„Der Kirchenvorstand und der GdG-Rat haben in großer Mehrheit zusammen mit dem Pastoralteam entschieden, mit der Feier von Gottesdiensten in unseren Kirchengebäuden noch zu warten, bis wir eine Form gefunden haben, die den Sicherheitsauflagen und der Würde des Gottesdienstes gerecht wird“ teilte am Donnerstagabend Propst Josef Wolff in einem Rundschreiben mit. Der Grund: Die Pfarrei selbst ist für die Einhaltung der Abstandsregelungen und Hygienevorschriften zuständig. „Wir sind in der Haftung“, betont Pfarrer Wolff.
Es sind noch reichlich Vorbereitungen zu treffen: Es müssen Warnschilder aufgehängt werden, Masken für die Gottesdienstbesucher bereit gestellt und Einmal-Handschuhe und Desinfektionsmittel inklusive Spender besorgt werden. Die Desinfektionsspender sollen direkt an den Kirchentüren aufgehängt werden. Dazu käme, dass geklärt werden müssen, in welchen Kirchen es möglich ist, dass die Hände gewaschen werden können. Auf glatten Flächen, schildert Josef Wolff seine Bedenken, könne der Virus 16 Stunden stabil bleiben und auf hölzernem Material über eine Woche. „Das heißt ja, ich kann mich auch über Flächen infizieren – es kann zumindest nicht ausgeschlossen werden.“ Somit müssten alle Flächen, „die beatmet worden sind“ auch desinfiziert werden.
„Das sind die organisatorischen Fragen. Das andere sind die Fragen ethischer Natur“, erläutert der erste Hirte im Jülicher Land einen weiteren Aspekt, den es zu bedenken gelte. „Mit der Begrenzung von Gottesdienstbesuchern tue ich mich schwer. Was ist es für eine Aussage, wenn wir zu einem Gottesdienst einladen und gleichzeitig gefährdeten Menschen – ältere, schwächere, vorerkrankte –, die es am nötigsten hätten, raten, zu Hause zu bleiben?“ Seine Sorge ist, dass Gläubige aus falschverstandenem Pflichtgefühl heraus trotzdem kämen. Hier weist Pastor Wolff noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass die Sonntagspflicht
bis auf weiteres aufgehoben sei. Darüber hinaus sieht Propst Wolff die Freude am Gottesdienst deutlich getrübt, wenn die Messen ohne Gesang, auf Distanz und mit Mundschutz gefeiert werden müssten. „Das nimmt dem Gottesdienst ganz viel.“ Und schließlich sei der zentrale Punkt der Messfeier ungeklärt: Wie kann nach der Eucharistie die Kommunion verteilt werden? Einige Gemeinden würden aus Pflichtgefühl das Sakrament feiern und die Kommunion mit einer „Grillzange“ ausgeben. Das ist für Propst Wolff keine vorstellbare Methode. „Das finde ich absurd“, stellt er klar.
Natürlich denken Kirchenvorstand und der GdG-Rat auch über alternative Messfeiern nach. „Wir werben dafür, dass man außerhalb der Kirchengebäude, an den Kirchen, Gottesdienst feiert.“ Die Umsetzung sieht er an der Propsteikirche etwas problematisch, aber in Orten wie beispielsweise Stetternich, Kirchberg oder Barmen als gute Alternative. Es sei auch nicht zu erwarten, dass hundert Messbesucher kämen. Unter freiem Himmel könnte sich die Pfarrei auch Gottesdienstfeiern auf Fußballplätzen oder auf dem Schlossplatz denken – hier habe die Stadtverwaltung auf Nachfrage aber schon Bedenken angemeldet, weil die Sportstätten beispielsweise grundsätzlich noch geschlossen und Versammlungen noch verboten sind.
Bewährt haben sich die Streaming-Gottesdienste, die die Zeit der Messen ohne Gottesdienstbesucher bis jetzt überbrückt haben. Auch am Sonntag, 3. Mai, werden Pfarrer Paul Cülter, Pfarrer Konny Keutmann und Pfarrer Josef Wolff die Messe für alle Lebenden und Verstorbenen der Pfarrei Heilig Geist feiern und um 10 Uhr wird wieder aus St. Franz Sales live gesendet, „dieses Mal mit dem Guten Hirten und einem Überraschungsgast“, verrät der Propst.
Darüber hinaus bleiben weiterhin die Kirchen zum individuellen Gebet geöffnet.