Das Nachkriegsdeutschland war bis dahin über 40 Jahre in zwei deutsche Staaten aufgeteilt, getrennt durch die seitens der DDR militärisch strengstens überwachte und blut-, sowie tränendurchtränkte innerdeutsche Grenze. Diese Grenze riss nicht nur die deutsche Nation und abertausende Familien auseinander, sondern verkörperte auch den sogenannten Eisernen Vorhang als schier unüberwindbare Demarkationslinie zwischen West- und Ostmächten, zwischen dem freiheitlich-demokratisch geprägten Westbündnis der Nato und dem kommunistisch und autokratisch versklavten Ostblock organisiert im Warschauer Pakt.
So mutete der Mauerfall und in der Folge der Zusammenbruch der sozialistischen Regimes u.a. in der alten DDR und in der damaligen Sowjetunion in den Augen der meisten Zeitgenossen als kaum fassbares Wunder an. Dieses Wunder war aber in erster Linie abertausenden unbeugsamen Bürgerinnen und Bürgern der alten DDR zu verdanken, die sich im Zuge monatelanger friedlicher Protestkundgebungen gegen das herrschende Regime erhoben und ihre Reisefreiheit erstritten hatten, beinahe wie ein Treppenwitz der Geschichte final dokumentiert durch den berühmten Versprecher des SED-Sekretärs Günter Schabowski in der Presskonferenz am 9. November 1989, dass die Reisefreiheit in der DDR wohl „sofort, unverzüglich“ Geltung habe.
Was kaum einer für möglich geglaubt hatte, wurde jetzt in Gang gesetzt und verschlug den Menschen in Ost und West und selbst eingefleischten Politprofis geradezu den Atem. Die Geschichte, die sich in Europa über Jahrzehnte nur im Schritttempo bewegt hatte, begann zu traben, ja im weiteren Verlauf im wilden Galopp zu eilen.
Bereits am 28. November 1989 nahm der damalige Bundeskanzler und Vorsitzende der CDU Deutschland Dr. Helmut Kohl das geschichtliche Zepter in die Hand und formulierte in seiner Rede vor dem Deutschen Bundestag in Bonn seinen berühmten 10-Punkte-Katalog zur Anbahnung sowie Realisierung der deutschen Wiedervereinigung und damit Neustatuierung der Einheit in deutscher Nation.
Bei der dann am 18. März 1990 folgenden ersten und letzten freien Volkskammerwahl der alten DDR erhielt die von der Ost-CDU dominierte „Allianz für Deutschland“ mit 48 Prozent der Wählerstimmen ein überragendes Ergebnis, das den weiteren Einigungsprozess entscheidende beförderte.
In der Folge wurden zwei herausragende Staatsverträge geschlossen, die die innenpolitische Wiedervereinigung Deutschlands staatsrechtlich zementierten.
Am 18. Mai 1990 unterzeichneten die damaligen Finanzminister der noch beiden deutschen Staaten Theodor Waigel und Walter Romberg den Vertrag über die Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion, womit die alte DDR große Teile der Wirtschafts- und Rechtsordnung der Bundesrepublik übernahm.
Am 31. August 1990 unterzeichneten die beiden Verhandlungsführer Innenminister Wolfgang Schäuble und DDR-Staatssekretär Günther Krause den „Vertrag zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland über die Herstellung der Einheit Deutschlands“, kurz den Einigungsvertrag.
Mit diesem Vertrag wurde die Auflösung der alten DDR besiegelt und ihr Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland judiziert.
Der ehemalige Unterdrückerstaat DDR löste sich friedlich und demokratisch selbst auf – ein strahlendes historisches Monument!
Im Einigungsvertrag wird auf rund 1000 Seiten und 45 Artikeln der Transformationsprozess in die deutsche Einheit geregelt. Aus ihm geht auch der Stichtag der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 hervor.
Am 12. September 1990 wurde dank des vorausgegangenen und äußerst konstruktiven und vertrauensvollen Verhandlungsgeschicks der Staatenführer der beiden deutschen Staaten, Frankreichs, der USA und der Sowjetunion Helmut Kohl, Lothar de Maiziere, Francois Mitterand, George Bush sen. und Michail Gorbatschow der sog. „Zwei-plus-Vier-Vertrag“ unterzeichnet (Maggie Thatcher als britische Premierministerin war bekanntlich eher ‚not so amused‘ über ein wiedererstarkendes Deutschland, hat sich aber letztlich gefügt).
Mit diesem Vertrag wurde die neue deutsche Einheit, mithin die innere und äußere Souveränität des vereinten Deutschlands international anerkannt.
Dieser herausragende völkerrechtliche Kodex manifestiert überdies einen Art Friedensvertrag zwischen Deutschland und den Alliierten, was endlich die europäische Nachkriegsordnung stabilisierte.
Am 3. Oktober 1990 wurde die deutsche Wiedervereinigung vollzogen und erstmals mit Freudenfesten in vielen Städten Deutschlands gefeiert.
Um Mitternacht wurde die Fahne der Einheit vor dem deutschen Reichstag gehisst, wo sie seither ununterbrochen weht.
Der 3. Oktober ist seitdem der deutsche Nationalfeiertag, der sich in diesem Jahr zum 30. Mal jährt.
Helmut Kohl wurde nach den ersten gesamtdeutschen Bundestagswahlen im November 1990 erster gesamtdeutscher Bundeskanzler.
Am 20. Juni 1991 beschloss der Deutsche Bundestag in Bonn mehrheitlich, dass Berlin als deutsche Hauptstadt auch Sitz des Bundestages und der Bundesregierung werden sollte.
Der Deutsche Bundestag tagte in Berlin im neu erstrahlten Reichstagsgebäude erstmals am 19. April 1999.
30 Jahre deutsche Wiedervereinigung, 30 Jahre einig Vaterland!
30 Jahre Einigkeit, Recht und Freiheit für alle Deutschen!
Diese höchsten Errungenschaften lebendiger Demokratie sollten uns bei den nächsten Wahlen mehr denn je bewusst sein!