Gott und den Menschen stets zugewandt, so kannten ihn die Jülicher sowie die vielen Wegbegleiter auch auf anderen Kontinenten und in anderen Religionsgemeinschaften. Im besten Sinne war er „aufsuchende Kirche“, ob als Seelsorger der Stephanusschule oder in früheren Jahren Hochschulseelsorger der Fachhochschule, an der er, der promovierte Theologe, auch Seminare gab, als Initiator des christlich-islamischen Gesprächskreises oder in Nigeria, wo er die Partnergemeinde in Umunumo, die die Weggemeinschaft Jülich-Süd seit 1999 pflegt, besuchte und dort Brunnen- und Schulbau selbst in Augenschein nahm.
Dr. Peter Jöcken pflegte die Gemeinschaft und genoss Auseinandersetzungen im besten Sinne. Ob theologisch, politisch oder gesellschaftskritisch: Diskussionen ging er nicht aus dem Weg. Immer war er klar im Wort: gegen unsoziale Politik, gegen rückwärtsgewandte Entscheidungen der Amtskirche, gegen die Entfremdung der Menschen von seinem Gott. Wenn nötig handelte er Messen mit den Mitgliedern von Maigesellschaften auch am Tresen aus. Schon als Gymnasiast hatte er nach eigenem Bekenntnis seine Berufung gespürt.
An der Universität Bonn studierte Dr. Peter Jöcken Philosophie und Theologie – unter anderem mit Joseph Ratzinger, den Pastor Jöcken sich nicht scheute, als Papst Benedikt XVI. zu kritisieren. Stationen seines Lebens waren nach dem Priesterseminar und der Weihe in Aachen die Kaplanszeit in Düren und das Pfarrvikariat in Aachen-Forst. Seine zweite große Liebe galt der Musik. Leben konnte er, der bis zuletzt gerne zum Cello griff, sie als Rektor der Kirchenmusikschule St. Gregorius-Haus in Aachen und Lehrer für Liturgik und Religionslehre der Kirchenmusiker-C-Ausbildung.
Seit 47 Jahren war das Jülicher Land für den gebürtigen Krefelder der Lebensmittelpunkt. Hier wirkte Dr. Peter Jöcken als Priester zuletzt in den sechs Gemeinden der Weggemeinschaft Jülich-Süd, in Bourheim, Kirchberg, Koslar, Krauthausen, Schophoven und Selgersdorf. Geschont hat sich der Vollblut-Seelsorger nie. Neben den priesterlichen Diensten in der Gemeinde und Sakramenten, die er spendete, engagierte er sich als Mitglied in rund 20 Vereinen, interreligiösen Gesprächskreisen auf lokaler und regionaler Ebene, war unter anderem Gründungsmitglied der Hospizgesellschaft und im Vorstand der Jülicher Gesellschaft gegen das Vergessen und für die Toleranz sowie Präses der Kolpingfamilie.
Ein tiefes Anliegen war ihm die Versöhnung der abrahamitischen Religionen. Bis zuletzt setzte er sich dafür ein, lernte sogar bei einem Imam arabisch mit dem Ziel, mit arabisch sprechenden Menschen Gottesdienst zu feiern. Wenn Pastor Jöcken etwas als seine Aufgabe erkannt hatte, wollte er sie 200-prozentig erfüllen. Für seine Vorträge und Predigten hatte er drei große Karteikästen mit Stichworten angelegt, in denen er Bücher und Artikel bibliographierte.
Atempausen fand Dr. Jöcken in der Benediktiner-Abtei Kornelimünster, wohin er sich auch gerne über die Karnevalstage hin zurückzog – nachdem er nicht wenige der Sitzungen der fünf Karnevalsgesellschaften besuchte, denen er in „seinen“ Gemeinden angehörte. Mit der Gitarre unter dem Arm „enterte“ er dort gerne die Bühne und stimmte selbstverfasste Schunkellieder an.
Auf seiner letzten Reise nach Indien hatte sich Pastor Jöcken einen Virus zugezogen, der einen langen Krankenhausaufenthalt erforderte. Schließlich schien er sich in einer Pflegeeinrichtung soweit erholt zu haben, dass er Anfang der vergangenen Woche nach Hause entlassen werden konnte. Dort ist er völlig überraschend gestorben.
„Ich bin sicher, irgendwann werden wir Dich vermissen: Deine Originalität, Dein Querdenkertum und Deine Kreativität“, hatte es Propst Josef Wolff zum goldenen Priesterjubiläum formuliert.
Um sich persönlich zu verabschieden, wird Dr. Peter Jöcken in der Kirche St. Martinus Kirchberg am Donnerstag, 30. Januar, von 11 bis 20 Uhr aufgebahrt. Um 18 Uhr wird zur Vesper die Totenwache gehalten. Das Auferstehungsamt wird in der Propstei- und Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt Jülich am Montag, 3. Februar, 14 Uhr, gefeiert, ehe die Beisetzung in Kirchberg um 15.30 Uhr stattfindet.