Start Magazin Literatur Die Zuckerrübe (2)

Die Zuckerrübe (2)

Diese Geschichte hat sich nie ereignet Ist aber, meine ich, ungewöhnlich, spannend und lustig. Auf den Gedanken sie zu schreiben kam ich eines Tages im Herbst, als viele Rüben zur Zuckerfabrik Jülich transportiert wurden. Also an solch einem Tag fuhr ich mit meinem Auto nach Hause wie so oft hinter einem Traktor mit Anhänger her. Er war voll beladen und fuhr in einen Kreisverkehr. Plötzlich fiel eine Zuckerrübe vom Anhänger auf die Straße. Leider konnte ich nicht mehr rechtzeitig bremsen, die Rübe rollte und kam unter meine Räder. Da dachte ich einen Moment „wenn sie laufen könnte…“ Dieser Gedanke hat mich nicht losgelassen, bis ich die Geschichte von der Zuckerrübe geschrieben habe. Dragan Satara Der HERZOG wird die Geschichte als Fortsetzung bis zum Ende der Zuckerrübenkampagne präsentieren.

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Grafik: Sophie Dohmen
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3. Kapitel

Der Bauernhof

Zu Hause angekommen schaute der Bauer noch einmal hinter sich, schüt- telte mit dem Kopf und sagte: „Das habe ich nicht geträumt.” Seine Frau war überrascht, dass er schon da war, guckte fragend zu ihm und dachte: ‚Hoffentlich ist nichts passiert.’ Der Bauer stieg schnell vom Traktor, vergaß seinen Traktor vor Aufregung auszumachen und sagte stotternd zu seiner Frau: „Stell Dir vor, Du wüwüwürdet ddas nnicht glauben. Ich hahabe eine Zuzuckerrübe üübber die Straße lalalaufen gegesehen.” Die Frau schaute ihn mit großen Augen an und sagte nichts. Erst nach ein paar Sekunden kam dann heraus: „Du spinnst und träumst am helllichten Tage. Deshalb bist Du zurückgekommen?” Mehr sagte sie nicht, drehte sich um und ver- schwand im Haus, lachend und kopfschüttelnd. Der Bauer stand da mit offenem Mund und konnte nichts mehr sagen, zweifelte an sich und dachte an nichts mehr. Hinter ihm auf dem Feld sah er die Rüben, die er abholen wollte. Dahinter war die Zuckerfabrik. Aus den Schornsteinen stieg weißer Dampf auf. Es war still um ihn. Nach ein paar Minuten erholte sich der Bau- er wieder, atmete tief ein und fuhr auf sein Feld, um seine Rüben abzuho- len. Die laufende Rübe hat er nicht wieder gesehen. In der Kneipe am spä- ten Abend traf sich der Bauer mit anderen Bauern. Dies tun sie oft nach der Arbeit und erzählen über die Landwirtschaft und die wichtigen Ereignisse im Dorf. Nach einiger Zeit und nach mehreren Gläsern Bier erzählte unser Bauer natürlich von seiner seltsamen Begegnung, die ihm wie ein Traum vorkam. Und alle glaubten, dass er dies geträumt hatte. Der Bauer auch.

4. Kapitel

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Die Jäger

Viele Bäume leuchten gelb und rot mit ihren Blättern, und die Luft ist voller Geräusche, die typisch für den Herbst sind. Alles bereitet sich für den Winter vor. In dieser Zeit sind in manchen Ge- genden Jäger unterwegs. Jagen finde ich nicht gut, aber manche Leute, auch die Bauern meinen, wenn zu viele Hasen herumlaufen, verursachen diese zu viele Schäden an den Pflanzen, die Ernte wird zerstört, und die Arbeit war umsonst. Wie auch immer, an solch einem Tag waren Jäger unterwegs. Zufällig auf dem Feld, auf dem die Rübe sich befand. Sie wachte auf und fragte sich: „Was ist das, was mich wach gemacht hat?” Hundegebell war das Ge- räusch und laute Rufe von einigen Leuten. Das waren kei- ne Bauern, sie kamen zu Fuß und waren grün bekleidet. Die Leute hatten komische Werkzeuge in den Händen, die Rübe machte gerade Bekanntschaft mit den Jägern, brauchte sich jedoch keine Sorgen zu machen. Die Jäger jagen bekanntlich keine Rüben, oder doch? Dann knallte es ziemlich laut aus den komischen Stangen, die sie tru- gen. Einer der Jäger war ihr schon ziemlich nah gekom- men. Jetzt bekam sie Angst und lief davon, so schnell sie konnte. Der Jäger sah etwas, das sich bewegt hatte, dach- te, es ein Hase, nahm sein Gewehr, aber drückte nicht ab. Er hat nicht geschossen, er glaubte seinen Augen nicht. Genau wie der Bauer: Er sah eine Rübe, die läuft. Er stand da und bewegte sich nicht, sein Gewehr hatte er immer noch in den Händen und zielte auf irgendetwas. Sein Hund, der neben ihm saß, dachte: „Was ist denn los? Das war nur eine Rübe und kein Hase.” Der Nachbarjäger, der in der Nähe stand, fragte ihn: „Was machst Du da?” Er sagte ganz leise: „Ich habe etwas gesehen, das wie eine Rübe aussah. Sie ist gelaufen.” Sein Kollege sagte dazu nichts, er lachte nur hämisch und dachte: „Hat er zuviel Jägermeister getrunken?” Am Abend im Jägerhaus wur- den Geschichten erzählt und gelacht, von Hasen, die wie Rüben aussahen, von laufenden Rüben und viel mehr. Der Jäger hat danach nie mehr etwas gejagt.

5. KAPITEL

Der Hase
Die Rübe machte sich nicht so viele Gedanken dar- über, dass der Bauer sie gesehen hatte, wie der Bauer selbst. Auch über den Jäger nicht. Sie lief weiter zum Haus, das sie am vergangenen Tag in der Nähe des Bau- ern gesehen hatte. Die Sonne war hinter dem Horizont verschwunden, die wenigen Wolken, die zu sehen waren, leuchteten purpurrot. So ein Abschied von der Sonne im Herbst, das beeindruckte auch die Rübe. Sie blieb einen Moment stehen. „So ein schöner Abend”, dachte sie. Es war schon ziemlich dunkel, die Laternen im Dorf leuch- teten schon, und in vielen Häusern waren Lichter an. Die Kirche im Dorf läutete zur Abendmesse. Die Rübe woll- te weiter, plötzlich, wie vom Himmel gefallen, stand ein Hase vor ihr. Er hatte Hunger und freute sich, dass ihm sein Abendessen entgegenkam. Sozusagen ein Imbiss. Er musste sich die ganze Zeit vor den Jägern verstecken und hatte Angst, bis in die Löffelspitzen. Was dann passierte, konnte er nicht glauben. Die Rübe lief schnell weg. Sozu- sagen ein Exbiss. Der Hase blieb wie versteinert stehen, traute seinen Augen nicht. Ob er auch geglaubt hat, dass er alles geträumt hat wie der Bauer, ist fraglich. Der Hase sah aber so aus. Die Rübe rettete sich auf einen Berg Rüben. Der Hase stand immer noch da. Wie lange, weiß man nicht, es war schon ziemlich dunkel. Und ob er auch in seiner Kneipe erzählt hat, dass er von einer laufenden Rübe geträumt hat, ist nicht bekannt.


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