So trat er denn auch in der vom städtischen Kulturbüro organisierten Reihe „Watt zum Lachen“ mit seinem aktuellen Programm „Freuwillige vor – wer lacht, macht den Mund auf“ am vergangenen Freitagabend im Kulturbahnhof Jülich auf. Platz wäre zwar noch für mehr „Freuwillige“ gewesen, aber die, die da waren, machten von Anfang an Stimmung, als würde der Saal aus allen Nähten platzen. Das lag aber auch am gelungenen Auftritt des sympathischen Steinberg, der sofort die Stimmung des Publikums prüfte und treffsicher den Lachnerv traf.
Das zweistündige Programm kreiste um Corona und die Folgen, vor allem aber um die pubertierenden Kinder des 48-Jährigen. Ihre „hormonelle Umbauphase“ habe dazu geführt, dass die Tochter das mühsam erlernte Sprechen wiedereinstellte, während der Sohn das sinnfreie Dauerreden für sich entdeckt hätte. Das coronabedingte Homeschooling stellte die Familie Steinberg vor besonderen Herausforderungen, was dazu führte, dass Einkaufen im Supermarkt geradezu als Befreiung von der familiär bedingten häuslichen Enge empfunden wurde. Der Sohn stand dabei weniger im Weg, als dass er lag. Eine Art komatöser Zustand, der nur durch die Drohung, das WLAN abzuschalten oder ein eigens durch den Vater gestaltetes Youtube-Video, unterbrochen werden konnte.
Herrlich aufregen konnte sich Steinberg über die Ökonomisierung sämtlicher Lebensbereiche, die dazu führe, dass Beziehungen unter Kosten-Nutzen-Aspekten gewertet würden und, dass Fußballspiele der Deutschen Nationalmannschaft eingeklemmt zwischen Werbepausen nun auf RTL liefen. Er warte ja nur darauf bis selbst das Spiel an dafür passender Stelle durch Werbung unterbrochen würde. Vom „Fallrückzieher“ ist es assoziativ nur ein kurzer Weg zum „Seitenbacher Müsli“.
Doch, ist es das wert, sich ständig aufzuregen? Müsste man nicht besser nach den schönen und lustigen Dingen des Lebens Ausschau halten und mehr Humor wagen? Wie beispielsweise Versprecher oder sprachliche Ungeschicktheiten im Radio sammeln: „Leverkusen unterlag Schalke 04 mit 0 zu 3.“ So etwas kann man sich nicht selber einfallen lassen. (Genauso übrigens wie die Ankündigung einer Außenreporterin bei einem Besuch der englischen Königin vor Jahren in Berlin: „In wenigen Minuten wird hier die Queen angefahren.“ Zum Glück wurde sie dann doch nur vorgefahren.)
Im zweiten Teil des Programms gab dann René Steinberg, der auch mit musikalisch-tänzerischen Einlagen überzeugte, dem Affen insoweit Zucker, als er die Highlights seiner Parodien vorführte: Udo Lindenberg, Reiner Calmund, Herbert Grönemeyer und Klaus Kinski schienen kurzfristig auf der Bühne zu stehen. Im Fall von Ronald Pofalla gab er dann auch Tipps, wie man mit dem Sprechen durch die Nasennebenhöhlen eine eigene Schleimspur der Unterwürfigkeit schaffen könnte. Man müsse nur aufpassen, bei wem man diese Kunst der Stimmverstellung einsetze.
Mit der Beschreibung eines Elternabends und der anschließenden Einrichtung einer WhatsApp-Elterngruppe steuerte der Abend seinem Höhepunkt entgegen. Die völlig sinnfreie Kommunikation unter den Eltern ließ Steinberg aber nur kurz die Contenance verlieren, um sich dann selbst mit der Frage „Ist es das wert?“ zur Raison zu rufen. Natürlich nicht! Vielmehr böte sich hier endlich die Gelegenheit, der automatischen Rechtschreibkorrektur von WhatsApp freien Lauf zu lassen: „Fichtelgebirge doch“, was das Programm aus „Fick dich“ macht.
Am Ende des unterhaltsamen Abends stand Steinberg noch für einen kurzen Plausch im Foyer zur Verfügung, wobei er nicht mit eigenen Merchandising-Produkten aufwartete, sondern für die Neven Subotic Stiftung Spenden sammelte. Auch in diesem Punkt ein ungewöhnlicher Abend, der lange im Gedächtnis bleiben wird.