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Jülich unter dem Kreuz

Klöster und Stifte in der Stadt an der Rur

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Thomas Rowlandson, Ansicht des Jülicher Markplatzes im Jahr 1791, aquarellierte Tuschezeichnung, Yale Center for British Art in New Haven. Foto: Bildarchiv Museum Zitadelle Jülich
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Im Jahr 1791 – zwei Jahre nach Ausbruch der französischen Revolution und drei Jahre vor dem Ende der alten Ordnung durch die Eroberung der linksrheinischen Gebiete durch Truppen des revolutionären Frankreichs – kam der englische Maler und Karikaturist Thomas Rowlandson (1757–1827) durch Jülich. Er stellte sich mitten auf den Jülicher Marktplatz, blickte nach Norden und hielt in einer aquarellierten Tuschezeichnung fest, was er sah. Die heute im Yale Center for British Art in New Haven, USA, aufbewahrte Ansicht zeichnet sich durch einen ironischen Blick auf das Jülich des ausgehenden 18. Jahrhunderts aus. Links erkennt man die Jesuitenkirche und -residenz. Um ein davor aufgestelltes Kreuz haben sich kniend mehrere Betende versammelt. Von links nach rechts zieht eine Pilgergruppe, angeführt von einem kreuztragenden Mönch, über den Marktplatz. Sie strebt anscheinend der Kapuzinerkirche hinter dem Rathaus an der Düsseldorfer Straße zu. In dieser Kirche wurde eine Marienstatue als Symbol der wundertätigen Gottesmutter verehrt. Auch hier ist ein großes Kreuz vor der Klosterkirche aufgestellt, um das sich Betende versammelt haben. Während die linke Bildhälfte das fromme Treiben karikiert, ist die rechte Seite mit dem Rathaus im Hintergrund dem weltlichen Marktgeschehen vorbehalten.

Tatsächlich wurde das mit knapp 2000 Einwohnern eher kleine, durch die Festungswälle eingeengte Jülich im 17. und 18. Jahrhundert durch eine Reihe von Klöstern geprägt. 1678 hatten die Elisabethinnen das städtische Gasthaus (Krankenhaus) an der Ecke Rader- / Grünstraße übernommen. Zuvor waren die Niederlassungen der Kapuziner (1622), der Jesuiten (1642) und der Sepulchrinerinnen (1644) gegründet worden. Letztere hatten ihr Kloster zwischen Stiftsherrenstraße und Große Rurstraße errichtet. Die Klostergründungen des 17. Jahrhunderts stehen im Kontext der „Gegenreformation“ der Katholischen Kirche seit den 1560er Jahren als Reaktion auf die Reformation. 1622 hatten spanische Truppen die Festung Jülich erobert und hielten sie bis 1660 besetzt. In dieser Zeit stärkten sie den Katholizismus, indem sie zusammen mit dem Landesherrn, dem Herzog von Jülich-Berg, Konvente in die Stadt zogen. Vor allem die Jesuiten bemühten sich um einen nachhaltigen Einfluss in der Stadt, was ihnen unter anderem mit der Übernahme des Gymnasiums 1664 auch gelang. Sichtbares Zeichen ihres Gestaltungsanspruchs wurde die Errichtung ihrer Residenz samt Kirche an der Westseite des Marktplatzes. Zwischen 1756 und 1772 entstand die mächtige Jesuitenkirche, die aber kaum in kirchlicher Nutzung war, da der Jesuitenorden 1773 durch Papst Clemens XIV. aufgelöst wurde.

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Schon seit 1569 war das Kollegiatstift in der Stadt, das 1327 in Stommeln gegründet worden war und sich seit 1342 in Nideggen befand, bevor es im 16. Jahrhundert nach Jülich verlegt wurde. Die Stiftsgeistlichen wohnten in der Stiftsherrenstraße und verfügten mit der Kirche St. Mariä Himmelfahrt und dem Kirchplatz über einen eigenen Rechtsbezirk. Das älteste Jülicher Kloster war das Kartäuserkloster Vogelsang, das im Süden außerhalb der Stadt lag. Es war 1478 durch Herzog Wilhelm IV. gestiftet worden. Die in strenger Weltabgeschiedenheit lebenden Mönche bildeten einen eigenständigen Kosmos mit nur wenigen Berührungspunkten mit der städtischen Bevölkerung. Als geistliche Korporation zu erwähnen ist noch der Johanniterorden, ein Ritterorden, der seit dem frühen 14. Jahrhundert über eine Niederlassung (Kommende) westlich der Rur verfügte. Das frühe Verschwinden des Johanniterordens aus Jülich steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Geldrischen Krieg zwischen Herzog Wilhelm V. von Jülich-Kleve-Berg und Kaiser Karl V., während dem die schutzlos vor den Toren der Stadt liegende Kommende 1542 so zerstört wurde, dass an einer Wiederbesiedlung durch den Orden kein Interesse mehr bestand.

Die Klöster und das Stift wurden schließlich im Zuge der Säkularisation unter französischer Herrschaft im Jahr 1802 aufgelöst. Die weitgehende katholische Prägung der Bevölkerung blieb aber bestehen und Praktiken der Volksfrömmigkeit, wie sie Rowlandson 1791 im Lichte der Aufklärung ironisch karikiert, noch lange erhalten.

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Guido von Büren
Eine echte Muttkrat und mit unbändiger Leidenschaft für Geschichte und Geschichten, Kurator mit Heiligem Geist, manchmal auch Wilhelm V., Referent, Rezensent, Herausgeber und Schriftleiter von Publikationen, Mitarbeiter des Museums Zitadelle und weit über die Stadtgrenzen hinaus anerkannter Historiker, deswegen auch Vorsitzender der renommierten Wartburg-Gesellschaft

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