Laut dem jüngsten Konjunkturbarometer der IHK-Initiative Rheinland – bestehend aus den IHK-Bezirken Aachen, Bonn/Rhein-Sieg, Düsseldorf, Köln, Mittlerer Niederrhein, Niederrhein und Bergischer – könnte sich diese Entwicklung in den kommenden Monaten fortsetzen. Das legen die Angaben der rund 3.000 befragten Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistungen über ihre Geschäftserwartungen nahe. „Insgesamt sind die Erwartungen der Unternehmer nahezu ausgeglichen“, betont Bayer. „20 Prozent blicken optimistisch, 22 Prozent skeptisch in die Zukunft. Im Herbst haben die Skeptiker noch deutlicher überwogen.“ Dadurch ist der aus Lageurteilen und Erwartungen gebildete IHK-Konjunkturklimaindex um 2 Punkte auf insgesamt 108 gestiegen.
Auch in den einzelnen Branchen überwiegen zumeist positive Stimmen. Dabei bestehen nach wie vor Unterschiede zwischen eher inlands- beziehungsweise konsumorientierten und eher exportorientierten Branchen. Erstgenannte sind weiterhin im Konjunkturhoch, während Unternehmen in exportorientierten Branchen ihre Lage und Erwartungen verhaltener einschätzen. Denn die Exportaussichten sind weiter eingetrübt, wenn auch geringer als zuvor. Gründe für die skeptischen Einschätzungen sind nach wie vor bestehende oder drohende Handelsschranken, der noch nicht ausverhandelte Brexit, die Sanktionen gegen Russland sowie schwelende Konflikte in Nahost und am Persischen Golf.
„Darüber hinaus macht der Automobilindustrie der grundlegende Strukturwandel durch die Verkehrswende und die Klimadebatte zu schaffen“, erläutert Bayer. Weitere Beeinträchtigungen erwarten Unternehmer beispielsweise für den Wirtschafts- und Pendlerverkehr, verursacht durch die marode Verkehrsinfrastruktur und den enormen Investitionsstau der Deutschen Bahn. Ihre unternehmerischen Aktivitäten sehen die Befragten insgesamt durch das deutsche Klimapaket und den Ausstieg aus der Kohleverstromung belastet. „Angesichts dieser Vielzahl an negativen Faktoren zeigt sich die Wirtschaft erstaunlich robust“, freut sich der Geschäftsführer. Da die Beschäftigung bis zuletzt zugenommen hat, sich die Einkommen ordentlich entwickelten und Sparen bei niedrigen Zinsen weiter nicht lohnt, ist die Konsumlaune ungebrochen.
In der Einschätzung möglicher Konjunkturrisiken hat sich seit letztem Herbst bemerkenswert wenig getan. Trotz der belastenden außenwirtschaftlichen Faktoren nennen nur noch 21 Prozent der befragten Unternehmen, im Herbst noch 24 Prozent, und 41 Prozent, im Herbst 45 Prozent, aus der Industrie die Auslandsnachfrage als besonderes Risiko. Leicht zugenommen, von 34 auf 37 Prozent, haben dagegen Bedenken wegen steigender Arbeitskosten.
Auch wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen verursachen der Wirtschaft derzeit wenig Kopfzerbrechen – trotz der Diskussion um den Klimawandel, die bislang ungeregelte Energie- und Verkehrswende oder die immer wieder aufkommenden Zweifel am Fortbestand der Großen Koalition auf Bundesebene. Der Fachkräftemangel wird nahezu unverändert von jedem zweiten Unternehmer als Risiko eingeschätzt.
Die Wirtschaft hat ihre Planungen für Investitionen und Beschäftigung erstmals seit zwei Jahren nicht weiter zurückgenommen, sondern teils leicht nach oben korrigiert. Die Pläne liegen jeweils knapp im positiven Bereich, wobei sich auch hier die eher inlands- und die eher auslandsorientierten Branchen unterscheiden. In der Industrie sind die Beschäftigungspläne mit einem Saldo von mehr als zehn Punkten zum zweiten Mal nacheinander negativ. Im Handel sind sie in etwa ausgeglichen. Unter den Dienstleistern überwiegen expansionswillige Betriebe. Bayer bilanziert: „Bei den Investitionen ist auch in diesem Jahr kaum mit Dynamik zu rechnen. Ausgeglichenen Plänen in Industrie und Handel – wie schon vergangenen Herbst – stehen in etwas größerem Umfang Expansionsabsichten der Dienstleister gegenüber.“
Das Konjunkturbarometer Rheinland ist auf der Internetseite der IHK Aachen unter www.aachen.ihk.de/konjunkturbericht zu finden.