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NOMADLAND – 2 x Wohnmobil - was darf ein Dokumentarfilm?

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Peer Kling. Foto: Gisa Stein
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Hurra, wir dürfen wieder ins Kuba-Kino! Mein Highlight im August-Programm ist das halb-dokumentarische Sozialdrama Nomadland (USA, 2020). Zunächst eine Bemerkung zur Gattung Dokumentarfilm. An dem von Elke Lehrenkrauss gedrehten Film Lovemobil entzündete sich die Frage: Was darf ein Dokumentarfilm?

Lovemobil zeigt den Alltag zweier Prostituierter, die ihre Dienste in einem Wohnmobil anbieten. Zu diesem Film gab es einen Eklat. Anlass war nicht das Thema, sondern der Etikettenschwindel. Das als Dokumentarfilm ausgewiesene Werk bekam rund ein Dutzend nationale und internationale Preise, unter anderem den Deutschen Dokumentarfilmpreis. Diesen gab die Regisseurin im März 2021 zurück, nachdem durch eine Recherche des NDR öffentlich wurde, dass nahezu alle Personen im Film von Darstellerinnen und Darstellern gespielt und weite Teile der Handlung inszeniert worden waren, ohne dass dies offengelegt wurde. Einige Mitwirkende wurden im Unklaren darüber gelassen, dass der Film als Dokumentarfilm veröffentlicht werden wird. Zwei männliche Laiendarsteller beklagten durch die vermeintliche dokumentarische Darstellung Nachteile in ihrem Privatleben.

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Der mitproduzierende NDR distanzierte sich von dem Film, entfernte ihn aus der Mediathek und sperrte ihn für Wiederholungen. Zuvor lief er auf Festivals, im Kino und im Fernsehen. Das Motiv für den Schwindel war schlicht die Furcht der Regisseurin, dass sie bei der Offenlegung der Verhältnisse auf dem Film sitzen bleiben würde. Dumm gelaufen, leider.

Wie sieht’s bei Nomadland aus und worum geht es da überhaupt? Eine moderne Nomadin in Nevada zieht mit ihrem Wohn-Bus stets dorthin, wo es Arbeit gibt. Neben der Story dieser Hauptfigur, die von der mehrfachen Oscar-Preisträgerin Frances McDormand dargestellt wird, sind viele Figuren wirkliche Nomaden, die tatsächlich in solchen Wohnmobilen leben und somit unschätzbar zur Authentizität beitragen. Nomadland, als Mischform deklariert, wurde als das große Ereignis der diesjährigen Oscarverleihung gefeiert und wurde zum besten Film gekürt. Die aus China stammende Filmemacherin Chloé Zhao bekam die Regie-Trophäe. Frances McDormand konnte bei der Oscarverleihung 2021 ihren dritten Oscar als beste Hauptdarstellerin und zudem als Produzentin nach Hause tragen.

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Peer Kling
Peer Kling, typisches "KFA-Kind", nicht aus der Retorte, aber in der zweiten Volksschulklasse nach Jülich zugezogen, weil der Vater die Stelle als der erste Öffentlichkeitsarbeiter "auf dem Atom" bekam. Peer interessiert sich für fast alles, insbesondere für Kunst, Kino, Katzen, Küche, Komik, Chemie, Chor und Theater. Jährlich eine kleine Urlaubsreise mit M & M, mit Motorrad und Martin.

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