Die Corona-Pandemie hat die Tourismusbranche im Rheinland ausgebremst. Während sie 2019 mit knapp 30 Millionen Übernachtungen noch einen Rekordwert erzielte, wurde ihr Erfolgskurs nun jäh gestoppt. Das ist das Ergebnis des „Tourismusbarometer Rheinland“, das die Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen gemeinsam mit den rheinländischen Schwesterkammern jetzt veröffentlicht hat.
„Eine gesunde Wachstumsbranche ist unverschuldet in Not geraten. Schon zu Beginn der Corona-Pandemie sorgte sich jedes zweite im Gastgewerbe tätige Unternehmen um die Existenz. Daran hat sich trotz der mittlerweile erfolgten Lockerungen und Hilfsprogramme kaum etwas geändert“, warnte Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen. Darüber hinaus belasten abgesagte Geschäftsreisen, Konferenzen und Messen die Branche. „Um diese massiven Ausfälle abzufedern, benötigen betroffene Unternehmen nicht nur kurzfristige Hilfsprogramme“, forderte Bayer. „Es gilt, Konzepte für Tagungen und Messen zu entwickeln, die angenommen werden, um so das Vertrauen in diese bewährte Form des Austauschs zurückzugewinnen.“
Mit rund 230 000 Beschäftigten ist das Gastgewerbe ein wichtiges Standbein der rheinländischen Wirtschaft. 2019 hatte das Rheinland ein Plus von einer Million Übernachtungen gegenüber dem Vorjahr generiert und somit mehr als die Hälfte aller gewerblichen Übernachtungen in ganz Nordrhein-Westfalen. Die Region Aachen und Eifel verzeichnete 2019 bei den Übernachtungen einen Zuwachs von insgesamt 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei wurden insbesondere im Ferienwohnungsmarkt neue Kapazitäten geschaffen – Investitionen, die sich nun besonders auszahlen könnten: „Wer in den kommenden Wochen nicht ins Ausland reisen kann oder will, findet in unserer Region ein vielfältiges Angebot an Hotels, Ferienwohnungen und Campingplätzen“, sagte Philipp Piecha, bei der IHK Aachen zuständig für Wirtschaftsförderung und Tourismus.
Laut aktuellem IHK-Tourismusbarometer nimmt die Region Aachen und Eifel einen Spitzenplatz bei Übernachtungen internationaler Gäste ein. Das ist im Wesentlichen auf die räumliche Nähe zu den Niederlanden, Belgien und Frankreich zurückzuführen. Vor diesem Hintergrund wertet die IHK Aachen die Grenzöffnungen als wichtiges Signal für die Unternehmen der Tourismusbranche, die jetzt versucht, das Beste aus der aktuellen Situation zu machen. „Vor allem die Region Aachen könnte sich angesichts der bis Ende August bestehenden Reisewarnungen für etliche Länder außerhalb Europas – als lohnende Alternative positionieren. Denn sie ist mit ihrem Mix aus Naherholungsmöglichkeiten und entspannter Urbanität gemeinsam mit den weiteren Regionen des Rheinlandes ein attraktives Urlaubsziel“, begründete Piecha. Die IHK Aachen empfiehlt, die vielseitigen Angebote für Naturliebhaber, Wanderer, Radfahrer und Kulturinteressierte nun schnell und effizient zu vermarkten, um in diesem Jahr noch so viele Besucher wie möglich zu gewinnen.
Das ist auch die Idee der Landesregierung, die laut Christoph Dammermann, Staatssekretär im NRW-Wirtschaftsministerium, ein Sonderprogramm auflegt, um die Wettbewerbsfähigkeit der touristischen und gastgewerblichen Betriebe durch die Förderung der digitalen Infrastruktur und digitaler Anwendungen zu verbessern. „Wichtige Impulse zum Neustart der Branche wird auch die Tourismus-Kampagne ‚rauszeitlust – Mach mal NRW‘ geben, die wir mit 1,2 Millionen Euro aus Landesmitteln unterstützen“, sagte Dammermann.
Die IHK Aachen bietet das „Tourismusbarometer Rheinland“ auf ihrer Homepage unter http://www.aachen.ihk.de/tourismusbarometer an.