„Es scheint, als würde etwas fehlen“, könnte man meinen, wenn man sich die Büsten im Schlosskeller anschaut. Passend zum diesjährigen Motto „Sein & Schein“, unter dem der Tag des offenen Denkmals gelaufen ist, fehlt die Büste von Konrad Heresbach, einem deutschen Humanisten und Altphilologen, der am Hof des Herzogtums Kleve-Jülich-Berg zuerst als Erzieher des Erbprinzen Wilhelm und dann als Diplomat in religions- und machtpolitischen Fragen tätig war. Neben dem Fürstenpaar Wilhelm V und seiner Gattin Maria von Habsburg, sowie dem Leibarzt Johann Weyer, stellt er die vierte gezeigte Persönlichkeit dar. Derzeit ist seine Halbfigur in der Ausstellung „Geister & Genies“ im Kultur- und Stadthistorischen Museum in Duisburg untergebracht.
Besucher sollten auch einen Blick auf den Ostflügel des Schlosses werfen. Fällt etwas auf? Im Laufe der Aufbauarbeiten wurde die rechte Seite des Gebäudes um rund acht Meter erweitert. Die optische Täuschung ist durch eine Anpassung der Fenster jedoch für den Unwissenden nahezu unerkennbar, verrät Walter Massmann, einer der Ehrenamtlichen, die am Tag des offenen Denkmals Besucher in die Geheimnisse der Festung einweihen.
Das Museum Zitadelle beteiligte sich auch dieses Jahr an dem Aktionstag und bot zahlreiche kostenlose Führungen an, die auch in Bereiche der 40.000 Quadratmeter großen Renaissancefestung mit fürstlichem Schloss führten, die sonst für die Öffentlichkeit geschlossen sind. Besucher konnten an vielen verschiedenen, rund einstündigen und kostenlosen Führungen teilnehmen und Unbekanntes entdecken.
Die unter dem italienischen Architekten Allesandro Pasqualini und seinem Bauherren Herzog Wilhelm V erbaute Schlossfestung demonstriert Macht und Stärke. Die blockhafte Bebauung mit dem einheitlichen äußeren Erscheinungsbild schafft gleichzeitig eine nahezu modern erscheinende Festungsanlage. Insbesondere die Schlosskapelle im Ostflügel des Schlosses, deren Außenwände nahezu die einzigen Überbleibsel des Gebäudeteils waren, wurde der Charme der Örtlichkeit nochmal deutlich.
Bei Eintritt in den Schlosskeller, eröffnete sich eine enorme tunnelähnliche Anordnung von vielen verschiedenen Gängen. Präsentationen im Schlosskeller zeigten die Geschichte von den Römern über die Renaissance und das preußische Jahrhundert bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Ausstellungsstücke erhielten innerhalb des Kellergewölbes eine noch stärkere Wirkung und ließen die Zeit nahezu nachempfinden.
Fotos: Volker Goebels