Bewegung, darin sind sich die meisten Menschen einig, ist gut. Dass zur körperlichen Beweglichkeit auch eine geistige Beweglichkeit gehört, wird oft unterschätzt.
Das Ergebnis der aktuellen September-Befragungen bestätigen jene vom Vorjahr: Die Menschen aus Jülich und seinen Ortsteilen wie Gäste der Stadt wünschen sich weniger Autoverkehr. Zu Fuß oder mit dem Rad kommen sie zum Einkaufen oder geselligen Gastronomiebesuch. Die Kaufmannschaft meldet in ihrer Befragung Umsatzeinbußen mit bis zu 72 Prozent. Die potentiellen Kunden und Gäste geben ihrerseits an, Kauf- und Konsumlaune mitzubringen. Das Dilemma: Auf der einen wie der anderen Seite bestehen Zweifel an den Aussagen. Offenheit wäre ein Anfang.
Dr. Judith Kurte von KE Konsult Köln bot eine Datenerfassung anhand von Kassenzetteln als objektive Grundlage an, bei denen die Geschäfte geschwärzten werden könnten. Das lehnen die Geschäftsleute ab. Man lässt sich nicht in die Bücher gucken. Vielleicht verständlich. Unverständlich ist dagegen, wieso sie sich europaweiten Aktionstagen durch Geschäftsschließung verweigern und schlechte Umsätze als Grund angeben, aber ein Stadtfest, bei dem nicht autoarm sondern autofrei gilt, gerne mitmachen, weil die Geschäfte so gut laufen. Das sind ungeklärte Widersprüche.
Es fehlt der Mut zum Ausprobieren, Mitmachen im besten Sinne einer Kundschaft, deren Mobilitätsverhalten sich ändert. Das Argument zieht nicht: „Die hat leicht reden!“ Im Januar 2018 bekam die Stadt ein neues Print-Magazin in Zeiten, in denen Zeitungen schließen. Überzeugung, Unternehmergeist, Fantasie und Mut sind Geschwister, die nicht immer in Harmonie existieren, aber im Zweifelsfall zueinander stehen und sich stützen, um zum Erfolg zu kommen. Inzwischen ist die Redaktion ins Herz der Stadt gezogen.
Dorothée Schenk