„Wir erfinden das Rad nicht neu. Wir müssen nur Normalität unter etwas anderen Bedingungen schaffen“, sagte Bürgermeister Axel Fuchs, „Wir müssen mutig an das Thema Demenz herangehen und die Enttabuisierung voranbringen. Gesellschaftliche Teilhabe soll Normalität werden und sein. Ein Konzertbesuch ist ein Konzertbesuch. Ob der Besucher demenziell verändert ist oder nicht, darf keine Rolle spielen.“ Bürgermeister Axel Fuchs sprach in der Expertenrunde sehr deutliche Worte dazu, wie er die Aufgaben einer Kommune in der Daseinsfürsorge für Menschen mit Demenz sieht. Grundsätzlich wird in den Kommunen unterschieden zwischen Pflichtaufgaben, die die Kommune zu erfüllen hat und den sogenannten freiwilligen Aufgaben, zu denen auch der gesamte Bereich der Sozialplanung zählt. In finanziell schwierigen Zeiten sind dadurch die Bereiche der sozialen Aufgaben in Kommunen von Kürzungen bedroht. „So wie die Jugendfürsorge eine Pflichtaufgabe ist, sollte doch auch Daseinsfürsorge für Ältere zur kommunalen Pflichtaufgabe werden und nicht länger eine freiwillige Aufgabe bleiben,“ sieht Bürgermeister Fuchs hier deutlichen Handlungsbedarf in der Ausstattung der Kommunen. Die Experten und Diskussionsteilnehmer waren sich sehr einig, dass aus der Fachkonferenz heraus eine deutliche Forderung an die Bundesregierung erfolgen muss, hier nachzubessern und die Daseinsfürsorge für alle Lebensbereiche gesetzlich zu verankern.
„Der demografische Wandel führt auch in Jülich in den nächsten Jahrzehnten zu einem Anstieg der von einer Demenz Betroffenen in der Bevölkerung,“ sieht Bürgermeister Axel Fuchs eine zunehmend zentrale Aufgabe des Gemeinwesens in der Versorgung, Begleitung und Betreuung, aber auch in der gesellschaftlichen Teilhabe demenziell veränderter Menschen in der Mitte der Gesellschaft.
„Als Sie sich in 2014 für die Teilnahme am Bundesprogramm „Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz“ beworben haben, überzeugten Sie als Stadt mit Ihrem Konzept und wie wir heute sehen, überzeugen Sie inzwischen auch mit Ihren ganz konkreten Umsetzungen“, so Kornelia Folk, Referentin im Bundesfamilienministerium „Damit sind Sie unter den Kommunen in Deutschland vorbildlich aufgestellt und haben Ihre bisher geleistete Arbeit auf zukunftsfähige Beine gestellt. Deshalb gilt an dieser Stelle mein besonderer Dank Herrn Bürgermeister Fuchs und Ihren Entscheidungsgremien. Den Beschluss zu fassen, eine demenzfreundliche Stadt zu werden, war mutig und klug. Sie haben das Thema für Ihre Stadt frühzeitig erkannt und übernehmen die Verantwortung zum Wohle der in Jülich lebenden Menschen, die mit der Erkrankung Demenz konfrontiert sind. Jülich ist ein herausragendes Beispiel.“
Informationen zum Aktionsbündnis „Lokale Allianz für eine demenzfreundliche Stadt Jülich“ sind zu erhalten im Amt für Familie, Generationen und Integration, Tel.: 0 24 61 63-239 (Beatrix Lenzen), E-Mail: [email protected]).