„Ich mache mir Sorgen“, sagte Hans-Helmuth Schmidt, Vorstandsvorsitzender der VIV, Schlechte Wachstumsprognosen, immer neue Belastungen für Unternehmer, die Forderungen nach strengeren Klimazielen und Diskussionen über die Einführung einer Vermögenssteuer seien für den Mittelstand durchaus beunruhigend. Hinzu komme der Strukturwandel, der die Region vor große Herausforderungen stelle und nur mit Investitionen zu bewältigen sei – und eben nicht mit zusätzlichen Abgaben. Der Corona-Lockdown hat die staatliche Verschuldung in immens hohe Dimensionen getrieben. Anlass genug für die Vereinigten Industrieverbände von Düren, Jülich, Euskirchen & Umgebung e.V. (VIV), drei Wochen vor der Bundestagswahl am 26. September die vier Direktkandidaten von CDU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen für den Kreis Düren zu einer Podiumsdiskussion einzuladen.
Thomas Rachel (CDU), Dietmar Nietan (SPD), Laura Jacobsen-Littig (FDP) und Chris Andrä (Bündnis 90/Die Grünen) diskutierten mit Hans-Helmuth Schmidt, über Wachstumsprognosen, Strukturwandel, Fachkräftemangel und Digitalisierung. Durch den Abend führte Sandra Kinkel, neue Referentin für Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit bei den VIV. Die Diskussion war als Hybridveranstaltung geplant. Und so nahmen bei Becker und Funck „Fabrik für Kultur & Stadtteil“ und an den mobilen Endgeräten zu Hause Vertreter von mehr als 25 mittelständischen Unternehmen aus dem Kreis Düren am VIV-Talk zur Wahl teil.
Sehr schnell entwickelte sich zwischen den Kandidaten und Hans-Helmuth Schmidt eine muntere, zum Teil kontroverse Debatte, bei der die Kandidaten ihre zum Teil unterschiedlichen Positionen verdeutlichten. So bescheinigte Grünen-Kandidat Chris Andrä dem Mittelstand genügend Kreativität und Innovationsgeschick, um die von ihm geforderten Klimaziele umzusetzen. Und auch das Publikum bekam ausreichend Gelegenheit, sich mit Fragen und Anregungen zu beteiligen.
In Sachen Vermögenssteuer unterstrichen Dietmar Nietan und Chris Andrä die Forderung ihrer Parteien, diese möglichst schnell wieder einzuführen. Thomas Rachel und Laura Jacobsen-Littig sprachen sich vehement dagegen aus. In Sachen Strukturwandel sahen sich der Christdemokrat Rachel und sein Parlamentskollege Nietan von der SPD mit dem Vorwurf konfrontiert, dass sich die derzeitigen Förderungen im Kreis auf das Forschungszentrum Jülich und dessen Umfeld konzentriere. Nietan stimmte zu und erklärte, ein wirksamer Weg zur Förderung des Mittelstandes sei in dem Zusammenhang noch nicht gefunden. Rachel betonte, dass aus den Forschungen rund um das Wasserstoffcluster und der Entwicklung des Kreises als Wasserstoffregion sehr zügig Ausbildungsplätze und neue Arbeitsplätze entstünden.
Weitgehend einig waren sich die Kandidaten in Fragen rund um Fachkräftemangel, Digitalisierung und viel zu langen Planungs- und Genehmigungsverfahren, die dringend verschlankt werden müssten. „Der Spaß am Unternehmertum muss endlich wieder gefördert werden“, sagte Laura Jacobsen-Littig. „Verwaltungen müssen unbedingt digital und damit auch schneller werden.“