Bisher hat das Mädchengymnasium an sich einen guten Eindruck auf sie gemacht. „I like it!“, sagt sie ganz zur Freude Hansbert Schruffs, stellvertretender Schulleiter. Aber besonders interessant findet sie, dass es am Gymnasium nur Mädchen gibt – ein Bild, dass sie aus den Vereinigten Staaten nicht kennt.
Ohne Deutschkenntnisse kam Mikayla mit dem Austauschprogramm CBYX nach Deutschland. Lediglich mit einer Sprachen-App hat sie sich auf den Aufenthalt vorbereitet. Aber zum Glück hat sie ihre Gastschwester. Sophia hat auch schon einen Auslandsaufenthalt hinter sich: In Minnesota, USA. Daher spricht sie fließend Englisch und ist die beste Unterstützung, die sich die junge Amerikanerin wünschen kann. Mit Einzelunterricht hilft ihr aber auch das MGJ dabei, die Sprache zu lernen und dank ihrer Mitschülerinnen kann Mikayla Deutsch in Gesprächen sehr gut verstehen und erweitert so auch ihren sprachlichen Horizont.
In dem halben Jahr, in dem sie bereits in Deutschland ist, konnte die Schülerin schon wesentliche Unterschiede zu ihrem Heimatland erkennen – sowohl schulisch, als auch außerschulisch. Beispielsweise kennt sie aus amerikanischen Schulen nur das System von A/B-Tagen, also Unterrichtstage, bei denen die Fächer wöchentlich rotieren. Dass in den meisten deutschen Schulen ein fester Stundenplan gilt, ist für sie eine neue Erfahrung.
Ebenso die offenen Grenzen innerhalb der EU. Etwas Besonderes war es für Mikayla als sie mit ihrer Gastmutter in die Niederlanden zum Einkaufen fuhr. Ein wenig seltsam für die Amerikanerin, denn für sie ist es unvorstellbar, nur für diesen Anlass das Land zu verlassen. Der „kleine Grenzverkehr“ wäre in den USA ein größerer Akt mit Grenzüberschreitung und Reisepass-Kontrolle.
Eine weitere Besonderheit, die Mikayla aus ihrer Heimat nicht kennt: Karneval. Ihre Gastfamilie hat ihr die „jecken Tage“ bereits schmackhaft gemacht. Sie freut sich darauf, das selbst einmal mitzuerleben – und hat damit gegenüber den anderen Programmteilnehmern einen Vorteil. „Das gibt es nur hier im Rheinland“, schwärmt Thomas Rachel (MdB). Fasching ist ja bekanntlich etwas ganz anderes.
Ein schneereicher Winter ist für Mikayla normal. Sie kommt aus der kleinen Stadt Underhill in Vermont, nahe der Stadt Burlington und der kanadischen Grenze – und dort schneit es jeden Winter. Umso mehr hat sie sich gefreut, als es für sie und die anderen Austauschschüler nach München ging und sie, anders als in dieser Region, endlich wieder Schnee sehen konnte.
Jetzt könnte man sich fragen: Was macht eine Amerikanerin in einer Europaschule? Geografisch hat die USA ja nicht viel mit Europa zu tun „Wir sehen das ‚Europaschule’ nicht so engstirnig“, sagt Hansbert Schruff. Das MGJ beschränkt sich also trotz des Titels nicht nur auf Europa, sondern heißt Menschen aus allen Regionen willkommen. Die Projekte in Afrika oder aber auch die amerikanische Schülerin seien dafür ein gutes Beispiel. „The doors are always open (zu deutsch: die Türen sind immer offen)“, zeigt sich der stellvertretende Schulleiter dankbar für die Möglichkeit, die amerikanische Schülerin im Gymnasium begrüßen zu können.
Durch das Programm „Congress Bundestag Youth Exchange (CBYX)“ sind insgesamt 50 ausländische Teilnehmer nach Deutschland gekommen. Dabei kamen sie zunächst gemeinsam in Hamburg an, wurden dann aber nach einem Monat in ihre Gastfamilien verteilt. CBYX ist das amerikanische Pendant zum „Parlamentarischen Patenschafts-Programms (PPP)“, bei dem zwischen der USA und Deutschland Jugendaustäusche ermöglicht werden. Teilnehmer des PPP erhalten ein Stipendium, bei dem Reise-, Versicherungs- und Programmkosten übernommen werden, und einen Bundestagsabgeordneten als Paten, die ihnen als Ansprechpartner zur Seite stehen. Mikaylas Patenschaft hat Thomas Rachel (MdB) übernommen. Er freut sich, dass sie den Weg nach Deutschland gefunden hat.
Sowohl der Bundestagsabgeordnete, als auch die Schülerin sind vom Programm sehr begeistert. Thomas Rachel freut sich, dass die jungen Austauschschüler aus den USA etwas mitnehmen können, aber auch die hier Lebenden viel von den Amerikanern lernen. Auch Mikayla freut sich darüber und hat schon einigen Freunden aus der Heimat empfohlen, sich mit dem Programm auseinander zu setzen. Damit sei sie ein „Ambassador“, also eine Botschafterin für PPP, scherzt Rachel.
Im Juni geht es für die junge Amerikanerin aber wieder zurück in die Vereinigten Staaten. Dort erwartet sie dann der High School-Abschluss, nachdem sie am Mädchengymnasium den letzten Kurs belegt hat. Danach hat sie schon große Pläne: Sie besucht das College in Boston – den Platz hat sie schon sicher. Ihr Ziel ist es, das College mit Krankenpflege als Hauptfach und Psychologie als Nebenfach abzuschließen.