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Achim Maris

„Wenn ich einen Termin ausfallen lasse, beschwert sich keiner“ - spricht‘s und lacht, was er gerne und viel tut. Achim Maris ist Jülichs Vollstreckungsbeamter, ruht offensichtlich in sich, ist den Menschen zugewandt und grundsätzlich positiv gestimmt.Der sportliche Typ wirkt so gar nicht, wie man sich einen Gerichtsvollzieher vorstellt – denn das ist die landläufig bekannte Bezeichnung seines Berufsstandes. Dieser kümmert sich allerdings um private offene Rechnungen.

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Achim Maris kommt immer dann zum Einsatz, wenn öffentliche Forderungen wie Knöllchen, aber auch IHK-Beiträge, Steuern, Bußgelder oder Rundfunkgebühren nicht bezahlt werden. Die meisten Jülicher sehen ihn aber sicher nie, vermutet das Gegenüber. Und schon ist es wieder da, das spitzbübische Schmunzeln: „Nach vier Jahren ist man doch bekannt wie ein bunter Hund.“ Aber sicher doch nur in „gewissen Kreisen“? Nein, schüttelt der 42-Jährige den Kopf, der in diesen Tagen seinen 44. Geburtstag feiert. Säumige Zahler gebe es quer durch alle Schichten und auch „Stammkunden“. „Das fängt beim Selbständigen an, der die IHK-Beiträge nicht bezahlt hat – vielleicht auch nur vergessen hat zu bezahlen. Das sind sehr angenehme Termine, man kassiert das Geld und geht wieder.“ Da gibt es aber auch „Kunden“, die zahlungsunfähig sind.

„Redet mit uns. Sprechenden Menschen kann geholfen werden. Das ist so mein Credo in der Vollstreckung“, sagt Achim Maris, für den Kommunikation das A und O ist. „Wir wollen ja nichts Böses. Wir haben ein gemeinsames Ziel und finden bei 99,9 Prozent eine Lösung.“ Allerdings muss das Gegenüber auch mittun. Eine gewisse Trägheit stellt er fest, hat aber auch Menschen kennengelernt, die schlicht ungeübt sind, Verwaltungsvorgänge zu folgen. Sie bräuchten Unterstützung. „Ich bin so etwas zwischen Sozialarbeiter und Inkasso-Büro. Ich helfe auch gerne.“ Darum eben ist das Gespräch so wichtig. Es geht darum, eine für alle verträgliche Lösung zur Zahlung einer Rechnung zu finden. Das Zauberwort heißt Teilzahlungsvereinbarung. Das griff beispielsweise auch, als Achim Maris einmal mit einer 150.000 Euro-Forderung vor einer Türe stand. „Das war einer der einfachsten Kunden“, sagt er und erzeugt Verblüffung. Der Grundsatz ist, verbindliche Vereinbarungen zu treffen – ansonsten kommt Achim Maris mit dem „Kuckuck“. Das Pfandsiegel hat er immer in der Tasche. Ebenso wie seine Waffe.

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Regelmäßig besucht Achim Maris so genannte Eigensicherungsseminare beim Bund der Vollziehungsbeamten, der 620 Mitglieder in NRW zählt, und in dessen Vorstand Maris sitzt. Vermittelt wird, „wie wir uns im Notfall verhalten können, und hoffen, dass es nie dazu kommt“. Im vergangenen Dezember ist ein Kollege im Einsatz erstochen worden. Etwas, was den Ehemann und Vater einer Sechsjährigen nachdenklich macht. Bislang hat Maris kaum gewalttätige Auseinandersetzungen erlebt. Das so genannte „Gefahrenradar“ ist stets auf Sendung. Seit dem tödlichen Angriff gehört eine Schutzweste zu Maris Grundausstattung – auf Wunsch der Frau. Trotzdem ist ihm klar: 100-prozentigen Schutz gibt es nicht. Aber man werde sensibilisiert: So gibt der Vollstreckungsbeamte nicht mehr bei der Begrüßung unbefangen die Hand. Und er schaut sich gut um in den Wohnungen: Waffen hätten inzwischen viele Menschen zu Hause. „Die Notlösung ist immer der Rückzug“, sagt er sachlich.

Wie kommt man dazu, Vollstreckungsbeamter in Jülich zu werden? Heimweh ist die Antwort. Denn Achim Maris ist eine waschechte Muttkrat mit einem Jülicher Familienstammbaum, der bis ins Jahr 1200 und ein bisschen zurückgeht. In Jülich besuchte er nach der Realschule die höhere Handelsschule und absolvierte dann seine Ausbildung bei der Stadt Jülich. „Da muss es aber noch mehr geben“, war irgendwann die Erkenntnis, die in die Selbständigkeit als Versicherungsmakler führte. Und es muss auch ein „irgendwo Anders“ geben. Fünf Jahre lang war Berlin der Lebensmittelpunkt. Eine wichtige Zeit, denn schließlich lernte er dort die Frau an seiner Seite kennen. Als sich Nachwuchs ankündigte, ging es über Düsseldorf zurück „nach Hause“. „Den Bürgermeister konnte ich noch mitwählen“, sagt Achim Maris grinsend.

Inzwischen ist der Jülicher wieder ganz in der Heimat angekommen. Erst Mitte Februar ist er zum stellvertretenden Amtsleiter der Stadtkasse und der Vollstreckungsbehörde befördert worden. Demnächst kandidiert er für ein Kreistagsmandat. Er mag es, Verantwortung zu übernehmen, wenn er etwas bewegen kann. Wer aber mitreden möchte, der muss informiert sein, so seine Überzeugung. „Wenn man nicht nur laut rumposaunen möchte“ empfiehlt sich der Besuch in den öffentlichen Ausschuss- und Rats-Sitzungen im Rathaus, meint Achim Maris. Menschen wieder politisch zu interessieren, sieht er als Aufgabe. Nicht warten, bis die Leute auf einen zukommen, sondern auf sie zugehen: „Ich glaube, wir bekommen die Menschen nur, wenn wir zuhören, mit offenen Augen auf sie zugehen. Wir müssen die Gespräche suchen. Das ist anstrengend aber es geht meiner Ansicht nach nur über Kommunikation.“ Dabei fehlt es ihm nicht an selbstkritischer Betrachtung: „Ich diskutiere gerne: In einer schönen Diskussion gehen auf einer Seite irgendwann Argumente aus und das kann auch auf meiner Seite sein! Dann mach ich mir Gedanken darüber, ob meine Einstellung vielleicht nicht stimmt.“

Wie wichtig das Gespräche ist, das hat Achim Maris früh verstanden. „Wir machen uns viele Probleme selbst, weil wir nicht mehr miteinander reden oder respektvoll miteinander umgehen.“ Seine Eltern hatten in Koslar eine Kneipe. Da habe er nicht nur gelernt, dass man jeden grüßt auch wenn man ihn nicht kennt, sondern auch, was Weltoffenheit bedeutet. „Da wurde sich alles erzählt, das war ein Treffpunkt – und meine Eltern wussten immer, wenn ich Mist gebaut hatte“, sagt er lachend. Und da dürfte einiges zusammengekommen sein: Mit 7 Jahren ist Achim Maris bereits bei den Karnevalisten der „Fidelen Brüder“ aktiv geworden, war 1. Prinz Karneval im Ort und Mitbegründer Prinzengarde. „Die GKG ist mein Heimatkarnevalsverein und wird es auch immer bleiben“, betont Maris, der auch mal Geschäftsführer und Sitzungspräsident der „Fidelen Brüder“ war und als„Verbindungsoffizier“ zur Sitzung sogar aus Berlin eingeflogen kam. Heute gehört Achim Maris zusätzlich zur Jülicher KG Ulk. „Es ist nicht mehr immer alles so ,mein‘ Karneval – aber ich feiere ihn trotzdem“, spricht‘s und lacht, was er sichtlich gerne und viel tut.

Aber auf eins sollten die Jülicher trotzdem gefasst sein: Ab und zu schwingt Achim Maris auch den Hammer! „Immer dann, wenn in Jülich die Versteigerung der Fundsachen anstehen“, das darf nämlich nur er. In diesem Sommer wird er wieder seines Amtes walten – dann nur mit Hammer aber ganz ohne Kuckuck und ohne Weste.


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