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Muschelgetuschel

Worum geht es eigentlich bei dem „Muschelgetuschel“? Geht es wirklich um den Aufstellungsort? Die Größe? Die Parksituation? Das Verfahren? Oder um politisches Kalkül im Wahlkampfjahr? Geht es um Denkmalpflege? Warum sollte eine Veranstaltungsstätte, die für die Stadt Perspektiven und Chancen auf vielen Ebenen bietet, in den Köpfen als „Miesmuschel“ verankert werden?

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Hofgeflüster
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Woran es keinen Zweifel gibt: Die Hauptbühne im Brückenkopf-Park war marode und musste aus sicherheitstechnischen Gründen abgerissen werden. Politik und Verwaltung haben sich in einem demokratischen Verfahren für einen Ersatz und zwar die Errichtung einer Veranstaltungsstätte in der jetzt zu sehenden Form und Größe an diesem Aufstellungsort entschieden – bei einer Enthaltung und einer Gegenstimme. Dem demokratischen Gedanken liegt zugrunde, dass Mehrheitsentscheidungen anzuerkennen sind. Seit zwei Jahren wird das Thema „Veranstaltungsstätte“ in den Ausschüssen im Rathaus diskutiert. Die Resonanz der interessierten Bürger in den öffentlichen Sitzungen ist überschaubar. Wer es dennoch wissen will, für den sind die Unterlagen im Ratsinformationsdienst für jedermann und jederfrau öffentlich einsehbar. Das gilt auch für die Einwände wie die Erwiderungen. Das ist nicht „geheim“. Wer kein „Muschelgetuschel“, sondern Informationen möchte, der muss sich selbst aktiv interessieren und informieren. Das gilt eigentlich immer.

Als Denkmal erst sichtbar geworden ist der Brückenkopf nach den Dornröschen-Jahren der Nachkriegszeit mit der Landesgartenschau 1998. Ein Blick zurück in die Vor-Landesgartenschau-Tage: Statt eine Chance und eine Perspektive zu sehen, war die Haltung vielerorts „brauch mer nit“, „zu teuer“, „zu groß“. Inzwischen ist die Begeisterung für den Park bei fast allen Jülichern angekommen. Das Denkmal „Brückenkopf“ wird geschätzt und als schmückend für die Stadt empfunden. Jahrzehntelang war der „Denkmalschutz“ unter dem dicken Bewuchs von Efeu überwuchert. Beim Kirmesfeiern und den Rheinlandschauen hat das keinen Besucher gestört. Seit der Sichtbarmachung des Festungswerks sind Begehrlichkeiten und Erwartungshaltungen geweckt. Viele Millionen Euro sind inzwischen aus dem Stadtsäckel der Stadt in dieses historische Bauwerk geflossen. Das wird auch weiterhin notwendig sein: 1,7 Millionen Sanierungskosten stehen offenbar in naher Zukunft ins Haus. Was sorgt für die Finanzierung? Durch Veranstaltungen können Erträge erwirtschaftet werden, die für den Erhalt des Brückenkopfes als Familien- und Freizeitstätte ebenso eingesetzt werden können wie für den Fortbestand des Denkmals.

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Über Denkmalschutz lässt sich trefflich diskutieren. Jülich wurde bekanntermaßen 1944 im November nahezu völlig zerstört. Die pasqualinische Altstadt Jülichs datiert aus den Nachkriegsjahren und nicht in das 16. Jahrhundert. Die Innenstadt ist dem 16. Jahrhundert nachempfunden. Darum ist die Innenstadt nicht weniger wert, aber die Gestaltung ist damals einer Haltung heraus gefolgt: Es geht um Renaissance: Mut, Aufbruch, Initiative, kreativer und schöpferischer Geist – für diese Haltung steht die Renaissance, auf die sich Jülichs 2. Stadtgründung beruft.

Jetzt steht gegebenenfalls eine 3. Stadtgründung an: Ob es den Jülichern nun gefällt oder nicht, die Stadt wird wachsen. Berlin guckt bis nach Jülich – Stichwort Strukturwandel, Brainergy Park, Sicherung, Erhaltung und Gewinnung von Arbeitsplätzen. Es geht um nichts weniger als die Zukunft der Stadt – auch wenn es nach Pathos klingt. Jetzt gilt es, den Renaissance-Gedanken zu kultivieren: Mut, Aufbruch, Initiative, kreativer und schöpferischer Geist. Es gilt zu erkennen, dass „klein-klein“ kein Lösung ist – nicht bei Schulentwicklung und auch nicht bei der Stadtentwicklung.

Was jetzt noch gelingen muss, ist, das in den Köpfen der Jülicher zu verankern. Und da wäre die Muschel ein guter Anfang: Wer eine geschlossene Muschel findet, der darf auf eine Perle verborgen im Inneren hoffen. Muscheln wecken oft Erwartungen. Diese gilt es jetzt zu erfüllen.

Zum Artikel Muschelperspektiven

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Dorothée Schenk
HERZOGin mit Leib und Seele. Mein HERZ schlägt Muttkrat, Redakteurin gelernt bei der Westdeutschen Zeitung in Neuss, Krefeld, Mönchengladbach und Magistra Atrium der Kunstgeschichte mit Abschluss in Würzburg. Versehen mit sauerländer Dickkopf und rheinischem Frohsinn.

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