In Rot und grün soll demzufolge die Muttkrat leuchten, oder der Hexenturm oder der Umriss der Zitadelle. Im Antrag der FDP im Rat der Stadt Jülich plädierte die Partei für die Sichtbarkeit des vom Aussterben bedrohten Symboltiers: „Seit Urzeiten ist ,Muttkrat‘ der Spitzname für Jülicherinnen und Jülicher, denn nur diese, die in Jülich geboren wurden, dürfen Muttkrat genannt werden, wenn diese, ebenso auch deren Eltern, bis zu ihrem Tod, in Jülich gelebt haben! Jedoch mit der Festlegung von der Stadt Jülich als Geburtsort und bei der Schliessung der örtlichen Geburtsabteilung im Sankt Elisabeth Krankenhaus am 31.07.2013 ist der Muttkrat klassischer Definition systematisch von dem Aussterben bedroht! Somit geht ein Stück Jülicher Geschichte verloren!“ heißt im Antrag.
Die FDP greift damit einen Bürgerantrag auf. Die politischen Vertreter im jüngsten Haupt- und Finanzausschuss teilten die Meinung der Antragsteller, dass er es verdiene, mit Ernsthaftigkeit geprüft zu werden.
Die Verwaltung hatte in einer Stellungnahme vorab die bürokratischen Hürden vor Augen geführt. Unter anderem würde das Sinnbild einer „Muttkrat“ der Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs widersprechen, da es „zu Missverständnissen führen könne“. Bezweifelt wird auch, dass dieses Sinnbild durch eine Ausnahmegenehmigung zugelassen würde.
Anders sahen das die Ausschussmitglieder. „Charmant“ nannten Marco Johnen (CDU) und Harald Garding (SPD) die Idee. Zu prüfen ist, darin waren sich die Politiker einig, ob es die rechtliche Lage zulassen würde, solche Ampelsymbole zu installieren. Heinz Frey (UWG JÜL) möchte geklärt wissen, ob die Stadt die Haftung übernehmen müsse, wenn eine Ampelanlage, die bislang in die Verantwortung von StraßenNRW fällt, umgerüstet wurde. Das bestätigte Bürgermeister Fuchs, der inzwischen Rücksprache mit StraßenNRW gehalten hatte.
Für ebenso wichtig erachteten sie es, dass es keinen „Wildwuchs“ geben solle, also eine Festlegung auf ein bestimmtes Motiv wichtig wäre. „Wenn man es will, lässt es sich umsetzen“, war Harald Garding überzeugt und sieht auch kein Problem darin, wenn die Muttkrat nicht „Stehen“ und „Gehen“ anzeigen würde, schließlich würde in Bonn der Beethovenkopf auch nur „stehen“. Auch einen Vorschlag hat der SPD-Mann schon nach Recherchen parat: Eine Schablone vor den LED Lichtern der Ampel würde im Prototyp 450 Euro, jedes weitere Exemplar 8 Euro kosten. Also wäre eine kostengünstige Umsetzung möglich und wenn der Stadtmarketing e.V. beteiligt würde, könnte es noch günstiger werden. „Die Stadt Jülich wollten wir immer als Marke etablieren und über die Muttkrat ist das immer gut gelungen“, schloss Garding und daher sollte das Vorhaben seiner Fraktion nach weiter verfolgt werden. Eine Einbindung in das Integrierte Handlungskonzept (InHK) wäre eine Option.
Dem stimmte Bürgermeister Axel Fuchs zu, gab aber zu Bedenken, dass die Umrüstung einer einzelnen Ampel mit 12.000 Euro zu Buche schlagen würde, denn „unsere Ampelanlagen müssten erstmal auf LED umgerüstet werden.“
Positiv sehen auch die Bündnis 90/Die Grünen das Vorhaben, allerdings wandt als Sprecher Sebastian Steiniger ein, dass eine Muttkrat nicht unbedingt die beste Wahl sei, da es viele Menschen gäbe, die sich nicht mit der Muttkrat identifizierten. Der Vorschlag seiner Fraktion war, Herzog und Herzogin abzubilden. Dem widersprach Wolfgang Steufmehl für die antragstellende FDP, indem er Hein Ningelgen zitierte, der gesagt hatte: „Wer meent, er is Muttkrat, der isse ne Muttkraat.“ Das gehöre auch zum Integrationsprozess in Jülich.
Letztlich stimmte der Ausschuss bei zwei Enthaltungen dem Kompromissvorschlag von Axel Fuchs zu, der eine Aufnahme in das InHK und Prüfung vorsieht.