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Ware „Unverpackt“ – Kunden „verpackt“

„Herzlich Willkommen, kann ich Ihnen helfen?“ Rund 200 Kunden begrüßte Melanie Budde so im „Unverpackt“-Laden in der Markstraße zur Eröffnung.

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"Unverpackt" in Jülich. Foto: Dorothée Schenk
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Während die Neugierigen und Kaufwilligen verpackt – also mit Mundschutz – kamen, wird hier unter dem Dach des Reformhauses ab sofort im hinteren Teil des Ladenlokales alles „rundum ohne“ „angeboten – von der Haar- und Handseife über Reinungsmittel bis zur Nudel und Süßigkeit. Das Lieblingsprodukt der „Start-up-“Unternehmerin sind „die Crunchy-Müslis, weil die so vielfältig sind, aber auch Süßigkeiten“, überlegt sie und ergänzt dann: „Was ist toll finde sind die nachhaltigen Putzmittel: Taps, die im Wasser ausgelöst werden und so einen Bodenreiniger oder Fensterreiniger ergeben – das spart viel Plastik.“ Also im Grund gefällt ihr offenbar alles.

Die Begeisterung ist Budde anzuhören und so erklärt sich auch, warum die einstige Hebamme, die 1400 Babys in die Welt begleitet hat, ihr wirtschaftliches „Baby“ mit solchem Engagement in die Fläche bringt. Als Gründerin 2019 in Aachen gestartet mit dem ersten Geschäft folgte jetzt Jülich als zweiter Standort und Ende Juni wird in der Kreisstadt Düren Nummer 3 eröffnet. Natürlich kann Melanie Budde nicht überall gleichzeitig sein, aber „ich bin in jedem Laden mindestens einmal in der Woche persönlich, ansonsten habe tolle Mitarbeiter.“ Sie tragen die Philosophie mit, seien aber „nicht völlig radikal“. Ziel sei es, Leuten die Chance zu geben, „Unverpackt“ kennenzulernen. „Ich glaube, dass es das Konzept der Zukunft ist, und ich bin froh, dass ich es für mich entdeckt habe.“

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Jedes Unverpackt-Unternehmen ist eigenständig, kein Franchise, erläutert die Geschäftsfrau. Finanziert hat sie alle drei Läden durch „Fundrising“, vereinfacht gesagt durch einen „Spendenaufruf“ im Internet. „In den kleineren Städten war es zäher und hat ein bisschen mehr Herzblut gekostet“, gesteht sie. Aber sichtbar ist es gelungen. Seit 2018 gibt es einen Unverpackt-Verband , in dem auch Melanie Budde Mitglied ist. Er dient dazu „zusammen dafür zu kämpfen, dass die Idee besser verbreitet wird und auch sich Verpackungsverordnungen ändern.“ Ein Beispiel: „Als wir angefangen haben hab es keinen Nudelhersteller, der in Papier verpackte Nudeln als große Gebinde verkauft hat. Mittlerweile gibt es drei Anbieter dafür.“

In Jülich ist „Unverpackt“ unter dem Dach des Reformhaus Heift zu finden. Die Symbiose steht auf einer guten Basis, wie Melanie Budde erklärt: „Wir haben – neudeutsch – eine ,win-win‘-Situation. Ins Reformhaus kommen dadurch vielleicht noch mal neue, andere Kunden, die noch nicht da waren, und dem Stammkunden wird etwas neues geboten, was zu seiner Einstellung passt.“

Wenn in Corona-Zeiten das Wort Hygiene-Verordnung erst richtig in aller Munde ist, ist es für das Konzept „Unverpackt“ im übertragenen Sinne „täglich Brot“. Schließlich unterliegen Lebensmittel, die ohne Umverpackung verkauft werden immer ganz besonders strengen Auflagen. „Es können ja immer Bakterien oder Keime an den Händen der Menschen sein, die bei uns einkaufen, und deswegen unterliegen wir einem strengen HACCP-Konzept und Hygienekonzept. Zusätzlich kommt natürlich in der aktuellen Situation hinzu, dass jeder Kunde sich die Hände desinfizieren muss, jede Schaufel nur von einem Kunden benutzt werden kann und diese und anschließend gereinigt und desinfiziert werden muss. „Es wird rund um die Uhr gespült“, sagt Melanie Budde. Um die Ware mit nach Hause nehmen zu können bringen sich die Kunden entweder ihr Gefäß selbst mit, das zuerst gewogen wird, damit das Leergewicht später beim Bezahlen abgezogen werden kann, oder das Gefäß wird vor Ort erworben.

Etwas verzögert hat sich die Eröffnung des Ladens in Jülich – coronabedingt. Ein „Softopening“ nennt Melanie Budde es. Sie plant zu einem späteren Zeitpunkt eine Feiern mit einem kleinen Straßenfest und vielleicht auch mit Live-Musik nachzuholen.

Jülicher unverpacktes Glück

#loyallokal

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Dorothée Schenk
HERZOGin mit Leib und Seele. Mein HERZ schlägt Muttkrat, Redakteurin gelernt bei der Westdeutschen Zeitung in Neuss, Krefeld, Mönchengladbach und Magistra Atrium der Kunstgeschichte mit Abschluss in Würzburg. Versehen mit sauerländer Dickkopf und rheinischem Frohsinn.

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