Betrachtet der Herzog das aktuelle Logo seiner Stadt, so fällt ihm auf, dass zwischen Historischer Festungsstadt und Moderner Forschungsstadt was durchaus Bedeutendes fehlt. Jülich ist eine Rockcity und im Dezember tritt die hiesige Rock- und Popmusikszene wieder den Beweis an. Der 8. Jülichsampler erscheint und auf ihm sind wieder 29 Bands mit jeweils einem Titel versammelt. Die Release der Doppel CD wird entsprechend gefeiert, alle Bands treten live auf und lassen den KuBa zwei Tage lang beben. Ein Grund für einen Blick in die Vergangenheit zusammen mit Markus Uhlenbruck und Cornel Cremer von den Not-in-Tune Records.
Herzog: Hallo Markus, Hallo Cornel, der 8. Jülich Sampler ist fertig, dazu später mehr, beginnen wir mit dem 1. Jülich Sampler.
Cornel: Nun von den ersten beiden Jülichsamplern können wir nicht viel erzählen, da beide vor Urzeiten, in der Zeit als Punkrock und New Wave die angesagte Musik war, entstanden sind. Anfang der 80er veröffentlichten Kalle Hommelsheim und Winnes Rademächers zwei Jülichsampler auf Musikkassette.
Mit dabei waren damals Bands wie Bateau X später bekannt als Two Bones und Bones. Als Bones erhielten sie einen Major-Plattenvertrag bei EMI. Musikinteressierte erinnern sich sicherlich auch noch an ihren C&A Werbesong im Jahre 1993. Beide Kassetten sind längst vergriffen.
Markus: Mit dabei waren damals u.a. The Blue Beat, Lord Louis an d the enemies of men, Stalingrad ‚43 und Perverser Hautbefall.
Herzog: Und dann …
Markus: Und dann, ja dann kam lange nichts, bis dann 1997 die glorreiche KuBa-Zeit begann. Ende der Neunziger versammelte sich die junge Musikszene im KuBa und im Mai 1998 veranstalteten wir gemeinsam mit dem KuBa das erste Loud’n’Proud Festival als KuBa-Mobil Konzert in der Stadthalle. Legendär. Mit D-Mark und Freibier. Einzigartig, zumindest in der Stadthalle. Und irgendwann kam irgendjemand auf die Idee einen neuen Jülichsampler zu machen.
Herzog: Die Idee war geboren, aber wie wurde sie umgesetzt?
Cornel: Das war damals alles relativ easy, man traf sich eh regelmäßig in den Proberäumen im KuBa oder in der Kneipe und so machte das Vorhaben schnell die Runde und die ersten Aufnahmen von den Bands waren schnell eingesammelt. Wir nahmen Kontakt zu Kalle Hommelsheim auf, der uns mit Rat und Tat unterstützte und der bis heute alle Cover gezeichnet hat.
Markus: Und dann fand am 14.11.1998 das Release Konzert der MC im KuBa statt, und da zu dieser Zeit Konzerte im Kuba verboten waren, spielten alle Bands Playback, ein großer Spaß war das. Manche waren Playback besser als live…
Cornel: 12 Bands standen damals auf der Playbackbühne, darunter so klangvolle Namen wie The Socks, D-Sailors und A-Scrum. Die Kassette wurde uns förmlich aus den Händen gerissen und war recht schnell vergriffen.
Herzog: Und damit begann die Erfolgsgeschichte, oder?
Markus: Erfolgsgeschichte ist vielleicht etwas hochgegriffen, aber es machte damals viel Spaß. Wir gründeten das mittlerweile stadtbekannte Label „Not in Tune Records“ und entschieden uns 2000 den nächsten Jülich Sampler in Angriff zu nehmen und diesmal auf CD zu pressen. Unserem Aufruf folgten 20 Bands, und der damalige KuBa- und D-Sailors Mischer Martin Bachner hatte eine Menge Arbeit, denn er musste diverse Newcomer-Bands so abmischen, dass was qualitativ gut Hörbares entstand, das ein oder andere Mal eine echte Herausforderung.
Cornel: Und dann sind wir mit den 20 Songs nach Holland, in das Studio von Rick Opgenoorth, bei dem wir auch unsere eigenen CDs einspielten. Er hat die Master CD abgemischt und unsere erste Jülich Sampler CD wurde dann im Presswerk in Alsdorf gepresst.
Herzog: Und sicherlich waren wieder klangvolle Namen dabei, auch durchaus ein Markenzeichen Jülicher Bands.
Cornel: Ja, die Namen sind wichtig, sehr wichtig, sie sind sowas wie das Motto der Band, das Markenzeichen und es ist sehr schwer was Passendes zu finden und wir sind immer wieder begeistert, wenn wir die Booklets lesen. Auf dem 4. Sampler waren Bands wie Cheese & Onion, Bliss, Disdain, Blend of Choice oder Atomixx dabei. Und der Erfolg der CD überstieg unsere Erwartungen und die Freude und der Spaß, den wir mit allen Musikern hatten motivierte uns, weiter zu machen.
Herzog: 2004 kam der 5. Jülich Sampler heraus, wieder im Abstand von drei Jahren, wieso keine Olympiade, wieso drei Jahre?
Markus: Zufall, es hat sich einfach so ergeben….
Herzog: Und dann kam 2007. Vielleicht das größte musikalische Ereignis der letzten 20 Jahre. Kann man das so sagen?
Cornel: Das darfst du uns nicht fragen, aber es war schon eine große Sache, ganz großes Kino. Als wir 2007 unseren Aufruf per Mail starteten meldeten sich 34 Bands aus Jülich an und alle lieferten pünktlich ihren Song ab. Damit waren wichtige Entscheidungen notwendig. Aus der CD wurde eine Doppel CD, aus dem Release Konzert wurde ein Mammut Festival mit ca. 150 Musikern, 34 Bands an 2 Tagen auf 2 Bühnen, 15 Stunden Rockmusik made in Jülich. Und damit hatten wir Jülich zur Rockcity gemacht. Auf 1000 Einwohner kommt eine Rockband, damit lag Jülich 2007 im bundesdeutschen Ranking unter den ersten drei.
Markus: Wenn ich daran zurückdenke, frage ich mich schon, wie das alles funktionierte, aber es funktionierte, weil einfach alle mitmachten und den Erfolg wollten. Das Catering, 200 Portionen Gulasuchsuppe, 34 Gema Listen, laut Liste war auch Elvis im Haus, das Artwork kam von Hacky Posaune, der selbige gegen seinen ersten IMac eintauschte, eine gute Entscheidung, 10 Wechselgeld-Kassen waren im Einsatz und und und.
Herzog: Das wäre doch ein geeigneter Zeitpunkt zum Aufhören gewesen – auf dem Höhepunkt.
Markus: Das haben wir auch überlegt. Es hatte sich viel verändert, weltweit hat der Ipod die komplette Musikindustrie verändert, Konzerte waren plötzlich irgendwie out, Partys waren angesagt und in Jülich lösten sich einige der besten Bands auf. Und wir dachten uns, dann machen wir noch einen Sampler und dann ist Schluss.
Cornel: Damit war der Weg frei für den 7. Jülichsampler, und er erreichte nahezu in allem das 2007-er Projekt. 32 Bands auf dem Sampler und wieder ca. 150 Musiker an zwei Tagen auf zwei Bühnen.
Herzog: Aber mit dem Schluss hat es wieder nicht geklappt. Warum nicht?
Cornel: Rockcity Jülich, das ist für uns das Markenzeichen unserer Stadt und wir wollten es noch einmal wissen. Wir wollten prüfen, ob Jülich das Label noch halten kann. Und um das herauszufinden, starteten wir Anfang des Jahres den Aufruf zum 8. Jülichsampler. Und das Ergebnis hat uns positiv überrascht. 29 Bands meldeten sich, eine Zahl, mit der wir nicht gerechnet hätten.
Markus: Wir waren platt, und die Musikbreite hat sich deutlich weiter entwickelt, die ersten Sampler waren ziemlich punk- und metallastig, und jetzt gibt es fast für jeden Geschmack was, Balladen und Metal, Pop und Punk, Deutsch Rock und Elektro.
Herzog: Gibt es eine Band, die auf allen Samplern vertreten war?
Cornel: Vielleicht Manticor, ich bin nicht sicher, einige Musiker wie Claudio D’Orsaneo, Ingmar Krause und Andy Cormann sind, denke ich, immer dabei gewesen, aber als Band hat nur Manticor alles überdauert.
Herzog: Ich wünsche euch viel Erfolg für die Release-Party und breche das Interview hier ab, Schluss aus – basta. Kommt zur Release-Party, dort werden alle weiteren Fragen von klangvollen Namen wie Ballistic, Baby!, Schlagsaite, Tag 2 oder Dolce Vita musikalisch beantwortet.
Releaseparty Tag 1 | Fr 20.12.2013
Releaseparty Tag 2 | Sa 21.12.2013
Music made in Jülich – 27 Jülicher Bands auf 2 Bühnen an 2 Tagen!!! | KuBa Jülich
Tag 1: ab 19.00 Uhr | Tag 2: ab 16.00 Uhr