Die staatliche Genehmigung für die Errichtung einer Missionsstudienanstalt zur Ausbildung ihres geistlichen Nachwuchses für die Mission wurde der Kongregation der Oblaten des hl. Franz von Sales, Trägerin des heutigen Gymnasiums Haus Overbach, am 19. März 1917 erteilt. Ostern 1918 begannen die ersten 15 Schüler den Bildungsgang eines altsprachlichen Gymnasiums im alten Klostergebäude in Marienberg (j. Übach-Palenberg). Am 14. April 1918 zogen 33 Schüler mit den Patres in das Schloss Haus Overbach um, das anfangs für Schüler und Ordensangehörige Schule und Wohn- und Arbeitsstätte in einem war. Nach und nach kamen ein Internatsgebäude, die Klosterkirche, Wohn- und Wirtschaftsgebäude hinzu.
Da Overbach damals eine private Schule war, wurden die Abschlussprüfungen vom Direktor des Erkelenzer Gymnasiums abgenommen. Die Nazizeit und der 2. Weltkrieg hatten auch erhebliche Auswirkungen auf Overbach. 1938 beschlagnahmte die Organisation Todt das Internat für die Unterbringung von 600 Westwallarbeitern, im Sommer 1939 wurde die Schule geschlossen. Durch behördliche Schikanen hatte sich innerhalb von zwei Jahren die Schülerzahl auf 60 halbiert. Zwei schwere Fliegerangriffe am 28. 11. 1944 mit dem Abwurf von 60 Bomben zerstörten das Brüderhaus (jetzt Aula und Turnhalle) und das Internat und beschädigten auch Schloss und Kapelle.
Nach umfangreichen Aufbauarbeiten wurde am 19. 9. 1946 die nunmehr private Knabenmittelschule Haus Overbach mit 44 Schülern und fünf Lehrern wiedereröffnet. 1949 entließ sie die ersten 5 Absolventen mit dem Zeugnis der Mittleren Reife (jetzt Fachoberschulreife) nach der 10. Klasse. Am 22. 4. 1953 erfolgte die staatliche Anerkennung als altsprachliches Progymnasium Haus Overbach. Neuer Schulleiter wird P. Dr. theol. et phil. Hubert Pauels. Er verfolgte mit der Errichtung eines neuen Schulgebäudes und der Einstellung auch weltlicher Lehrer zielstrebig den Ausbau zum Vollgymnasium, das 1964 die ersten 12 Abiturienten entließ.
Auch von seinen Lehrinhalten und der Unterrichtsstruktur entwickelte sich das ursprünglich altsprachliche Gymnasium Haus Overbach (GHO) weiter. 1970 war das erste Abitur des neusprachlichen Zweiges, 1971 begann die erste Sexta (Eingangsklasse) mit Englisch, 1974 wurde nach Einrichtung von Wahlpflichtfächern im Kurssystem (z. B. Physik als Leistungskurs statt Griechisch) das erste Abitur nach der reformierten Oberstufe abgenommen.
Ein Einschnitt war sicher nach Verabschiedung von Pater Pauels die Ernennung des ersten weltlichen Schulleiters OStD Erwin Hoffmann zu Beginn des Schuljahrs 1974/75. Das neue Schuljahr brachte dem GHO 13 neue Lehrkräfte, eine eigene Rendantur für die Schule und erstmalig 5 Referendare. Die Schülerzahl wuchs 1975 auf 733, darunter 148 Internatsschüler. 1980 erschien das 1. Heft der Schulzeitung Overbacher Brücke in einer Auflage von 2000 Exemplaren. 1981 war wieder ein wichtiger Einschnitt im Schulleben des GHO: der Beginn der Koedukation. Bei fast 180 Anmeldungen begannen 76 Sextaner und 52 Sextanerinnen in einer Englisch- und drei Lateinklassen. Die starke Nachfrage machte weitere bauliche Erweiterungen notwendig: 1982 wird die neue Turnhalle eingeweiht, ein Jahr später der Trakt IV des Schulgebäudes.
Zwei Schulorchester und Chöre zeigen mit ihren regelmäßigen Konzerten der Öffentlichkeit auch den Schwerpunkt musische Erziehung am GHO. In diesem Zusammenhang sind auch das jährliche Adventssingen und Theateraufführungen des Literaturkurses erwähnenswert. Die Overbacher Schulkirmes ist Anziehungspunkt für Bürger des ganzen Jülicher Landes und eine gute Gelegenheit, das GHO und seine besondere Erziehungs- und Bildungsarbeit im salesianischen Geiste kennen zu lernen.
Mit Beginn des Schuljahres 1989/90 bekommt das GHO einen neuen Schulleiter. OStD Heinz Lingen führt den inneren Ausbau des GHO auf vielen Gebieten weiter. Er schafft Kontakte zu den Forschungseinrichtungen der Region, die Internationalität der Schule wird durch weitere Schulpartnerschaften ausgeweitet, zahlreiche Sieger bei schulischen Wettbewerben zeigen das starke Engagement auch in der Mathematik und den Naturwissenschaften.
2014 übernahm Thorsten Vogelsang die Leitung. Heinz Lingen wechselte als pädagogischer Leiter in die Geschäftsleitung von Haus Overbach.
Das Christliche Jugenddorfwerk Deutschlands e. V. (CJD) wird Mit-Gesellschafter neben dem Orden der Oblaten des Heiligen Franz von Sales, die sich künftig auf die Seelsorge konzentriere. Das CJD übernimmt das operative Geschäft, ist also künftig für die Vermarktung und Betreibung etwa des Sales-Hofes mit seinen Übernachtungsgästen zuständig.
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