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Na denn, Prost!

Der Blick in die Glaskugel: Was bringt die kalte Jahreszeit, in der das Erntedankfest bereits ausgefallen ist, der Jülicher Weihnachtsmarkt im Gegensatz zu vielen anderen ja wohl stattfinden wird, das Christkind zur Geselligkeit im Kreise der Familien kommen soll? Wie wird gefeiert? Wo kann man überhaupt (in) Gemeinschaft feiern? Der HERZOG hat sich einen kleinen, keinesfalls auf Vollständigkeit ausgelegten Überblick verschafft.

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Grafik: Sophie Dohmen
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Update: Die Zeit hat diesen Beitrag überholt. Zur aktuellen Lage. Die Bestimmungen gelten nach der Ankündigung vom 28. Oktober bis Ende November.

Aus berufenem Munde heißt es: Es wird keinen zweiten „Lockdown“ geben. Wie schnell sich die Situation ändern kann, lässt sich in den vergangenen drei Tagen vor Redaktionsschluss erkennen. Um 23 Uhr müssen nach neuester Coronaschutzverordnung die Türen von Kneipen und Gaststätten schließen. Bis 6 Uhr früh gibt es dann keinen Alkohol mehr zu kaufen. Darüber hinaus dürfen nur fünf Personen aus zwei Haushalten an einem Tisch sitzen – das ist praktisch, so die Rückmeldung aus der Gastronomie, wie ein „kleiner Lockdown“, weil die Wirtschaftlichkeit sehr fraglich ist. Zumal die Bundeskanzlerin von allen nicht notwendigen Begegnungen abrät.

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Eins ist also sicher: Nichts ist sicher. Darauf müssen die Menschen sich vorbereiten. Getan haben dies bereits die Jülicher Gastwirte: Jülich wird zur „Lokalen“ Zeltstadt. Positiv bemerkt wird von Gastronomen, dass die Stadt Jülich bei den Aufbauten sehr entgegenkommend ist. Vermutlich wird das Geschäft mit Thermounterwäsche, dicken Socken und gefütterten Stiefeln boomen – und natürlich muss die Maske mit, vielleicht auch gefüttert, denn sie wird bis zum fest zugewiesenen Platz getragen. Ob der Absatz von Glühwein, Jagertee & Co zunimmt, ist abzuwarten. Denn gefeiert wird zumindest gefühlt im Freien.

Es gilt natürlich, einen grundsätzlichen Unterschied zwischen Ess-Lokal und Ausschank mit kulinarischem Angebot zu machen. Das „Einhorn“ in der Poststraße weist auf die „sehr schönen, schlanken Raumteiler aus Holz und Plexiglas“ zwischen den Tischen hin, die Genuss mit Abstand ermöglichen. Das „Baucafé Schwan“ auf dem Markt hat grundsätzlich im Innenraum an vier Tischen nur Raum für 15 Menschen und daher in der Selbstbeschränkung schon vorgebaut. Ein Virenfilter ist angeschafft worden und wälzt alle 20 Minuten die Luft komplett um. Schwierigkeit ist, so Max Lenzenhubers Erfahrung, die Akzeptanz der Gäste: Sind zwei Tische besetzt, bleiben potentielle Gäste draußen. „Das Gefühl der Vorsicht der Leute wird bleiben – sicher noch für ein Jahr“, schätzt er. Darum gibt es auch hier eine „Draußen-Lösung“, die zum Gesamtkonzept passt.

Das „Liebevoll“ am benachbarten Kirchplatz wird auch in die „Verlängerung“ gehen – auf 5 x 10 Metern werden im direkten Anschluss ans Gebäude Sitzplätze und Stehtische angeboten. Ein Invest, wie Ben Lövenich bekennt. Neben gastronomischen „Events“ ist Lövenich gerade im Gespräch mit Musikern, die dann – wegen des coronagemäßen Abstandes – auf dem Kirchplatz den Gästen im gegenüberliegenden Zelt aufspielen würden. Grundlegend ändern werde sich nach aktuellem Stand erst dann etwas, „wenn sich die ersten Leute impfen lassen können“.

In der „Pulvermühle“ in der Schirmerstraße tanzt nur noch das Personal – zwischen den Tischen im Restaurant und neu eröffneten beheizten Winter-Biergarten immer von Freitag bis Sonntag zwischen 17.30 und 21.30 Uhr. Ob die „Bastei“ am Propst-Bechte-Platz ihren Plan des Winterkonzepts nach den neuen Verordnungen aufrecht erhalten kann und an den Wochenenden weiterhin öffnet, da ist sich Frank Springer noch nicht sicher. Das „Bierglas-Geschäft“, wie er es nennt, ist nicht rentabel, wenn nur fünf an einem Tisch sitzen, nicht „schocken“ oder Karten spielen können. Ausprobieren will er, wie die Gäste auf die Plexiglastrennwände ansprechen und dann gegebenenfalls neu entscheiden. Dabei hat sich „Fränki“ als erster gut vorbereitet: Der Handwerker hat eigenhändig sein Zelt mit Boden, Teppich und Türe gebaut, um so eine heimelige Atmosphäre zu schaffen.

Das gilt auch für das „Bistro“ am Schwanenteich, dessen Zelt schon Mitte Oktober stand und „wohnlich eingerichtet“ sowie temperiert ist, wie Detlev Weitz sagt. Ab sofort werden kleine Snacks angeboten, und auch „Events“ sind in Planung. Events von Quizabend bis Whiskey-Tasting sind ein Markenzeichen in „Lynch’s Irish Pub“ im Nordviertel – und das bleibt auch so. Auch hier soll Anfang November eine Zeltlösung stehen. Acht Infrarot-Wärmelampen sollen den Gästen die Kälte vertreiben, und warm ums Herz werden soll es ihnen bei der „irischen“ Dekoration. „Es soll praktisch die Verlängerung des Pubs nach außen sein“, so Wirt Ross. Schon vor der neuen Verordnung hat Lynch’s Irish Pub sich eine eigene Sperrstunde diktiert: Um 23.50 Uhr wurde die „letzte Runde“ angesagt. Das wird jetzt eine Stunde früher der Fall sein.

Fortsetzung folgt! Der HERZOG wird am Ball, beziehungsweise im übertragenen Sinne an Theke und Tisch bleiben und über die aktuellen Veränderungen berichten und die Angebote ergänzen.

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Zum Hintergrund NRW-Gastgewerbe: Umsatzrückgang im August um 26,3 Prozent

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Dorothée Schenk
HERZOGin mit Leib und Seele. Mein HERZ schlägt Muttkrat, Redakteurin gelernt bei der Westdeutschen Zeitung in Neuss, Krefeld, Mönchengladbach und Magistra Atrium der Kunstgeschichte mit Abschluss in Würzburg. Versehen mit sauerländer Dickkopf und rheinischem Frohsinn.

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