Von der Öffentlichkeit fast unbemerkt, wurde kurz vor dem Jahreswechsel in Kirchberg die Bushaltestelle „Papierfabrik“ in „Villa Buth“ umbenannt – ein bedeutendes Denkmal am Ortseingang. Damit drängt, so die Dorfgemeinschaft Zukunft Kirchberg, ein heißes Thema für Kirchberg und auch für Jülich erneute in die Öffentlichkeit: „Wie würdigt man ein 1893 erbautes Denkmal im Neorennaissance Stil, das nicht nur als Prachtbau, sondern auch als ein lokales Symbol der Nazizeit, derzeit traurige Bekanntheit erlangte? Der neue Haltestellen-Name prangt jetzt in einem maroden und verfallenen Bushäuschen?“ Die Dorfgemeinschaft Zukunft Kirchberg diskutiert jetzt auch mit Experten, über einen würdigeren Rahmen.
„Die Villa Buth als Baudenkmal und als Erinnerungsort daran, dass der Holocaust mitten in der Gesellschaft seinen Anfang genommen hat, darf nicht dem Vergessen anheimfallen“, kommentiert Guido von Büren, Vorsitzender des Jülicher Geschichtsvereins und Mitarbeiter der Stadt Jülich. „Die Benennung der Bushaltestelle nach der Villa Buth ist ein wichtiger Beitrag dazu, dieses Ziel niemals aus dem Blick zu verlieren.“ Die Dorfgemeinschaft Zukunft Kirchberg hatte einen entsprechenden Antrag damals bei der Stadt eingebracht. Nach dem positiven Beschluss im Rat der Stadt, hatte die Rurtalbus GmbH den Haltestellennamen dann zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember geändert.
Die Umbenennung der Haltestelle ist ein Randthema des Denkmals „Villa Buth“. Es biete die Chance, erneut Aufmerksamkeit auf den Prachtbau zu lenken, den der Industriellen Carl Eichhorn einst für seine Tochter bauen ließ. Dabei solle auch an die historischen Schattenseiten erinnert werden. Die Haltestelle „Villa Buth“ könnte aus Sicht einiger Mitglieder des Dorfvereins zu einer Erinnerungsstätte werden.
Hintergrund:
Unter dem Motto „Zukunft gestalten, Geschichte erhalten“, hat sich die Dorfgemeinschaft Zukunft Kirchberg e.V das Ziel gesetzt, durch bürgerliches Engagement die Lebensbedingungen der Menschen im Ort zu verbessern. Vom Naturschutz angefangen bis hin zur Heimatpflege, Organisation von Festen und Veranstaltungen, die die Gemeinsamkeit im Dorf stärken sollen, ist das eine umfassende Aufgabe. Kurz gesagt: Das Leben in Kirchberg soll attraktiv sein und natürlich auch Neubürger anlocken.
Im Jahr 2019 erhielt die Dorfgemeinschaft den damals erstmals vergebenen Heimatpreis der Stadt Jülich und belegte den ersten Platz. Als eines der ersten größeren Projekte hatte die Dorfgemeinschaft Zukunft Kirchberg e.V. die ehemalige Wartehalle der Jülicher Kreisbahn, die sogenannte Königshütte, wieder in neuem Glanz erstrahlen lassen. In Eigenleistung restauriert liegt es direkt am Rur-Rad-Schnellweg und ist inzwischen als idyllischer Rastplatz für Spaziergänger und Radfahrer beliebt. Im Mai 2014 hatten sich Kirchberger Einwohner zur Bürgerinitiative „Zukunft Kirchberg“ zusammengeschlossen. Und zwar um den Charakter des Dorfes auf lange Sicht zu erhalten und die Lebensqualität im Dorf an der Kante zum Tagebau zu verbessern.