Ein heruntergekommenes Tourneetheater steht kurz vor der Premiere seines neuen Stücks „Mord im Schloss“. Doch die Beteiligten sind mehr an ihrem eigenen Ego als einer guten Schauspielleistung interessiert. Die unterschiedlichsten Typen sind hier vertreten: Der dominante Regisseur (Albert Junker), der sich für unwiderstehlich hält; seine Frau (Claudia Cormann-Wiersch), die stets die Hauptrollen spielt, die neidische Kollegin (Birgit Bergk), die einst in einer TV-Serie mitgespielt hat; ein alter Komödiant (Andreas Kupka) mit Alkoholproblem; der temperamentvolle Schönling (Dieter Nießen); die untalentierte Naive (Bettina Scheid), der pragmatische Neuzugang (Jana Büchsenschütz) und die farblose aber unentbehrliche Inspizientin (Stefanie Schneider). Dann wird auf der Bühne jemand ermordet, alles nur Spiel?
Wer weiß, denn diesmal zeigt die Bühne ’80 ein Theaterstück im Theaterstück: ein zunehmend gereizteres Ensemble eines drittklassigen Tourneetheaters, das Szenen aus einem Stück probt. Das klingt kompliziert, ist aber umwerfend komisch und für die Laiendarsteller der Bühne ‘80 doppelt spannend. Müssen sie doch abwechselnd in zwei Rollen schlüpfen: den Mitgliedern des Tourneetheaters sowie deren Rollenidentitäten auf Schloss Priorswell Manor.
Es herrscht jedenfalls eine ausgelassene Stimmung bei den Proben. Lustig wird es nicht nur, wenn der Regisseur Sprechtraining mit Zungenbrechern macht und dazu Korken verteilt, die zwischen die Schneidezähnen eingeklemmt werden. Gelungene Versprecher tragen gleichfalls zur Erheiterung der Truppe bei. Das ist auch gut so, denn ginge es immer nur ernst zu, wäre die Freude am Theaterspiel wohl schnell verflogen. Die meisten Mitglieder des Laienensembles sind berufstätig, und in den Monaten vor den Vorstellungen verbringen sie viele Stunden ihrer Freizeit gemeinsam, um an der Aufführung zu feilen. Eine angenehme Atmosphäre und freundschaftliche Verbundenheit sind da zwingend. Zum Zusammenhalt der Truppe trägt auch das „Probenwochenende“ in der Eifel Ende Februar bei, wo die Inszenierung ihren Endschliff erhält.
Nicht zu vergessen bei den Produktionen sind auch die weniger augenfälligen aber enorm wichtigen Arbeiten „hinter der Bühne“, die mit einem hohen Zeiteinsatz ebenso viel Leidenschaft bei den Beteiligten erfordern: So ist die Regiassistentin (Lea Wiersch) bei den Proben stets dabei; der Bühnenbau (Matthias Scheidt, Thorsten Bergk) und die Gestaltung der Drucksachen (Evelyn Wirtz) nehmen viele Stunden im Verborgenen in Anspruch. Bei den Aufführungen kommt dann noch die Maske (Sonia Stump, Doris van Balen) zum Einsatz, ebenso Technik (Stefan Bergk), Requisite (Philipp und Christopher Hardt) und die übrigen Bühnenhelfer. Zu würdigen ist hier, dass alle Beteiligten ehrenamtlich und nur für den Applaus des Publikums wirken. Dass die Inszenierungen der Bühne ’80 sich dabei hinter professionellen Produktionen nicht verstecken müssen, wurde von Theaterbesuchern oft genug erwähnt.
Neben der aktuellen Produktion beschäftigt die Bühne ’80 aber derzeit noch eine andere Frage. Wenn die Stadthalle nach Karneval 2019 geschlossen wird, verliert man die langjährige Spielstätte. Schließlich war die Stadthalle jahrzehntelang die „Heimat“ des Ensembles. Wie wird es weitergehen?
Mit „Ein Mordstheater“ verabschiedet sich die Bühne ’80 von der jetzigen Jülicher Stadthalle. Wer die Theatergruppe hier noch einmal erleben möchte, sollte sich die folgenden Termine notieren: 10. März, 11. März, 14. März, 16. März und 17. März. Die Aufführungen finden jeweils um 20 Uhr statt außer der Sonntagsvorstellung (11. März), die um 18 Uhr beginnt. Der Einlass bei freier Platzwahl ist jeweils eine Stunde vor Beginn. Eintrittskarten sind für 8 Euro im Vorverkauf bei Buchhandlung Fischer und Haarstudio Heyartz (Nordstraße) erhältlich sowie für 8,50 Euro an der Abendkasse. Karten für die Mittwochsvorstellung (Eintritt auf freiwilliger Basis, „pay what you want“) gibt es nur am Abend der Aufführung.