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Vielfalt der Gesellschaft als Chance und Herausforderung

Wie lassen sich Menschen vor einer Gefahr schützen, die unsichtbar ist, und von der niemand weiß, wer überhaupt zu den Risikopersonen gehört? Noch nicht einmal, ob sie sich direkt auf die örtliche Bevölkerung auswirkt. Hier ist nicht von einem Virus oder einer Seuche die Rede, sondern von einer ideologischen Bedrohung: dem Salafismus. „Corona darf nicht alles überlagern“, unterstrich Landrat Wolfgang Spelthahn. Andere Probleme existierten schließlich trotzdem weiter. Deswegen ist das Präventionsprogramm „Wegweiser“ im Kreis Düren installiert worden.

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Mit reichlich Aufklärungsarbeit in Schrift und Wort bietet eine Beratungsstelle des Kreises Düren das Programm "Wegweiser" des Verfassungssschutzes NRW an. Foto: Arne Schenk
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„Der Salafismus bestimmt nicht mehr die Schlagzeile“, erklärte Uwe Reichel-Offermann, stellvertretender Leiter des NRW-Verfassungsschutzes. „Aber er ist dennoch da.“ Insbesondere junge Menschen seien eine attraktive Zielgruppe. Als Hilfe durch Vorbeugung und Aufklärung zu hat das Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, Bereich Verfassungsschutz, das Projekt „Wegweiser“ initiiert. Um in der Region Beratungsstellen mit hauptamtlichen Kräften einrichten zu können, haben sich die Kreise Düren und Heinsberg zu einer Kooperation entschlossen.

Vorgestellt wurde das Programm, das bereits seit September 2019 läuft und auf vier Jahre befristet ist, unter Beisein von NRW-Innenminister Herbert Reul, Uwe Reichel-Offermann, den beiden Landräten Wolfgang Spelthahn und Stephan Pusch sowie Lucia Breuer, Leiterin des Kreis-Dürener Schulamtes. „Interkommunale Zusammenarbeit schont Ressourcen“, betonte Stephan Pusch, Landrat des Kreises Heinsberg. Es sei eine fundamentale Aufgabe, die wir als Staat hätten, auf die Veränderungen der Welt zu reagieren.

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Äußerst behutsam gingen die Beteiligten mit dem Thema um, niemand holte den Vorschlaghammer heraus und ließ ihn unter der Prämisse kreisen, dem andersgläubigen Feind den Garaus zu machen. Im Gegenteil: „Der Verfassungsschutz hat vornehmlich die Funktion, dass er weiß, was Salafismus ist“, betonte Minister Reul. Der erster Schritt sei daher aufzuklären, was Salafismus überhaupt ist und wie er funktioniert. Wenn Menschen allein verstünden, dass es dieses Problem gibt, erhielten sie direkt einen anderer Blick darauf.

Daher haben die Verfassungsschützer seit 2014 bereits über 4000 Sensibilisierungsveranstaltungen vorgenommen. Das magische Motto heißt: „ein Ausstieg vor dem Einstieg“. Dass es eine wichtige Aufgabe ist, zeigen die etwa 21.500 Anfragen von Betroffenen Ämtern und Institutionen um Beratung und Aufklärung. Es gelte, „Rattenfängern das Wasser abzugraben“. Was sich derart diffus anhört, gerät leicht in den Verdacht einer Verschwörungstheorie. Ist die Bedrohung überhaupt real oder existiert sie vornehmlich auf dem Boden des Mystischen? Eine Bewertung wird nicht einfacher, wenn sich die vermutete Gefahr mit dem Nimbus des Geheimnisvollen umgibt und so die Wirkung eines Tarnmantels erhält.

Dies vereinfacht auch keineswegs die Vorsorge, denn im Gegensatz zu früher lässt sich eine konkrete Kontaktszene nicht mehr ausmachen. So habe beispielsweise die Infiltration von Moescheenvereinen signifikant abgenommen, weil diese im Visier der Staatssicherheit sind, erzählt Uwe Reichel-Offermann. Stattdessen werden mögliche Zielgruppen über die Sozialen Medien kontaktiert. Extremismus goes Smartphone. So erreichen die „Rattenfänger“ ihre Opfer in wenigen Monaten oder gar nur Wochen, während früher Jahre bis zur Annäherung vergingen. In erster Linie
konzentrierten sie sich auf besagte junge Leute, die unsicher seien und Orientierung suchten und so für Extremismus jeglicher Art empfänglich seien.

Grund genug, um sich mit den Wegweiser-Angeboten direkt an Schulen zu wenden. Daher ist das Beratungsangebot auch an das Amt für Schule, Bildung und Integration angedockt. Eine zentrale Aufgabe in diesem Zusammenhang ist der Aufbau eines Netzwerks. Um den Einstieg in die Szene zu unterbinden und Radikalisierungswege zu unterbrechen, sind die Beteiligten sehr interessiert daran, Menschen zu finden, die in den jeweiligen Jugendszenen unterwegs sind. Dazu arbeitet die Wegweiser-Beratung eng mit lokalen Partnern wie Vereinen, Sozialverbänden, Moscheegemeinden, kommunalen Ämtern, der Familienberatung, dem Jobcenter und der Polizei zusammen. Wichtig sei es dabei, die Vielfalt der Gesellschaft als Chance und Herausforderung zu vermitteln, bekräftigte Lucia Breuer, egal ob gegen Salafismus, Rechtsradikalismus oder Antisemitismus. Eine zentrale Botschaft lautet: „Wir sind bunt!“

Infos unter Telefon: 02421 / 22 1040 052 sowie per Email [email protected]
und www.kreis-dueren.de im Internet.


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