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Leben für die Geschichte der „Scholle“

„Der Mensch bedarf zur Gestaltung der eigenen Existenz der Erinnerung, auch wenn dies einer Mehrheit erst mit zunehmendem Alter deutlich und erkennbar wird“, formulierte es Prof. Dr. Günter Bers in seiner Rede zur Verleihung der Joseph-Kuhl-Medaille 2009. Zu erinnern hat der emeritierte Geschichtsforscher an der Universität Köln vieles. Seinen 80. Geburtstag feiert er am 2. September. 

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Prof. Günter Bers. Foto: tee
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Das Interesse für seine „Scholle“ wuchs bei dem gebürtigen Jülicher früh durch Anregungen aus dem Familienkreis. Prägend aber, so schildert Prof. Bers es in einem Aufsatz, führte ihn sein Lehrer, Dr. Halbsguth, an die Geschichte und ihre Erforschung heran. Wenn es auch in der Schulzeit noch mehr um römische Grabungen ging, die in der frühen Nachkriegszeit in Zusammenhang mit dem Wiederaufbau stattfanden. Vor den Ruinen seines Elternhauses fand der Pennäler Günter Bers einen römischen Schreibgriffel aus Bronze, der heute noch Bestandteil des Jülicher Museums ist. 

Bereits 1957 trat er dem wiederbegründeten Jülicher Geschichtsverein bei und publizierte seinen ersten lokalgeschichtlichen Beitrag. Er wurde ständiger Mitautor der vom Verein herausgegebenen „Jülicher Heimatblätter“. Bereits mit den Abitur hatte er sich ganz der Geschichte verschrieben – zum Verdruss seines Vaters, der ihn lieber als Nachfolger in seiner Zahnarztpraxis gesehen hätte. Bei Franz Petri in Bonn wird Günter Bers 1968 mit der Arbeit über „Die Allianz Frankreich-Kleve während des Geldrischen Kriges (1539-1542“ promoviert. Die Habilitation folgt 1977 an der Pädagogischen Hochschule Köln, der heutigen erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Köln. 
Neben Fachkreisen wollte der ruhige und fleißige „Arbeiter“ seine Forschungen auch interessierten Laien zugänglich machen. In den Jülicher Geschichtsverein trat er 1957 ein, am 21. Februar 1989 gründete Prof. Günter Bers die „Kuhl-Gesellschaft“ in Jülich. Deren vornehmstes Ziel ist die Veröffentlichung. Die Reihe „Forum Jülicher Geschichte“ und der „Kleinen Schriftenreihe“ rief er ins Leben. Natürlich bleibt ein solches Engagement nicht unumstritten. Prof. Günter Bers gilt bei gleichgesinnten Geschichtsinteressierten als durchaus kantig. Vermutlich eine Eigenschaft, wenn man für über 40 Jahre Publikationen in mehr als 20 Jahren stetig Geld beschaffen will – und dieses Vorhaben glückt. 

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In ein Aufsatz erklärt Prof. Bers 2003 seine Philosophie, nämlich, dass Regionalgeschichte „in überschaubaren Räumen ein Panorama der ‚großen’ Geschichte bieten kann, wenn man entsprechende Fragestellungen entwickelt.“ Diesem Credo ist der gebürtige „Jülicher Heimatgeschichtler“ mit Schwerpunkt der Forschung „Zwischen Jülich und Kurköln“, wie die Festschrift zum 60. Geburtstag es treffend beschreibt, auch nach seinen Abschied von der Universität Köln vor 15 Jahren treu geblieben. Zum 80. Geburtstag haben sich 26 kollegiale Autoren zusammengefunden und mit römisch II zum selben Buchtitel „Zwischen Jülich und Kurköln“ eine neue Festschrift verfasst. Sie soll im Oktober in einem Festakt präsentiert werden.

Obschon Prof. Bers nach 25 Professoren-Jahren 2005 in den Ruhestand ging kamen zu den einst publizierten 20 Monografien und 150 Aufsätze über die Jülicher Region noch reichliche hinzu. Mit dem Kult um die Selige Christina beschäftigte er sich im Jubiläumsjahr der Mystikerin 2012, 2014 war es „Der Kult der Katakomben-Heiligen Albina in der Stadt Jülich 1665 – 1944“ und ein Aufsatz mit der Überschrift: Ein „Exzess“ des Jülicher Scharfrichters im Jahre 1667. Als Herausgeber fungierte er in diesem Jahr noch für die Publikation „Handelsgütern und Wirtschaftskräften in den Städten des Herzogtums Jülich vom 14. bis zum 17. Jahrhundert“ in der Jülicher Schriftenreihe. 

Gewürdigt wurde Prof. Dr. Günter Bers bereits 2005 mit dem Ehrenring der Gemeinde Aldenhoven und vor zwei Jahren für sein mehr als 40-jähriges Engagement im wissenschaftlichen Bereich, vor allem für seine Forschungen und insbesondere für die Vermittlung historisch- gesellschaftlichen Wissens um die rheinische Orts- und Landesgeschichte mit dem Verdienstkreuz am Bande. 2016 kam die Auszeichnung mit dem Rheinlandtaler des Landschaftsverbandes Rheinland hinzu.

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Dorothée Schenk
HERZOGin mit Leib und Seele. Mein HERZ schlägt Muttkrat, Redakteurin gelernt bei der Westdeutschen Zeitung in Neuss, Krefeld, Mönchengladbach und Magistra Atrium der Kunstgeschichte mit Abschluss in Würzburg. Versehen mit sauerländer Dickkopf und rheinischem Frohsinn.

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