In den letzten Wochen ist unser gesamtes Leben vom Coronavirus bestimmt. Einschränkungen des öffentlichen Lebens sind an der Tagesordnung. Arbeitgeber ermutigen zum Home-Office. Es gibt Panikmache, Hamsterkäufe und die Verharmlosung des Pandemie-Problems. Eines ist klar: Der beste Weg, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, ist die Vermeidung von Kontakten, das “social distancing”. Der Wirbel um das Coronavirus hat, und das ist wenig überraschend, auch zunehmend Fremdenfeindlichkeit und Rassismus hervorgerufen.
Unsere chinesischen Kollegen im Forschungszentrum Jülich (FZJ) berichten, dass feindlich Gesinnte sowohl in Jülich wie auch in den Zugverbindungen zwischen Aachen und Jülich ihnen den Mittelfinger zeigen, sie anhusten und sogar als Coronavirus bezeichnen. Die Opfer berichten ferner von verbalen Angriffen und sogar von Körperverletzungen. Der Rassismus, den viele Menschen ostasiatischer Herkunft derzeit in der Welt anlässlich des Coronavirus erleben, erinnert an das Schicksal muslimischer Familien in den USA, die nach 9/11 monatelang in Angst leben mussten. Muslimische Familien, die sich seit Generationen integriert und gleichbehandelt glaubten, trauten sich plötzlich nicht mehr, das Haus zu verlassen und ihre Religionszugehörigkeit zu offenbaren. Vermeintliche Schulfreunde verprügelten ihre muslimischen Kumpels. Dass der Terroranschlag diese muslimischen Amerikaner genauso in Angst und Schrecken versetzte wie alle anderen, wurde völlig verkannt. Es schien nur darum zu gehen, seiner eigenen Verzweiflung Raum zu geben und diese in Gewalt umzuwandeln. Der längst überholte Rassismus wurde erneut entflammt. Offensichtlich ist der Rassismus dem Menschen nicht auszutreiben. Denn keine 20 Jahre später erleiden Menschen mit ostasiatischem Aussehen erneut Fremdenfeindlichkeit. Angst und Ignoranz sind eine gefährliche Kombination und tragen zur Verbreitung von Gerüchten und der Unwahrheit bei. Was sind also die Fakten?
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation haben Menschen asiatischer Abstammung nicht mehr zur Corona-Infektion beigetragen als andere. Das gilt auch für unsere chinesischen Kollegen im Forschungszentrum Jülich.
Unser einziger gemeinsamer Feind ist das Coronavirus. Es ist stumm, unsichtbar und unterscheidet nicht nach Herkunft, Geschlecht, Religion, Hautfarbe, Beruf, Alter oder sozialem Status. Das Coronavirus verbreitet sich, weil wir in einer globalisierten Welt leben. Es herrscht ein Mangel an Vorsorge und persönlicher Verantwortung. Um die Verbreitung des Virus zu vermeiden und somit Leben zu retten, muss jeder von uns Verantwortung übernehmen, soziale Kontakte minimieren und selbst Quarantäne praktizieren.
Menschen in Quarantäne minimieren das Risiko der Virus-Verbreitung in der Bevölkerung.
Dieser Aufruf lädt uns alle ein, zu erkennen, dass jede/r von uns eine wichtige Rolle spielt. Es geht um Aufklärung. Es geht darum, diskriminierendes Verhalten zu unterbinden. Jede/r von uns steht in der Verantwortung. Es gilt die Vorurteile im Keim zu ersticken. Es muss sachlich richtig über das Coronavirus berichtet werden. Angst und Unsicherheit dürfen die Fakten nicht verzerren. Alle Zeugen solcher Anfeindungen müssen das Wort ergreifen! Wir wollen sicherstellen, dass die Menschen im FZJ, in NRW und in der Welt die Fakten (er)kennen. Greifen Sie beherzt ein, wenn Sie Zeuge von Diskriminierung werden. Das wird uns allen helfen, eine Kultur des Miteinander zu kultivieren und zu stärken. Es geht darum, der Bedrohung der Menschheit durch das Coronavirus gemeinsam entgegenzutreten!
Wir danken allen Menschen, die in dieser schwierigen Zeit Solidarität und Verständnis für die vom Coronavirus betroffenen Familien und auch für unsere asiatischen Kollegen aufbringen.
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