Dabei stellen der Autor Jochen Till sowie der Illustrator Raimund Frey erneut ihr Talent für schräge Gags und humorvolle Illustrationen unter Beweis. Aufgebaut ist das Buch im Comic-Stil, wobei die Illustrationen allesamt in schwarz-weiß gehalten sind. Der Text zeichnet sich durch die Verwendung von verschiedenen Schriftarten aus (groß bei Gebrüll und klein bei Angst). Er ist manchmal in einer Sprechblase oder inmitten der Bilder angeordnet, hin und wieder aber auch als eigener Abschnitt verfasst. Besonders der knallrote Buchschnitt macht Lust auf mehr, vor allem, wenn einen vom Cover ein allerliebst scheinender Dämon mit Glubschaugen und einem breiten Lächeln anstrahlt.
Als Chef der Hölle hat man kein einfaches Leben – schon gar nicht, wenn kurz vor dem Feierabend jede Menge Neuankömmlinge angekündigt werden. Eigentlich ist jede Entscheidung „Chefsache“, aber um diese Zeit darf auch gerne einmal delegiert werden, zumal im Fernsehen gerade eine interessante Sendung über die unerforschte Unterwelt ausgestrahlt wird. Ein Höllenforscher berichtet, wie sich die Hausdämonen entwickelt haben, wobei Cornibus, der Hausdämon des Höllen-Chefs, als Berater und Demonstrationsobjekt fungiert. In diesem Zusammenhang erfährt der Leser dann auch so einiges über Cornibus und seine Artgenossen, beispielsweise dass diese sich in beliebige Gestalten verwandeln können und sehr ungehalten werden, wenn es keine „Schotzolade“ gibt. Wegen seiner unschuldigen, aber zugleich auch frechen Art und der witzigen Sprechweise schließt der Leser Cornibus schnell in sein Herz.
Soweit – so gut. Aber es gibt auch einige Aspekte, aufgrund derer ich im Hinblick auf eine uneingeschränkte Empfehlung für diesen (auch bei Antolin gelisteten) Titel hin- und hergerissen bin. Laut Verlagsangabe wird das Buch für Kinder ab 10 Jahren empfohlen. Allerdings bietet der Mix aus Comic und Lesebuch durch den hohen Bild- und entsprechend geringeren Textanteil eine doch recht kurze Geschichte. Diese ist recht fix gelesen und spricht damit vielleicht eher Jüngere bzw. Leseanfänger an. Hier stellt sich jedoch die Frage, ob die zahlreichen versteckten Andeutungen und der schwarze Humor (beispielsweise Tür Code 666, der Fernsehsender RTHEll, die Aufschrift Hells Bells auf der Unterhose des Satans) von eben dieser Zielgruppe erkannt oder einfach überlesen werden. Eigentlich sprächen diese Faktoren wieder für ältere Leser … und ob ein Kinderbuch mit „Rassisten und Nazis, die in der Hölle landen“ beginnen sollte, ist ein weiterer Punkt, der bei mir eine gewisse Ambivalenz hervorruft.
Kinder lieben Geschichten – allerdings haben sich die Lesegewohnheiten durch die modernen Medien stark verändert. Es ist heute zum Teil schon fast selbstverständlich, verschiedene visuelle Medien gleichzeitig zu nutzen. Das neue Reihenkonzept von „LoeweWOW!“ greift diesen Trend auf und zielt darauf ab, Bücher durch eine neuartige und radikal andere Text-Bild-Gestaltung aufzupeppen, um so auch ungeübte Leser oder Lesemuffel zu begeistern. Hier bleibt allerdings die Frage offen, ob Titel, die sowohl Elemente für jüngere und ältere Kinder erhalten, beide Zielgruppen ansprechen oder letztendlich keiner gerecht werden.
Ob der Titel gefällt oder nicht – diese Entscheidung lässt sich schlussendlich nur treffen, nachdem man das Buch gelesen und sich dabei eine eigene Meinung gebildet hat.
BUCHINFORMATION
Jochen Till: Cornibus & Co – ein Hausdämon packt aus | Loewe | ISBN: 978-3-7432-0565-9 | 10,- Euro