„Bei uns sind alle willkommen!“ leuchtete ein Projektor an eine Leinwand – das Statement der Messe und die Reaktion auf die Glaubenskongregation des Vatikans von Mitte März, in der die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare verbietet. In der Propsteikirche der Pfarrei Heilig Geist Jülich war an diesem Gottesdienstabend der Jugendkirche 3.9zig bunt. Vor dem Altar zeigte sich die ausgebreitete Pride-Flagge. Auch die Halstücher der Pfadfinder des Stamm Franz von Sales Jülich der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) waren an diesem Abend regenbogenfarben. Ebenso zeigte der Jugendtreff Roncalli-Haus mit einem ausgestellten Logo Unterstützung.
„Wir haben von der Aktion gehört und wollten mitmachen“, sagt Monja Stettner, Mitglied der Jugendkirche und ihre Mitstreiterin Lara Schür weiter: „Wir stehen dahinter. Eigentlich sollte es kein Thema mehr sein, aber es ist es immer noch.“ Auch Ester Fothen, die Gemeindereferentin für Jugendpastoral der GdG Heilig Geist, sprach davon, dass man als Gruppe etwas für die Aktion auch für die Öffentlichkeit habe planen wollen und dass es wichtig sei, sichere Orte zu entwickeln, an dem man zu dem Mensch werden könne, der man sein möchte. Denn, so fasste es die Stammesvorsitzende der DPSG Pfadfinder Franz von Sales, Barbara Lafos-Teschers zusammen: „Die Liebe Gottes ist bedingungslos.“
„Gott beschenkt mit Liebe. Und Gott schenkt uns seinen Segen, weil er uns liebt. Und Hass dagegen ist ein Fluch“, eröffnete Pfarrer Jürgen Frisch den Gottesdienst. Anschließend erhoben sich Mitglieder der Jugendkirche und setzen an der Pinnwand ein Plakat zusammen. „Alle Größen, alle Farben, alle Kulturen, alle Geschlechter, alle Regionen, jedes Alter, alle Typen“ und schließlich „alle Menschen“ wurde so lesbar. Bei dem Gottesdienst wurden damit nicht „nur“ gleichgeschlechtliche Paare, sondern die Gesamtvielfalt der Menschen mit eingeschlossen. Mit dem Vortrag der Stellungnahme des BDKJ wurde das bildliche Statement unterstrichen. Dort heißt es beispielsweise: „Die katholische Kirche darf den Segen nicht verweigern, denn der Segen kommt von Gott und nicht von den Menschen, die ihn vermitteln. […] Wir erkennen die Vielfalt und Buntheit aller Menschen und aller Liebenden an und treten dafür ein, dass alle Paare den Segen empfangen, um den sie bitten.“
Der Leiter der Jülicher Jugendkirche und der regionale Jugendseelsorger sowie Pastoralreferent Eric Mehenga hielt während des Gottesdienstes vor dem Plenum das Tagesgebet. Er sagte: „Befreie uns von der Blindheit, die nur einen Weg für alle sieht. Löse uns von den Fesseln der Vorurteile und Gleichgültigkeit.“
Auch die Besucher des Gottesdienstes waren dazu aufgerufen, selbst „Flagge zu zeigen“. Durch ein Programm namens Mentimeter konnten die Gläubigen mit der Hilfe des Smartphones ihre Fürbitten auf eine Leinwand projizieren. Außerdem wurden die Menschen in der Kirche dazu aufgerufen, niederzuschreiben, wofür sie Flagge zeigen. Das sind die bunten Zettel, die anschließend an die Pinnwand angebracht wurden.