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Aktuelles Thema historisch betrachtet

Im Hinblick auf die aktuelle Situation der Corona-Pandemie ist das neueste Buch zur Jülicher Stadtgeschichte aus der Feder des ehemaligen Stadtarchivars Horst Dinstühler hoch aktuell: Es beschäftigt sich anhand des Wundarztes Joseph Anton Seulen (1781-1848) mit dem Gesundheitswesen in Jülich vom Anfang bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts.

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Wundärzte behandelten üblicherweise äußerlich sichtbare „Schäden“, wie eben Wunden und Geschwüre, Knochenbrüche, Verrenkungen etc. Der gewählte zeitliche Schlusspunkt der Studie hängt nicht nur mit der Biographie Seulens zusammen, sondern auch mit dem Umstand, dass sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts grundlegende Änderungen in der Ärzteausbildung und damit im Gesundheitswesen ergaben.

Neben Seulen, der seit 1814 in Jülich ansässig war, stellt Dinstühler auch noch alles andere aus den Quellen zu erschließende medizinische Personal in Kurzbiografien vor, das in diesem Zeitraum in Jülich tätig war: Die Kreisärzte Carl Brockmüller (1783-1845), der durch seine 1839 edierte Beschreibung der Stadt Jülich in Erinnerung geblieben ist, dessen Sohn Dr. Tillmann Brockmüller (1809-1858), Dr. Gustav Wilhelm von der Höhe (1816-1849), Dr. Theodor Hellinger (1815-1887) und Dr. Augustin Brandts (1818-1899), die weiteren Ärzte Dr. Anton Welty (1791-1874) und Dr. Peter Mathias Dahmen (1789-1868), die Wundärzte Hermann Hornickel (1819-1889) und Friedrich Mertens (1778-1844) sowie die Apotheker und schließlich die zehn Hebammen. Nur zwei seien hier namentlich genannt, da sie über einen sehr langen Zeitraum in Jülich wirkten: Regina Kohl geb. Wirtz von 1836 bis 1861 und Francisca Edelmann geb. Schütte von 1848 bis 1886. Hebammen lebten meist in besonders prekären Verhältnissen, da der Verdienst äußerst gering war. Auch die Kreisärzte, die sich vor allem um die Armen zu kümmern hatten, verfügten über kein üppiges Einkommen, wobei es Seulen durchaus gelang, zu einem gewissen Wohlstand zu kommen. Konkurrenz erwuchs den ansässigen Ärzten durch die Militärärzte der Garnison, die auch außerhalb ihres militärischen Bereichs praktizierten.

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Die Frage infektiöser Krankheiten und des Impfens, beispielsweise gegen die Pocken, bewegte die Menschen damals in einer ähnlichen Weise, wie heute über Corona diskutiert wird. Interessant ist, dass Seulen aus seiner praktischen Erfahrung heraus zahlreiche Aufsätze publizierte, die sich um das Thema „Frühgeburt“ drehten. Zudem äußerte er sich 1827 zu den „Kuhpocken“ und legte 1839 eine 54-seitige Veröffentlichung über den Scheintod vor.

Horst Dinstühler ist für eine bemerkenswerte Studie zu danken, die durch ein detailliertes Personenregister erschlossen ist und hoffentlich zahlreiche Leserinnen und Leser findet.

BUCHINFORMATION
Horst Dinstühler: Der Wundarzt Joseph Anton Seulen (1781-1848) und das Gesundheitswesen der Stadt Jülich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts | Joseph-Kuhl-Gesellschaft 2020 | 218 Seiten, 8 Abbildungen | ISBN 978-3-943568-25-7 | 21,- Euro

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Guido von Büren
Eine echte Muttkrat und mit unbändiger Leidenschaft für Geschichte und Geschichten, Kurator mit Heiligem Geist, manchmal auch Wilhelm V., Referent, Rezensent, Herausgeber und Schriftleiter von Publikationen, Mitarbeiter des Museums Zitadelle und weit über die Stadtgrenzen hinaus anerkannter Historiker, deswegen auch Vorsitzender der renommierten Wartburg-Gesellschaft

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