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Von Garten und Gräberfeld

„Wir sind eine lebendige Stadt“, sagte Museumsleiter Marcell Perse, der eigentlich mehr fürs Konservieren zuständig ist. Gemeint sind hier aber die ständig wandernden Baustellen in Jülich, die im Sinne der Geschichts-Erforscher so einiges zu Tage fördern.

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Bernhard Dautzenberg (r) und Marcell Perse erläutern die Funde. Foto: Dorothée Schenk
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Jüngst am Neusser Platz waren es zwar im landläufigen Sinne keine greifbaren Funde, dafür aber eine Reihe Erkenntnisse zur historischen Festungsstadt und ihre Wurzeln in der Römerzeit. Als „historische Polizei“ bezeichnet Marcell Perse die Akteure des Museums, die auch nach 2000 Jahren noch Täter dingfest machen würden. „Verdachtsmomente“ seien gewesen, dass bereits zwischen der Römerstraße und der Bahnlinie –  den zwei römischen Fernstraßen – ein Gräberfeld lokalisiert worden sei, wie Perse erläuterte. Nun ist klar: Die „Friedhofsmauer“ endet offenbar an der Jan-von-Werth-Straße im Bereich Starenweg und Meisenweg. „Damit konnten wir die Größe des Gräberfeldes festlegen.“ Das heißt für den Laien im Klartext: Kein Ergebnis ist auch ein Ergebnis. Denn die zu erwartenden aber ausgebliebenen Funde lassen für den Historiker Schlüsse zu.

Noch komplexer für den Nicht-Fachmann ist die Erforschung der Erdschichten, die Bernhard Dautzenberg erläuterte: Was auf alten Plänen bereits ersichtlich war, nämlich die Planung eines weiteren Vorwerks der Festung Zitadelle um 1837, fand nun Bestätigung „in der Erde“. Wo einst die Jülicher Gärten betrieben, wurde mit Kies der Boden als Schussfeld aufgefüllt und für einen Erweiterungsbau vorbereitet. „Terra-forming würde das der Golfplatz-Bauer heute nennen“, erklärt Marcell Perse markig. Konsequenzen hatte es allerdings nicht. Mit fortschreitender Waffenentwicklung erwies sich die in der Senke gelegene Zitadelle als ideales Ziel. Die Schussübungen der Preußen von der Merscher Höhe auf die Festung brachten den Beweis. Der Ausbau der Zitadelle war keine Investition mehr wert und damit die Festungsgeschichte besiegelt: Nur noch als Kaserne und soldatischer Ausbildungsstandort diente der Prachtbau aus dem 16. Jahrhundert.

Eine niederländische Pfeife, wie sie bei den Soldaten bei Patrouillegängen gerne genutzt wurden.. Foto: Dorothée Schenk
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Gut für die Stadt Jülich übrigens: Damit waren die „Filetstücke“ auf dem einstigen Schussfeld an der heutigen Kölnstraße und die Mauergrundstücke zur Besiedlung frei und die Stadtentwicklung konnten ihren Lauf nehmen.

Einen Monat lang dauerten die Tiefbauarbeiten der Stadt Jülich am Neusser Platz, die vor allem von dem Archäologen Bernhard Dautzenberg begleitet wurden. In Aktion getreten sind die Bodenloch-Erforscher nach den gesetzliche Grundlagen des Denkmalschutzgesetzes, wonach dort, wo die Stadt ins Erdreich vorstößt die Bewahrer der Geschichte ebenfalls einen Blick hinein werfen müssen. Etwaige „Altlasten, egal ob wir Altöl oder alte Römer finden“, wie Museumsleiter Perse erläutert, sind nach dem Verursacher-Prinzip zu sichten und zu entsorgen. Kostengünstig sei die Vor-Ort-Mannschaft des Museums, die „mal eben“ ohne große Anfahrt an der Baustelle gucken gehen konnten. Denn zwei kleine Funde konnte Bernhard Dautzenberg doch melden: Eine Scherbe und eine niederländische Pfeife, wie sie bei den Soldaten bei Patrouillegängen gerne genutzt wurden. In Zusammenarbeit dem der LVR-Außenstelle für Denkmalpflege in Nideggen wurden die Funde gesichert.

Dieser Text wurde für die aktuelle Ausgabe „Recycling“ wieder neu veröffentlicht und ist ursprünglich vom 14. Februar 2014. 


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